Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Perinawa
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von Perinawa » Fr 17.12.21 11:48

Timestheus hat geschrieben:
Fr 17.12.21 11:38
Wieso eigentlich rechtfertigen sich manche dafür (im Voraus), eine Münze zu posten die nicht super schön ist?
Woher kommt das eigentlich?
Das ist ja ansich keine Rechtfertigung, aber eine Floskel, die sich irgendwie "eingebürgert" hat. Zugegeben benutze ich sie selbst häufig.

Alternativ könnte ich es ja mal anders versuchen:

"Mein Neuerwerb... schicke Dezentrierung, geile Korrosion" :wink:

Im Ernst.. da hast du schon nicht ganz unrecht.
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von T........s » Fr 17.12.21 12:08

Perinawa hat geschrieben:
Fr 17.12.21 11:48
Im Ernst.. da hast du schon nicht ganz unrecht.
Ist nicht böse von mir gemeint - aber ist mir wirklich aufgefallen, dass man sich hier oft entschuldigt beim Posten einer nicht so perfekten Münze. Da frage ich mich schon - wieso fühlt der Eine oder Andere sich (hier) dazu genötigt?
Perinawa hat geschrieben:
Fr 17.12.21 11:48
"Mein Neuerwerb... schicke Dezentrierung, geile Korrosion" :wink:
Jetzt musste ich vor dem Rechner lauthals lachen :lol:
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von Numis-Student » Fr 17.12.21 12:51

Timestheus hat geschrieben:
Fr 17.12.21 11:38

Ich kenne sonst kein Hobby bei dem das so ist. Ja sorry Leute, ich weiß, mein Tennisschläger ist schon bisschen älter, tut mir echt leid. Ah ja den Sattel habe ich auch schon 10 Jahre - aber ich hoffe ist ok, wenn ich trotzdem mit Euch ausreite. Ja meine Gaming Tastatur ist schon etwas abgegriffen - aber darf ich trotzdem mit Euch mitzocken?
Das kannst Du so nicht vergleichen. Tennisschläger, Sattel und Tastatur sind ja nur Werkzeug.

Auf uns bezogen müsste die Frage also korrekt lauten: "Sorry, ich habe meinen Bebakasten gebraucht gekauft, darf ich euch trotzdem eine Münze daraus zeigen ?" :wink:
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von Perinawa » Fr 17.12.21 13:00

Numis-Student hat geschrieben:
Fr 17.12.21 12:51
Auf uns bezogen müsste die Frage also korrekt lauten: "Sorry, ich habe meinen Bebakasten gebraucht gekauft, darf ich euch trotzdem eine Münze daraus zeigen ?"
:lol:

"Und darf ich alte gebrauchte Münzen trotzdem in einem nagelneuen Kasten unterbringen?" :D :wink:
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von Numis-Student » Fr 17.12.21 13:03

Die Sache ist doch die: es gibt viele verschiedene Sammler, verschiedene Sammlertypen... Und auch die Personen dahinter sind, bis auf ein gemeinsames Hobby, vollkommen unterschiedliche Typen, haben einen verschiedenen Hintergrund, egal ob es jetzt um "Bildung", Finanzen, den Umgang mit historischen Zeugnissen geht.
Ein Schüler mit knappem Taschengeld MUSS anders sammeln als ein Mensch, der schon 40 Jahre Erfahrung hat, einen gutbezahlten Job hatte und jetzt eine gute Rente bezieht.

Genauso will der Eine möglichst breit sammeln, der Andere spezialisiert sich mehr und mehr.

Es gibt also viele Möglichkeiten, FÜR SICH richtig zu sammeln, und nur wenige, die objektiv falsch sammeln, und denen man versuchen kann, soweit zu helfen, dass sie selbst erkennen können, was ihnen selbst besser gefällt und ihnen auch mehr Erfüllung bringt.
Ich denke da in erster Linie an Sammler, die zahlreiche, nicht erkannte Fälschungen haben, (oder Verfälschungen, nachgeschnittene Münzen). Und, auch an Leute, die kiloweise Spätrömer anhäufen, auf denen so gut wie nichts zu erkennen ist.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von antoninus1 » Fr 17.12.21 13:04

Timestheus hat geschrieben:
Fr 17.12.21 12:08
..
Ist nicht böse von mir gemeint - aber ist mir wirklich aufgefallen, dass man sich hier oft entschuldigt beim Posten einer nicht so perfekten Münze. Da frage ich mich schon - wieso fühlt der Eine oder Andere sich (hier) dazu genötigt?
...
Das Entschuldigen ist eher typisch für Sammler. Zum einen stapelt man lieber tief (und hofft auf ein "die ist doch schön, was hast Du denn?") und zum anderen ordnen sich viele Sammler dem Ratschlag "Lieber Klasse statt Masse" unter, ohne zu differenzieren (z.B. Kaiserreich <-> Provinz).
Als Provinzsammler habe ich ein dickes Fell entwickelt. Wie oft wurde ich schon an meinem Sammlerstammtisch gefragt, warum ich sooo etwas kaufe, wenn ich einen mäßig erhaltenen (aber numismatisch interessanten) Provinz-Antoninus vorstellte :)
Manchmal frage ich zurück, warum der andere den so einen langweiligen häufigen vorzüglichen Hadrian kaufe :wink:

Aber mal generell: wohlwollende Kritik (im Sinne von sachlicher Einschätzung) an manchen vorgestellten Münzen sollte schon erlaubt sein. Es sollte nur nicht darum gehen, mäßig erhaltene Münzen dem Käufer madig zu machen und abzuqualifizieren, sondern z.B. darum, den Anfänger davor zu bewahren, zuviel für eine mäßig erhaltene Münze auszugeben.
Gruß,
antoninus1

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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von antoninus1 » Fr 17.12.21 13:07

Perinawa hat geschrieben:
Fr 17.12.21 13:00
Numis-Student hat geschrieben:
Fr 17.12.21 12:51
Auf uns bezogen müsste die Frage also korrekt lauten: "Sorry, ich habe meinen Bebakasten gebraucht gekauft, darf ich euch trotzdem eine Münze daraus zeigen ?"
:lol:

"Und darf ich alte gebrauchte Münzen trotzdem in einem nagelneuen Kasten unterbringen?" :D :wink:
Und das gibt´s ja wirklich, dass manche Sammler die "proletischen Plastikdinger" ablehnen. Da darf es nur Mahagoni sein :D
Gruß,
antoninus1

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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von T........s » Fr 17.12.21 13:20

Numis-Student hat geschrieben:
Fr 17.12.21 13:03
Es gibt also viele Möglichkeiten, FÜR SICH richtig zu sammeln, und nur wenige, die objektiv falsch sammeln, und denen man versuchen kann, soweit zu helfen, dass sie selbst erkennen können, was ihnen selbst besser gefällt und ihnen auch mehr Erfüllung bringt.
Absolut. Ich definiere das für MICH. Kann aber diese Kriterien nicht für Andere voraussetzen. Das fände ich - respektlos und unhöflich - da ich die Hintergründe des "wieso" nicht einschätzen kann. Aber anscheinend wird es eben doch nicht nur für einen selbst bewertet - denn wenn es hier egal wäre - würde der Eine oder Andere ja sich nicht vorauseilend entschuldigen.
antoninus1 hat geschrieben:
Fr 17.12.21 13:04
Das Entschuldigen ist eher typisch für Sammler. Zum einen stapelt man lieber tief (und hofft auf ein "die ist doch schön, was hast Du denn?") und zum anderen ordnen sich viele Sammler dem Ratschlag "Lieber Klasse statt Masse" unter, ohne zu differenzieren...
Ich habe aber schon einige PN Unterhaltungen hier inzwischen geführt mit dem Tenor, dass diese Personen sich nicht trauen diese Münzen zu posten "ich würde ja auch gerne mal den XY zeigen, aber ich traue mich hier nicht..." - und das finde ich eher schade. Und das muss ja irgendwoher kommen.
antoninus1 hat geschrieben:
Fr 17.12.21 13:04
Aber mal generell: wohlwollende Kritik (im Sinne von sachlicher Einschätzung) an manchen vorgestellten Münzen sollte schon erlaubt sein. Es sollte nur nicht darum gehen, mäßig erhaltene Münzen dem Käufer madig zu machen und abzuqualifizieren, sondern z.B. darum, den Anfänger davor zu bewahren, zuviel für eine mäßig erhaltene Münze auszugeben.
Aber sicher doch! Sachliche Kritik oder Hilfe ist doch immer gut. Aber wie gesagt - ich will da aber jetzt deswegen kein Fass aufmachen ich erwähne es nur als Beispiel - mir hat man auch schon barsch verdeutlicht, dass ich da Mist gekauft habe und man es nicht versteht, wie man diese zwei Münzen kaufen kann und dass man - wenn das so weiter geht mit meinen Käufen - die Tendenz klar ist, dass die Qualität meiner Sammlung den Bach runter geht. Und dabei waren das zwei SS/VF Stücke. Und das war keine sachliche Kritik - das war abschätzend formuliert. Aber wie gesagt - biztte daraus kein Fass machen - es verdeutlicht nur die Situation.

Ich habe da vor Tagen entsprechend reagiert mit ner Ansage und gut ist. Andere stille Mitleser denken sich ihren Teil "oh je - wenn der schon wegen 2 SS/VF Stücken so angemacht wird, dann lasse ich es lieber mit meinen Stücken".

Wir geschrieben. Finde ich schade. Und nochmals - da viele sich im Voraus entschuldigen und auch einige sich nicht trauen ihre Stücke zu posten - gehe ich schon davon aus, dass das einen entsprechenden Hintergrund hat.


Vielleicht - man darf da auch nicht alle über einen Kamm scheren - ist Numismatik zu einem gewissen Teil auch elitär?!
Das Hobby ist ja nicht gerade billig, wenn man entsprechende Stücke sammelt.
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von Numis-Student » Fr 17.12.21 13:29

An Alle, die sich nicht trauen, Münzen zu zeigen: Bitte zeigt eure Münzen !!!

Jede Münze, die bestimmbar ist, ist es auch wert, in einer Sammlung zu liegen. Und jede Münze, die in einer Sammlung liegt, kann auch hier gezeigt werden !

Natürlich, es wird nicht jede Münze mit Kommentaren versehen, aber bei jeder besteht doch die Möglichkeit, dass daraus eine Diskussion entstehen kann, sei es, über eine ungewöhnliche Rückseite, ein schönes Portrait oder was auch immer.

Also, zeigt her eure Münzen !!
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von antoninus1 » Fr 17.12.21 13:46

Timestheus hat geschrieben:
Fr 17.12.21 13:20
...
Vielleicht - man darf da auch nicht alle über einen Kamm scheren - ist Numismatik zu einem gewissen Teil auch elitär?!
Das Hobby ist ja nicht gerade billig, wenn man entsprechende Stücke sammelt.
Das ist eine interessante Frage.
Allgemein würde ich Numismatik/Münzensammeln nicht als elitär sehen. Aber das Sammeln von antiken Münzen?
Da könnte schon eine Rolle spielen, dass früher sich nur Wohlhabende und/oder Leute mit Zugang zu höherer Bildung überhaupt dafür interessieren konnten. Die typischen Sammler waren früher Fabrikanten, Ärzte und Griechisch- und Lateinlehrer :)
Die bessere allgemeine Bildung und das Internet haben das Sammeln demokratisiert. Und da kann es schon sein, dass manche höheren Herrschaften etwas darunter leiden und sich durch Einsatz von viel Geld abheben zu meinen müssen.
Gruß,
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 17.12.21 13:53

antoninus1 hat geschrieben:
Fr 17.12.21 13:04
...
Das Entschuldigen ist eher typisch für Sammler. Zum einen stapelt man lieber tief (und hofft auf ein "die ist doch schön, was hast Du denn?")
...
"Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab' ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin.
Zum andern denken sich die Leut':
Der Mann ist lauter Redlichkeit!
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen.
Und viertens hoff' ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus."

- Wilhelm Busch
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von antoninus1 » Fr 17.12.21 13:57

:D :D :D
So kann man´s auch ausdrücken.
Gruß,
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von Perinawa » Fr 17.12.21 14:05

antoninus1 hat geschrieben:
Fr 17.12.21 13:46
Allgemein würde ich Numismatik/Münzensammeln nicht als elitär sehen. Aber das Sammeln von antiken Münzen?
Elitär sind wir nur in den Augen derjeniger, die keine Ahnung haben.

Es gibt genug Sammler moderner Medaillen, die für ihre wertlosen Teile mehr Geld bezahlen als mancher Antikensammler. Und nicht zu vergessen: Auf der Wertsteigerungs-ranking-Liste stehen antike Münzen ziemlich weit oben.

Also da bin ich doch gerne "elitär" 8)
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von dictator perpetuus » Fr 17.12.21 18:09

Eigentlich würde ich Münzen sammeln nicht als elitär bezeichnen. Studenten, Schüler, Hartz4-Empfänger, Niedrigverdiener etc. können sich auch alle römische Münzen leisten, nur eben nicht die spektakulären oder eben nicht so viele. Wahrscheinlich ist der Bildungsstand und das Einkommen bei Münzsammlern im Schnitt etwas höher als im Durchschnitt, aber sicher längst nicht bei allen.

Golf spielen, Klavier spielen, Reiten, Radrennen fahren, Motorsport und vieles mehr ist dagegen zwangsläufig immer teuer. Ein Sammlung von 50 römischen Münzen kann eben 500€ wert sein oder 10 Millionen. Jeder, wie er kann und mag.
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Re: Selbstreflexion: wie sammeln wir Römer ?

Beitrag von Chandragupta » Di 21.12.21 20:42

Hallo in die Runde,

ein hoch interessanter, thematisch vielfältiger Thread, da will ich auch mal meinen "Senf" dazu geben... :)

Ja, jeder von uns sammelt anders, mit jeweils anderen Schwerpunkten und mit anderen (materiellen) Voraussetzungen. Obwohl ich, als ich noch berufstätig war, als IT-Experte etwas über dem "Einkommens-Median" verdient habe, würde ich mich nicht als "reich" bezeichnen: Ich wohne in einer eher kleinen Wohnung zur Miete im billigen Osten, habe nie ein Auto besessen, kaum je "teuren Urlaub" gemacht, auch nicht mein Geld in irgendwelche Kneipen getragen, sondern wirklich fast alles seit ca. 45 Jahren in meine geliebten Münzen investiert. Die Numismatik ist eben mein einziges richtiges Hobby. (Okay, ich mag auch mechanische Luxusuhren sehr ... aber das ist eher so eine Neben-Liebhaberei von mir ...)

Dennoch besteht meine Sammlung nicht nur aus "teuren Luxusmünzen"; auch wenn ich mir eine zahlenmäßig kleine solche durchaus zusammentragen könnte. Denn für mich ist stets die historische Aussage "hinter den Münzen" interessant. Und da können manch unscheinbare Münzen wesentlich mehr Gehalt haben, als irgendwelche superteuren Prachtstücke (wie dieser berühmt-berüchtigte Hadrian-Sesterz, der nur wegen seines Stiles für ca. 2 Mio. Franken verauktioniert wurde...)

Andererseits hatte ich schon immer ein besonderes Faible für Goldmünzen, und die sind - wenn antik - wirklich oft verdammt teuer (oder, als Byzantiner, eher langweilig :| ) ... trotzdem gibt es welche, die sich auch ein "Normalverdiener" durchaus leisten konnte (und immer noch kann). Nur sind das dann eben keine "geleckten Investorenmünzen" in vz-prfr., von feinstem Stil (und oft - z.T. hervorragendst und damit für Sammler hochgefährlich! - gefälscht/verfälscht [gestopfte Löcher!] ... weil sich's bei solchen Beträgen einfach lohnt).

Ich möchte hier mal ein solches Beispiel aus dem Römer-Bereich vorstellen:

Gallienus_Binio_MIR1093c_Av.jpg
Gallienus_Binio_MIR1093c_Rv.jpg

Technische Daten dieses Binios: 3,763 g, Durchmesser 19 ... 20,5 mm; Göbl MIR 1093c (Mzst. Mailand, 4. Emission, 262/3 u.Z.)

Zunächst einmal greife ich die Anregung von Perinawa oben auf, die "Macken" möglichst marktschreierisch herauszustellen (über diese Idee habe ich mich übrigens köstlich amüsiert :wink: ):
"Beachtet das wahnsinnig unregelmäßige Loch, die vielen, nicht nur dezenten Kratzer, den welligen Schrötling, und auf dem Revers den unendlich flauen Stempel von primitivstem Stil, der die erwähnten Kratzer noch zusätzlich betont!"
... also alles andere als eine typische Investoren-Münze! :wink:

Trotzdem ist das für mich einer meiner absoluten Lieblings-Römer aus meinem Lieblings-Metall. Jedem Römer-Kenner ist zunächst sofort klar, daß das kein "typischer Aureus/Binio" ist: Für eine reguläre Goldprägung ist vor allem der Revers-Stil viel zu primitiv. Diese Münze ist definitiv aus Antoninian-Stempeln geprägt worden, und folgerichtig kennt Göbl im MIR vom typ- und stilgleichen Antoninian ca. 250 Expl., gegenüber nur 4 aus Gold.

Zum geschichtlichen Hintergrund: Hier hat es wohl eine Kampf-Aktivität der norditalienischen Truppen gegeben (sicher gegen Postumus' Gallisches Teilreich; die Quellenlage ist hier bekanntlich sehr mager), und die Legionäre wollten als Donatio nicht die schon total entwerteten Billon-/AE-Antoniniane haben, sondern Gold. Das mußte also her! Und zwar sofort!! Also wurde mit den vorhandenen Antoninian-Stempeln diese (sicher im Original nur sehr kleine) Serie geprägt. Sozusagen eine Art "Notmünzen aus Gold" (so ähnlich wie die berühmten "Elefanten": 15 Rupien aus Deutsch-Ostafrika von 1916). Das Loch ist garantiert zeitgenössisch: Der mit dieser Münze belohnte Soldat hat sie dann wohl als Schlachtandenken um den Hals getragen (weshalb auch der Revers zusätzlich zum eh schon flauen Stempel noch ganz besonders abgenutzt ist).

Tja, und ca. einunddreiviertel Jahrtausend später hat sie ein sächsischer Informatiker Anno 2009 auf einer Berliner Auktion erworben (übrigens inkl. Aufgeld für unter 1000,- € .... jaja, laaaang ist''s her :lol: ....), und der erfreut sich nun daran. Habent sua fata nummi. :D
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Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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