Indische Zählbretter

Alles vom Asiatischen Kontinent bis nach Australien
Antworten
Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 24062
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 11654 Mal
Danksagung erhalten: 6484 Mal

Indische Zählbretter

Beitrag von Numis-Student » Sa 18.01.25 22:14

Peter43 hat geschrieben:
Fr 22.10.04 16:56
Der sog. Abacus

Hier ist ein zweites Beispiel: Der berühmte Abacus! Als Beispiel benutze ich folgende Münze von Philipp I. Arabs 244-249:
RIC IV, 38(b): C.87
AR - Antoninian, 5.4g, 23mm, Rom 244-247
Av. IMP M IVL PHILIPPVS AVG
Büste drapiert und geharnischt, Kopf mit Strahlenkrone n.r.
Rv. LIBERALITAS AVGG II
Liberalitas steht n.l., hält Abacus und Cornucopiae
hübsches VZ

Die Bezeichnung 'Abacus' ist einfach falsch. Abacus ist ein antikes Rechenbrett. Hier handelt es sich in Wahrheit aber um ein Gerät zum Abzählen von Münzen. Es hatte den Zweck, eine vorherbestimmte Menge von Münzen schnell und genau zu verteilen, als Geldgeschenk an die Soldaten, sog. 'largitio' oder Liberalitas.

Der falsche Name stammt aus einer Zeit, als der Zweck dieses Gerätes noch nicht bekannt war. Allerdings ist bekannt, daß in Indien noch lange ein ähnliches Gerät zum gleichen Zweck benutzt wurde.

Dazu 2 Bemerkungen:
(1) Die konstante Darstellung dieses Gerätes zeigt, daß die 'largitio' normalerweise in Denaren bestand. Wie wir aus der Literatur wissen, war die übliche Menge zwischen 50-200 Denaren, d.h. 2 bis 8 Aurei oder 200-800 Sesterzen. Zum Abzählen von 2-8 Aurei brauchte man wohl kein Gerät, die konnte man leicht mit der Hand abzählen und verteilen. 200-800 Sesterzen mit einem Gewicht von 5-20 Kilo sind zuviel, allein von der Menge und dem Gewicht! Aber solch ein 'Münzzähler' war gut geeignet dafür, schnell eine Zahl von 50-200 Denaren abzuzählen und zu verteilen!
(2) Genau die gleichen Münzzählgeräte wurden in Indien bis in unsere Tage benutzt. Ein solcher moderner Münzzähler aus Indien war abgebildet in dem Artikel, der das römische Gerät zum erstenmal korrekt identifizierte.
(Quelle: Curtis Clay)

Zur Münze: Das Geldgeschenk, auf das sich die Münze bezieht, wurde verteilt zur Feier der Ankunft der kaiserlichen Familie in Rom 245. Es war die 2.Liberalitas des Kaisers! So kann man das Ausgabedatum noch mehr eingrenzen.

Mit freundlichen Grüßen
Heute sind mir zwei dieser Zählbretter zugelaufen...
Ich vermute, weniger römisch und mehr indisch ;-)
Dateianhänge
sp2_detail.jpg
sp2.jpg
sp1.jpg
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Benutzeravatar
Erdnussbier
Beiträge: 2640
Registriert: So 23.09.12 16:10
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 746 Mal
Danksagung erhalten: 840 Mal

Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen

Beitrag von Erdnussbier » Sa 18.01.25 22:17

8O

Gratulation.
So eines will ich auch mal haben.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Erdnussbier für den Beitrag:
Numis-Student (Sa 18.01.25 22:19)
Suche Münzen & Medaillen aus Braunschweig-Wolfenbüttel 1685-1704

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 24062
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 11654 Mal
Danksagung erhalten: 6484 Mal

Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen

Beitrag von Numis-Student » Sa 18.01.25 22:19

sp2 = 144 Münzen
sp1 = ebenfalls 144 Münzen

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Benutzeravatar
Zwerg
Beiträge: 7029
Registriert: Fr 28.11.03 23:49
Wohnort: Limburg
Hat sich bedankt: 444 Mal
Danksagung erhalten: 1687 Mal

Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen

Beitrag von Zwerg » Sa 18.01.25 22:30

Und damit sind wir beim Duodezimalsystem (144 = 12x12)

Ich habe übrigens bisher Nichts bei Google gefunden - die Dinger waren mir bisher völlig unbekannt

Grüße
Klaus
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 24062
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 11654 Mal
Danksagung erhalten: 6484 Mal

Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen

Beitrag von Numis-Student » Sa 18.01.25 22:36

Diwidat hatte hier mal ein ähnliches gezeigt:
--> viewtopic.php?t=54784
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Benutzeravatar
Erdnussbier
Beiträge: 2640
Registriert: So 23.09.12 16:10
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 746 Mal
Danksagung erhalten: 840 Mal

Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen

Beitrag von Erdnussbier » Sa 18.01.25 22:38

Hier mehr Beispiele:
http://navonanumis.blogspot.com/2016/01 ... -from.html
Das es die gibt hatte ich schon mal gelesen, aber ich habe bisher noch nie eins zum Kauf irgendwo gesehen.

Grüße Erdnussbier

PS: Die Dinger gibt es ja auch heute noch in genau dieser Form dann meist nur aus Plastik um Tabletten oder ähnliches abzuzählen.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Erdnussbier für den Beitrag:
Numis-Student (Sa 18.01.25 22:43)
Suche Münzen & Medaillen aus Braunschweig-Wolfenbüttel 1685-1704

Benutzeravatar
Zwerg
Beiträge: 7029
Registriert: Fr 28.11.03 23:49
Wohnort: Limburg
Hat sich bedankt: 444 Mal
Danksagung erhalten: 1687 Mal

Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen

Beitrag von Zwerg » Sa 18.01.25 22:52

Die Zählbretter in den Beispielen zeigen immer Mengen im Dezimalsystem !

Grüße
Klaus
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 24062
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 11654 Mal
Danksagung erhalten: 6484 Mal

Re: Historische Fehler bei Münzbeschreibungen

Beitrag von Numis-Student » Sa 18.01.25 23:33

ja, möglicherweise lässt sich damit durch Spezialisten noch die Verwendung geographisch und/oder regional enger eingrenzen.
Ich hätte ja den Verdacht, dass das Duodezimalsystem mit dem Machtbereich der Engländer zu tun haben KÖNNTE.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Benutzeravatar
Zwerg
Beiträge: 7029
Registriert: Fr 28.11.03 23:49
Wohnort: Limburg
Hat sich bedankt: 444 Mal
Danksagung erhalten: 1687 Mal

Re: Indische Zählbretter

Beitrag von Zwerg » Sa 18.01.25 23:43

Daran habe ich auch gedacht
12 Pennies waren ein Shilling. Aber 20 Shilling ein Pound - damit 240 Pennies ein Pound.
Passt nicht so ganz
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 24062
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 11654 Mal
Danksagung erhalten: 6484 Mal

Re: Indische Zählbretter

Beitrag von Numis-Student » Sa 18.01.25 23:50

Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 8237
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 650 Mal
Danksagung erhalten: 1212 Mal

Re: Indische Zählbretter

Beitrag von KarlAntonMartini » So 19.01.25 09:11

Für südindische Fanams gibt es sowas, ich muß in meiner Literatur suchen...
Münzsammler seit 60 Jahren. Mitglied im Numismatischen Verein zu Dresden und der Oriental Numismatic Society.

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 24062
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 11654 Mal
Danksagung erhalten: 6484 Mal

Re: Indische Zählbretter

Beitrag von Numis-Student » So 19.01.25 09:42

Unter der Lupe sind auf der Rückseite Silberpartikel erkennbar, ich würde also die goldenen Fanams ausschliessen.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Benutzeravatar
antoninus1
Beiträge: 5458
Registriert: Fr 25.10.02 09:10
Wohnort: bei Freising
Hat sich bedankt: 261 Mal
Danksagung erhalten: 1068 Mal

Re: Indische Zählbretter

Beitrag von antoninus1 » So 19.01.25 10:45

Hier wurden mal Palakas angeboten, mit denen Chukrams (ein Silbernominal?) gezählt wurden:

https://www.bombayauctions.com/viewlot. ... &lotno=777

Schätzung 100000 - 110000 Rupien, wenn ich die Kommas richtig interpretiere.
Palaka.jpg
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor antoninus1 für den Beitrag:
Numis-Student (So 19.01.25 17:31)
Gruß,
antoninus1

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 8237
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 650 Mal
Danksagung erhalten: 1212 Mal

Re: Indische Zählbretter

Beitrag von KarlAntonMartini » So 19.01.25 14:21

antoninus1 hat geschrieben:
So 19.01.25 10:45
Hier wurden mal Palakas angeboten, mit denen Chukrams (ein Silbernominal?) gezählt wurden:

https://www.bombayauctions.com/viewlot. ... &lotno=777

Schätzung 100000 - 110000 Rupien, wenn ich die Kommas richtig interpretiere.

Palaka.jpg
Wurden dann nicht verkauft. - Chukrams waren aus Silber, 28 Chukrams = 1 Rupie. D.h. die Zählbretter waren auf die Stückzahl ausgerichtet, nicht auf eine Währungseinheit. Die Anwendung war so, daß eine Menge Münzen auf dem Brett ausgeschüttet wurden, dann das Brett gerüttelt, bis alle Mulden besetzt waren. Grüße KarlAntonMartini
Münzsammler seit 60 Jahren. Mitglied im Numismatischen Verein zu Dresden und der Oriental Numismatic Society.

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 24062
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 11654 Mal
Danksagung erhalten: 6484 Mal

Re: Indische Zählbretter

Beitrag von Numis-Student » So 19.01.25 17:32

antoninus1 hat geschrieben:
So 19.01.25 10:45
Hier wurden mal Palakas angeboten, mit denen Chukrams (ein Silbernominal?) gezählt wurden:

https://www.bombayauctions.com/viewlot. ... &lotno=777

Schätzung 100000 - 110000 Rupien, wenn ich die Kommas richtig interpretiere.

Palaka.jpg
110.000 Rupien sind doch gute 1.200€ 8O

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder