Heute sind mir zwei dieser Zählbretter zugelaufen...Peter43 hat geschrieben: ↑Fr 22.10.04 16:56Der sog. Abacus
Hier ist ein zweites Beispiel: Der berühmte Abacus! Als Beispiel benutze ich folgende Münze von Philipp I. Arabs 244-249:
RIC IV, 38(b): C.87
AR - Antoninian, 5.4g, 23mm, Rom 244-247
Av. IMP M IVL PHILIPPVS AVG
Büste drapiert und geharnischt, Kopf mit Strahlenkrone n.r.
Rv. LIBERALITAS AVGG II
Liberalitas steht n.l., hält Abacus und Cornucopiae
hübsches VZ
Die Bezeichnung 'Abacus' ist einfach falsch. Abacus ist ein antikes Rechenbrett. Hier handelt es sich in Wahrheit aber um ein Gerät zum Abzählen von Münzen. Es hatte den Zweck, eine vorherbestimmte Menge von Münzen schnell und genau zu verteilen, als Geldgeschenk an die Soldaten, sog. 'largitio' oder Liberalitas.
Der falsche Name stammt aus einer Zeit, als der Zweck dieses Gerätes noch nicht bekannt war. Allerdings ist bekannt, daß in Indien noch lange ein ähnliches Gerät zum gleichen Zweck benutzt wurde.
Dazu 2 Bemerkungen:
(1) Die konstante Darstellung dieses Gerätes zeigt, daß die 'largitio' normalerweise in Denaren bestand. Wie wir aus der Literatur wissen, war die übliche Menge zwischen 50-200 Denaren, d.h. 2 bis 8 Aurei oder 200-800 Sesterzen. Zum Abzählen von 2-8 Aurei brauchte man wohl kein Gerät, die konnte man leicht mit der Hand abzählen und verteilen. 200-800 Sesterzen mit einem Gewicht von 5-20 Kilo sind zuviel, allein von der Menge und dem Gewicht! Aber solch ein 'Münzzähler' war gut geeignet dafür, schnell eine Zahl von 50-200 Denaren abzuzählen und zu verteilen!
(2) Genau die gleichen Münzzählgeräte wurden in Indien bis in unsere Tage benutzt. Ein solcher moderner Münzzähler aus Indien war abgebildet in dem Artikel, der das römische Gerät zum erstenmal korrekt identifizierte.
(Quelle: Curtis Clay)
Zur Münze: Das Geldgeschenk, auf das sich die Münze bezieht, wurde verteilt zur Feier der Ankunft der kaiserlichen Familie in Rom 245. Es war die 2.Liberalitas des Kaisers! So kann man das Ausgabedatum noch mehr eingrenzen.
Mit freundlichen Grüßen
Ich vermute, weniger römisch und mehr indisch
