Hallo Friedberg,
friedberg hat geschrieben: ↑
Heutzutage liegt uns doch nur noch ein verschwindend geringer Bruchteil dieser Stücke überhaupt vor.
Die Annahme das diese mehrheitlich weitestgehend mau und oder in unterdurchschnittlicher Qualität
ausgeprägt wurden beruht auf eben diesem verschwindend geringen Bruchteil.
Meiner bescheidenen Ansicht nach "ganz dünnes Eis" 8)
zunächst: ich beschäftige mich zwar nun schon seit etwa 45 Jahren mit Münzen, allerdings viele Jahre davon nur als Nebengebiet. Ich sammle "sehr breit gestreut". Daher meine Anmerkungen und Gedanken nicht allzu Ernst nehmen.
Natürlich kann man aus der Marktbeobachtung zwar seine Schlüsse ziehen, aber keine Beweiskraft ableiten.
Ich denke mir bei Kippermünzen aber oft, daß hier speziell einfach mehrere Faktoren zusammenkommen, was eine, sagen wir mal „ungelungene Ausprägung“ erklären
kann.
Ettliche der Kippermünzstätten wurden ja nur ganz kurze Zeit betrieben, meistens gab es ja schnell Ärger zwischen dem Münzmeister und dem Münzherrn, weil die Münzen bei der Probe durchfielen. Viele Stätten wurden gleich illegal als Heckenmünzen betrieben, deren Erzeugnisse schon in Richtung Falschgeld zu verorten sind.
Sieht man sich die Darstellung bspw. der Reichsadler usw. an, die retrograden Buchstaben, „Schreibfehler“ usw., waren wohl oft die Stempelschneider nicht sehr geschickt oder kundig. Es mußte schnell gehen - lange wurden die unterwertigen Münzen wohl nicht angenommen vom Markt.
Ein „schönes“ Beispiel sind vielleicht diese einseitigen Pfennige aus St. Gallen:
Mutmaßlich alle aus dem Anfang des 17. Jh.
Es sind vielleicht nicht direkt „Kippermünzen“, aber in ihrer Qualität und ihrem Feingehalt sicher gut mit diesen vergleichbar. Alle sind wohl umgelaufen und zeigen dadurch Verschleiß. Aber sie zeigen auch die Bandbreite in Bezug auf ihre Ausprägung. Selbst als sie stempelfrisch waren, sahen einige Exemplare sicher schon gruselig aus. Die Münzen oben zeigen klar den Bären als Wappentier. Das Exemplar unten rechts sieht aus, als wäre eine überfahrene Kröte dargestellt worden
Konnte es der Stempelschneider einfach nicht besser? Hatte er einen im Tee? Sind das z.T. falsche Münzen? Schwierig…
Aber selbst bei einigen Großsilbermünzen gibt es welche, die, warum auch immer, eigentlich stets „grottig“ ausgeprägt oder erhalten zu finden sind. Die Patagone aus Brabant fallen mir da sofort ein:
https://www.ma-shops.de/agola/item.php?id=196
Und ein Exemplar von mir:
Hier vermute ich irgendeinen technischen Fehler bei der (Walzen- ?) Prägung. Stets rissig und mit Prägeschwächen.
Aber - ja, beweisen tut das nix.
Ich denke, wer Kraatz nacheifert und speziell Kippermünzen sammelt, muß schon etwas "leidensfähig" sein und akzeptieren, daß es Topstücke mancher Gepräge nicht mehr gibt - oder eben nie gab. Wir wissen es einfach nicht. Möglich, daß sich durch weitere Funde da noch einzelne, bestimmt nicht alle Wissenslücken füllen lassen...