Gordianus III. Fälschung

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Xanthos
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Gordianus III. Fälschung

Beitrag von Xanthos » Mo 08.09.08 08:45

Nachdem ich den Gordianus III. Antoninianus von imperator44, dessen Echtheit von mehreren Forumsmitgliedern angezweifelt wurde (siehe Thread "Schöne, seltene bzw. interessante Münzen des Gordianus III", Seite 14, ff.), unter dem Stereoskop hatte und einige vergrösserte Aufnahmen machen konnte, möchte ich Euch das Resultat präsentieren.
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gordi.jpg

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Xanthos
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Beitrag von Xanthos » Mo 08.09.08 08:47

Hier nun der Vergleich mit einem echten Stück. Teil 1:
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gordi_falsch1.jpg
gordi_echt1.jpg

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Xanthos
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Beitrag von Xanthos » Mo 08.09.08 08:47

Teil 2:
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gordi_falsch2.jpg
gordi_echt2.jpg

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Xanthos
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Beitrag von Xanthos » Mo 08.09.08 08:48

Teil 3:
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gordi_falsch3.jpg
gordi_echt3.jpg

n.......s
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Beitrag von n.......s » Mo 08.09.08 09:03

...vielen Dank für die Detailaufnahmen. Ein sehr schönes Beispiel übrigens dafür, wie gefährlich einige Fälschungen wirklich sein können.

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 08.09.08 11:45

Vielen Dank für diese eindrucksvollen und überzeugenden Photos.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mo 08.09.08 11:55

Diese Vergleiche überzeugen mich noch nicht restlos davon, daß der ganz oben vorgestellte Antoninian falsch ist.
Die Variationsbreite der Buchstabengestaltung bei den Antoninianen des dritten Jahrhunderts ist beträchtlich, und angesichts der Riesenmenge der Gordianmünzen stammen die Stempel natürlich nicht alle aus einer Hand. Da sind selbst deutliche Unterschiede noch kein unbedingtes Merkmal für eine Fälschung. Überhaupt werden nicht nur, wie im vorliegenden Fall, Abweichungen aufgespießt, um eine vermutete Fälschung zu belegen, sondern es ist bei anderen Stücken gerade die große Übereinstimmung mit Vergleichsmünzen, die sie in den Augen vieler Sammler verdächtig macht.
Also, was ist denn nun? Und ist es denn wahrscheinlich, daß ein Antoninian des Gordian - mit Sicherheit keine numismatische Rarität - einen Fälscher zum aufwendigen Schneiden eines neuen Stempels veranlaßt hat, wo doch angesichts der heute zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten mit dem Abklatsch eines echten Stückes eine viel überzeugendere Fälschung herzustellen wäre?
Zudem hat bei dieser Untersuchung das Aussehen des Randes offenbar keine Rolle gespielt. Diesem gilt bei Zweifeln aber immer mein erster Blick, und ich pflege ihn bei hochkant gestellter Münze rundum unter dem Stereomikroskop zu betrachten.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Chandragupta
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Beitrag von Chandragupta » Mo 08.09.08 12:07

@chinamul: d'accord!

Du hast bzgl. der Ursachen für Unterschiede im Schnitt der Legenden etc. die wichtigste vergessen, zu erwähnen: Nicht nur gibt's viele Stempelschneider an einem Ort (gerade im 3. Jh.; zur Zeit Gordian III's hat's wohl auch schon 6 Offizinen in Rom gegeben, mit zusammen sicher ...zig Legendenschneidern...), sondern es gab auch noch andere Münzstätten mit vom "römischen Reichsstil" deutlich abweichender "Handschrift".

Also, ich sehe da oben recht hübsch die Unterschiede im Legendenschnitt zwischen Rom (die als "echt" dokumentierte Münze) und Antiochia. Das ist so mein "Hausrezept" für das Erkennen der Münzstätten: das "typische Antiochia-G" da oben, das ausschaut wie ein "C". Oder das "S", ja... Überhaupt: Die Buchstaben wirken bei Antiochia etwas "klobiger/dicker" als in Rom, wo sie "graziler" sind.

Ich halte diesen Antoninian gemäß Foto(!) auch für echt. Kann natürlich sein, daß ich Schreikrämpfe bekomme, wenn ich ihn der Hand halte ... klar: Du sagst es ja auch: Als erstes gucke ich da auf den Rand.
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von Peter43 » Mo 08.09.08 16:08

Wenn ich Xanthos richtig verstanden habe - und seine Photos belegen das auch - dann ging es ihm weniger um Stilfragen, sondern um die Unterschiede in der Struktur der Oberflächen und der Buchstaben.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Chandragupta » Mo 08.09.08 16:31

a) Diese eigenartig "samtig" wirkenden Oberflächen kenne ich von diversen(!) Antiochia-Prägungen, wie sie in letzter Zeit handelsgängig waren. Die Ursache dafür scheint eine spezielle, ich vermute mal mehrschrittige, Reinigungsmethode zu sein: 1.) Chemische Entfernung der Patina - 2.) "Blankpolieren" - 3.) nochmalige (wohl chemische) "Aufrauhung" der Oberfläche, damit die Münzen nicht so "geleckt" aussehen.
Durch 2.) wurden auch die Buchstaben an der Oberfläche "begradigt/geglättet". Ich habe diverse Münzen in der Hand gehabt, die genauso aussehen; und die waren schon durchaus echt, da bin ich mir 100%ig sicher.

Übrigens: diese Methode wurde offenbar recht pauschal auf auch ganz geringhaltige Stücke (Treb. Gallus) angewendet - dort hat sie dann ein häßliches, "scheckiges" Aussehen der Oberfläche zur Folge. Nur bei Gordian III bzw. den beiden Philippi mit ihrem jeweils noch guten Silber ist das Ergebnis wirklich ansehnlich.

Verkauft wurden diese Stücke Ende der 90er auf diversen Münzbörsen für je 10,- ... 20,- DM von Leuten aus dem Balkan. Alle von verschiedenen Stempeln. Typische "Großfundware", alle "über einen Kamm" gleichartig "gereinigt/restauriert". Alle ohne Pedigree. Ich habe damals selbstverständlich(!) keine gekauft, wer wäre ich denn?! Folglich gibt's dazu von mir auch keine Fotos als Beleg. Jedenfalls sieht der fragliche Gordian dieser Ware verdammt ähnlich!

b) Die auf der römischen Münze dann in den erhabensten Partien besonders "spitz" zulaufenden Buchstaben sind bei diesem Exemplar halt korrodiert und hinterließen diese oberflächliche "Kraterlandschaft" auf dem "Grat"... Würde man diese Münze jetzt ebenfalls gemäß obigem Verfahren "reinigen", sähe sie ihr an der Oberfläche sicher nicht mehr sooooo unähnlich!
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von harald » Mo 08.09.08 16:52

Da ich die versprochenen Fotos abwarten wollte habe ich mich in dieser Diskussion bis jetzt nicht geäußert.

Ich finde, das auch die vergrößerten Fotos innerhalb der mir bekannten Bandbreite an Stil- und Prägevarianten dieses Typs liegen und sehe bis jetzt eigentlich keine Anzeichen für eine Fälschung.

Gruß
Harald

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Beitrag von Xanthos » Mo 08.09.08 18:06

@Jochen

Genau das wollte ich mit diesen Bildern veranschaulichen.

Bei dem, meiner Meinung nach zu 100% falschen, Gordian Antoninian sehen jegliche Konturen (Legende, Strahlenkrone, Ohr, etc.) aus, als hätte man Sie aus zu Würsten gedrehter Knetmasse erstellt und "draufgedrückt".

Davon mal abgesehen, ist diese Vorder- und Rückseitenkoppelung VÖLLIG unmöglich. Eine Gordian Vorderseite aus Antiochia, kombiniert mit einer Philipp Rückseite aus Rom? Wer's glaubt wird seelig.

@chinamul
chinamul hat geschrieben:Also, was ist denn nun? Und ist es denn wahrscheinlich, daß ein Antoninian des Gordian - mit Sicherheit keine numismatische Rarität - einen Fälscher zum aufwendigen Schneiden eines neuen Stempels veranlaßt hat, wo doch angesichts der heute zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten mit dem Abklatsch eines echten Stückes eine viel überzeugendere Fälschung herzustellen wäre?
Was ist wahrscheinlicher? 8O Ein völlig neuer Münztyp, ein Unikat, eine unmögliche Stempelkopplung, oder vielleicht eine Fälschung, so wie x-tausend andere? Und seit wann ist die Qualität einer Fälschung ein Argument für die Echtheit?

Sobald ich einen Antoninian aus Antiochia aufgetrieben und Vergrösserungen gemacht habe, werde ich die Fotos hier einstellen und bin schon jetzt auf die kommenen Argumente für die Echtheit von Euch (chinamul, chandra und harald) gespannt.

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Beitrag von Pscipio » Mo 08.09.08 19:24

Die Stempelkoppelung der Münze ist völlig unmöglich: eine Gordian III.-Vorderseite aus Antiochia mit einer Philip I.-Rückseite aus Rom. Ich habe das Stück hier in meinen Händen (und natürlich habe ich mir auch den Rand angesehen) und zweifle nicht daran, dass es falsch ist, allerdings gut gemacht, da von "transfer dies". Am Stil wird man deshalb auch nichts bemängeln können. Es gibt noch mehr solche unmöglichen Koppelungen, siehe:

http://www.forgerynetwork.com/asset.asp ... mBJ3F9UFs= (in guter und in schlechter Qualität)

http://www.forgerynetwork.com/asset.asp ... cvKYVDyB4=

http://www.forumancientcoins.com/fakes/ ... at=0&pos=9

Und wäre das Stück echt - was es nicht ist - dann wärs eben kein normaler Gordi mehr, sondern aufgrund der Stempelkoppelung äusserst spannend, womit auch das Argument "wer fälscht denn so was" entkräftet wird, obwohl ich dieses Argument in der heutigen Zeit sowieso in jedem Fall für überholt halte.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von curtislclay » Mo 08.09.08 19:50

Auch in meinen Augen ist das Stück eindeutig falsch, es stimmt aber nicht, dass die Vs. aus Antiochia ist.

Das ist der stadtrömische Stil, der zwar auch von den frühesten Stücken der zweiten östlichen Serie übernommen wird, aber offensichtlich nur weil die Stempel von stadtrömischen Stempelschneidern hergestellt wurden.

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Beitrag von Pscipio » Mo 08.09.08 19:58

Danke für die Korrektur! Für mich sieht das Porträt sehr nach Antiochia aus, aber ich beuge mich gerne deiner Autorität - die Stempelkoppelung bleibt aber trotzdem unmöglich. Im Anhang noch ein besseres Foto der Münze (natürlich auch durch Xanthos geschossen), hier sieht das Stück noch gefährlicher aus als auf dem Foto von imperator44.
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gordian1.JPG
Nata vimpi curmi da.

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