Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Homer J. Simpson
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Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 20.05.15 21:45

Man sieht manchmal bei römischen Denaren Strukturen in den Feldern, die wie Frostaufbrüche auf Straßen aussehen, obwohl sonst keine Anzeichen einer subaeraten Prägung vorliegen. Hier einmal ein Stück, das heute auf Ebay verkauft wurde, mit diesem Phänomen auf der Vorderseite; bei Bedarf kann ich auch noch andere Bilder von Münzen in meiner Sammlung nachtragen. Hat jemand eine Erklärung, wie solche "Schäden" zustande kommen?

Viele Grüße,

Homer
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von beachcomber » Mi 20.05.15 22:01

eine wirkliche erklärung habe ich auch nicht, weiss aber dass das oft bei ackerfunden vorkommt. ein zusammenhang mit gedüngten böden liegt also ziemlich nahe!
möglich wären kleine fissuren in der oberfläche, durch die irgendwelche chemikalien eindringen können, und innerhalb der legierung vorhandene unedle metalle zum aufblühen bringen.
grüsse
frank

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von justus » Mi 20.05.15 22:06

Ist mir auch schon untergekommen. Soweit ich mich erinnere, habe ich schon vor Jahren mal einen Trajan-Denar unter "subaerat" gepostet, der ebenfalls einen winzigen Aufbruch hatte. Heute, nach vielen hunderten von subaeraten Denaren, ist mir jedoch klar, das es keiner war, sondern wohl lediglich ein AR-Denar mit teilweise inhomogener Legierung oder ähnlichem.
mit freundlichem Gruß

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von justus » Mi 20.05.15 22:35

traian 243.jpg
Trajan
AR-Denar (gekauft als subaerat), Rom nach 112 n. Chr.
IMP TRAIANO AVG GER DAC P M TR P COS VI P P / Belorbeerte Büste n. r.
SPQR OPTIMO PRINCIPI / Abundantia (oder Annona n. RIC ?) mit Kornähren und Füllhorn frontal stehend, Kopf n. l. gewendet, Kind l. zu ihren Füßen. ALIM ITAL in ex.
Gewicht: 2,94 g. Durchmesser: 19 mm.
Ref. nach RSC 9, RIC 243, Sear 5/3117.

Anmerkung: Feldaufbruch befindet sich avers im Feld zwischen Hinterkopf und "O" der Umschrift.
Zuletzt geändert von justus am Do 21.05.15 06:19, insgesamt 1-mal geändert.
mit freundlichem Gruß

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von klausklage » Mi 20.05.15 23:15

Ich habe einen merkwürdigen Trajan. Beim besten Willen kann ich nicht erkennen, ob es sich hier um eine Auflagerung handelt oder das aus der Münze selbst kommt. Es sitzt offenbar sehr fest drauf und bildet auch keine Erhöhung zur Münzoberfläche. Hat jemand einen Tipp, was das ist? Passt das zu Homers Feststellung? Subaerat ist die Münze nicht.

Olaf
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Trajan RIC 161.jpg
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von drakenumi1 » Mi 20.05.15 23:34

Die Farbe dieses Fleckes - rötlichbraun mit geringen grünlichen Anteilen weist stark auf eine Auflagerung aus einer Kupferverbindung hin. Bei einem engen Kontakt von Kupfer mit Silber während der Lagerungszeit kam es mglweise zu einer Materialwanderung vom unedleren zum edleren Metall. Die entstehende Ablagerung ist meist äußerst dünn, weil der Wanderungsprozeß nach Erreichen einer geringen Schichtdicke automatisch aufhört.
Eigene Erfahrungen besagen, daß ein Beseitigungsversuch ohne Sekundärschäden wenig erfolgversprechend ist.

Grüße von

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von emieg1 » Do 21.05.15 00:05

justus hat geschrieben:Inhomogene Legierung
trifft das IMHO am besten. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass eine unsaubere Legierung mit grösseren Kupferpartikeln Schuld an solcherlei Aufbrüchen hat.

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von harald » Do 21.05.15 11:15

nummis durensis hat geschrieben:
justus hat geschrieben:Inhomogene Legierung
trifft das IMHO am besten. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass eine unsaubere Legierung mit grösseren Kupferpartikeln Schuld an solcherlei Aufbrüchen hat.
Ich bin derselben Meinung.
Die Ursache dürfte an mangelhafter Durchmischung der Legierungsbestandteile während des Schmelzvorganges liegen.
Bedingt durch die Erdlagerung reagierten die Kupferpartikel und es kam zu diesen "Aufblühungen".

Eine Erscheinung, die unter meinen silbernen Fundmünzen der römischen Kaiserzeit gar nicht mal so selten zu finden ist und etwa im unteren zweistelligem Bereich liegt..


Infolge eingelagerter Kupferpartikel kam es manchmal auch schon während der Prägung zu Ausbrüchen des Schrötlings in Form von Vertiefungen mit scharfkantigem Rand.
Ein Beispiel von den Griechen:
http://www.acsearch.info/search.html?id=665819

Grüße
Harald

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von drakenumi1 » Do 21.05.15 14:12

Völlig einverstanden, soweit es sich auf den von Homer eingangs vorgestellten Vitellius bezieht. Man ahnt den Versuch, durch Beigabe von unedlen (Cu) Hackkupferstückchen den Silberanteil der Gesamtlegierung etwas abzusenken, ohne zu bedenken, daß deren Schmelzpunkt unter dem der einzelnen an der Legierung beteiligten Metalle (Elemente) liegt. Dieses Phänomen war mglweise noch nicht durchgehend bekannt oder wurde nicht berücksichtigt: So erschien die Schmelze bereits ausreichend gießflüssig, obwohl die Cu-Stückchen noch fest und ungesehen in (besser auf) ihr schwammen, weil deren Schmelzpunkt noch nicht erreicht war.
Beim Betrachten der Oberfläche des Vitell. sieht man deutlich die Rissbildung des Silbers an mindestens 4 Stellen, weil das Volumen des chemische Verbindungen eingehenden und darunterliegenden Kupfers dabei zunimmt.
Auch Umkristallisierungsprozesse führen fallweise zu einer Volumenzunahme.
Anders bei Olafs Traian. Würde dieser Fleck der Rest einer wie eben beschriebenen "Geschwulst" sein, sollte man die scharfen Silberkanten als Reste des einstigen Silberüberzuges unter der Lupe noch erkennen können, und auch dessen "langsamen Anstieg" in Richtung Fleckmitte. Da dies alles nicht zu sehen ist, denke ich weiterhin in diesem Fall an eine KupferAUFLAGERUNG in entsprechendem Oxydations- und Korrosionszustand.
Für den Sonderfall, daß ein Stückchen Kupfer direkt an der Oberfläche des Schrötlings lag und mitgeprägt wurde, ohne ausreichenden Silberüberzug erhalten zu haben, wackelt mein Begründungsversuch etwas, zugegeben. Aber wann tritt solch Fall schon einmal ein??
Da fällt mir ein, daß ich vor Zeiten einmal einen Sesterzen der Faust.mat. besaß, der beidseitig besehen scharf voneinander getrennt, aus Kupfer und Bronze bstand, 1/3 war Bronze. Kurioses Stück. (Leider) nicht mehr in meinem Besitz, ich konnte es "gut" :wink: verkaufen.

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von klunch » Do 21.05.15 21:52

Eine subaerate Prägung mit einem kleinen Kern ist definitiv auszuschließen bzw. was schließt dies aus?

Gruß klunch
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von mike h » Do 21.05.15 22:16

@ Drakenumi

Ich meine, ich hätte ein dem Vitellius ähnliches Erscheinungsbild auf einem Antonian des Philippus II

Ist es denkbar, das der gleiche Fehler durch Jahrhunderte immer wieder auftritt?

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von drakenumi1 » Do 21.05.15 22:27

klunch hat geschrieben:Eine subaerate Prägung mit einem kleinen Kern ist definitiv auszuschließen bzw. was schließt dies aus?
Der relativ hohe Abnutzungsgrad aller 3 gezeigten Münzen ließe erwarten, daß eine zum "Einwickeln" in eine üblicherweise nur um die 0,2 mm starke Silberfolie vor der Prägung einer Subaeraten an den meistbeanspruchten Stellen (Ränder; Portraitmitte u. ä.) bereits durchgescheuert ist. Dies ist jedoch an den Stücken nicht zu sehen, daher liegt nahe, daß es keine Subaeraten sind. Dünnere unedle Kerne würden eine dickere Silberauflage erforderlich machen, deren Umformung um den Kupferkern technologisch erhebliche Schwierigkeiten bereitet und außerdem eine unnötige Silberverschleuderung bedeutet haben würde.

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von drakenumi1 » Do 21.05.15 22:54

mike h hat geschrieben:
Ich meine, ich hätte ein dem Vitellius ähnliches Erscheinungsbild auf einem Antonian des Philippus II.
Ist es denkbar, das der gleiche Fehler durch Jahrhunderte immer wieder auftritt?
Technologisch wäre es allemal möglich gewesen, man muß sich nur die Frage nach der Zielstellung solcher unedler stückchenweiser Beimischungen stellen - aus Betrugsabsicht oder wegen der schrittweisen Abwertung des Silberanteils in den Münzen bei Einsatz silberanteilig höherwertiger außer Kurs zu setzender Münzen für die Schmelze. Beides scheint möglich, wenn auch die Wahrscheinlichkeit für eine Unterschlagung wegen des nur noch geringen üblichen Silberanteils (z. B. bei Philippus II.) auch nur gering erscheint.
Aber statistisches Wissen um die Häufigkeit des Vorkommens dieses "Beulenphänomens" habe ich leider auch nicht, erst recht nicht um eine Zuordnung nach Prägeperioden.

Grüße von

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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von mike h » Fr 22.05.15 17:04

Hier noch mein Philippus II
IMG_6063AR.JPG
Ich finde, das die Frostaufbrüche denen des Vitellius sehr ähnlich sind.

Martin
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Re: Feldaufbrüche bei Denaren: Ursache?

Beitrag von drakenumi1 » Fr 22.05.15 22:19

Das sehe ich allerdings auch so. Und wenn man aufmerksam seine eigene Sammlung nach weiteren Beispielen dieser Art durchsieht, findet man, wie auch Homer schreibt, schnell weitere Exemplare. Insofern also doch ein Thema von einigem Interesse, besonders für Liebhaber antiker Technologien.
Anhängend eine Denar-Vs. des Commodus, - in gewollt ungünstigem Lichteinfallwinkel von vorne auf des Kaisers Gesicht fallend, denn nur so wurden die Beulen sichtbar. Unter der starken Lupe sind auch die haarfeinen Risse zu erkennen, die diese Beulen überziehen, wie auch bei Homers Vitellius.
Leider sind mir (uns) keine unanfechtbaren wissenschaftlichen Beweise für die tatsächlichen Gründe des Entstehens dieser Beulen bekannt, und so ist es auch legitim, als weitere Idee an stellenweise Änderungen der Kristallgitterstruktur innerhalb des Silbers zu denken, also ganz ohne Vorhandensein von Kupferstückchen im Schrötling. Denn: Kristalline Umordnungen, die durch den Ausgleich von Spannungsherden nach der Prägung entstehen, haben vielfach Volumenvergrößerungen zur Folge und ein Aufbrechen des ursprünglich homogenen Gefüges.

Grüße von

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