Seltenheit?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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romanusmoguntiacum
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Seltenheit?

Beitrag von romanusmoguntiacum » Mo 03.02.25 11:01

Servus zusammen,

ich bin noch recht neu, vllt. ein knappes Jahr, im Thema. Aktuell Besitzer von 16 Römern, die ich demnächst peau á peau vorstellen möchte und auf eure Expertise zähle was Echtheit anbelangt.

Ein Thema, welches mich beschäftigt, zu dem ich bislang noch wenig herausfinden konnte, ist die Einstufung der Seltenheit einer Münze. Wo recherchiert ihr, wie häufig eine Münze ist?

Viele liebe Grüße,
Roman

shanxi
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Re: Seltenheit?

Beitrag von shanxi » Mo 03.02.25 11:23

Einige Standardwerke geben Häufigkeiten an, wobei bei den ältere Werken (z.B. den alten RIC Bänden) die Angaben oft nicht mehr stimmen.
Für Spezialsammler gibt es dann Literatur wie Woytek (Trajan ) oder Göbl (Gallienus) etc.. Hilfreich sind auch große Schatzfunde wie Reka Devnia.

Schnell und einfach und kostenlos ist die Suche bei acsearch und wie viele Exemplare von einem bestimmten Typ angezeigt werden.

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Tiziana
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Re: Seltenheit?

Beitrag von Tiziana » Mo 03.02.25 12:10

Da ich auch neu im Gebiet bin, kann ich dir empfehlen dich mit dem Kaiser/Herrscher oder den abgebildeten Portraits zu befassen. Wenn du schon gut darin bist die Umschrift zu lesen dann ist es von Vorteil zu wissen wie lange die bestimmte Person gelebt und geherrscht hat. Welche Teile von Länder er eroberte, sozusagen die Reichweite und Kapazität due er besass. Es gibt natürlich Ausnahmen und dann diverse Typen von Prägungen mit den unterschiedlichen Titeln die sie mit der Zeit erlangten. Und und und....
- Was? Ich muss mit der Zeit gehen? Dann gehe ich mit der Zeit. :| -

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Re: Seltenheit?

Beitrag von jschmit » Mo 03.02.25 12:14

Hallo!
Da bin ich aber gespannt ;-) Die Haut zu Haut Vorstellung dürfte aber schwierig werden ;-)

Ich bin da bei Shanxi und recherchiere über acsearch. Oft gibt es den Zusatz "selten" und wenn ich dann 100+ Exemplare bei acsearch finde, dann stimmt das eben nicht so ganz.

Bei Tiziana bin ich mir nicht ganz sicher was sie meint ;-) Der Kaiser kann 10+ Jahre geherrscht haben und es gibt dann doch so manchen seltenen Typ ;-)
Mach dir also keinen grossen Kopf darum und recherchiere jede Münze einzeln.
Grüße,

Joel

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Tiziana
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Re: Seltenheit?

Beitrag von Tiziana » Mo 03.02.25 12:59

Ich wollte den Tip geben sich allgemein damit zu befassen und nicht schnell online suchen und gut ist. Es gibt Hord Funde welche den Preis und die Verfügbarkeit zum schwanken bringen können. Wenn man Interesse zur Sache hat, hat man auch Diskussionsmittel und kommt auch so zu Informationen. Da sagt dir einer mal schnell, dass es davon einfach viele gibt. Die Erhaltung ist ein grosses Thema da ändern sich die Preise mal schnell Richtung Himmel. Es war einfach allgemein gemeint.
- Was? Ich muss mit der Zeit gehen? Dann gehe ich mit der Zeit. :| -

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Re: Seltenheit?

Beitrag von klausklage » Mo 03.02.25 16:34

Noch ein allgemeiner Tipp: Der Wert einer Münze ergibt sich regelmäßig aus einer Kombination von Seltenheit und Erhaltung. Allerdings ist die Erhaltung oft viel ausschlaggebender als die Seltenheit. Wenn Du also die Wahl hast zwischen einer superseltenen Münze in stark angeknabberter Erhaltung und einer häufigen Münze, die außerordentlich gut erhalten ist, fährst Du mit der gut erhaltenen Münze wahrscheinlich unter Geldanlagegesichtspunkten besser, während das Sammlerherz sich vielleicht mehr über die seltene Münze freut.

Denk daran, dass es superviele Münztypen gibt, und davon sind viele selten. Es ist also gar nicht so etwas Besonderes, eine seltene Münze zu besitzen. Ich habe einige in meiner Sammlung, die möglicherweise sogar Unikate sind, aber solange sich nicht zwei Sammler in der Auktion ein Bietergefecht um genau eine solche Münze liefern, werde ich dafür im Verkauf kein Vermögen bekommen.

Ausnahmen gibt es immer. Wenn Dir einer eine echte EID MAR (die "Blaue Mauritius" der Römersammer) anbietet, schlag zu!

Viel Spaß mit dem Hobby!
Olaf
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Re: Seltenheit?

Beitrag von dictator perpetuus » Mo 03.02.25 22:59

klausklage hat geschrieben:
Mo 03.02.25 16:34
Noch ein allgemeiner Tipp: Der Wert einer Münze ergibt sich regelmäßig aus einer Kombination von Seltenheit und Erhaltung. Allerdings ist die Erhaltung oft viel ausschlaggebender als die Seltenheit.
Das stimmt, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Es gibt aus der Zeit der Soldatenkaiser bestimmt die eine oder andere bezahlbare Münzvariante, die ähnlich selten ist wie der Eid Mar.


Zu diesen beiden Faktoren kommt dazu:

- Promifaktor oder Geschichtsfaktor
Wenn die Münzen mit besonders berühmten oder berüchtigten Personen wie Caesar, Kleopatra, Caligula etc. in Verbindung stehen oder die Münze mit interessanten Ereignissen in Verbindung steht (Gallische Kriege, Caesarmord, Bürgerkrieg, Varusschlacht, irgendetwas Biblisches, Jüdischer Krieg...), wird es teuer.

- Nominal
Gold ist fast immer am teuersten, in extrem guter Erhaltung können aber Sesterzen teurer sein als Aurei. Große Münzen sind meist teurer als kleinere bei gleicher Häufigkeit (aber nicht immer). Wenn ein As und ein Denar im Mittel gleich teuer sind, wird meist der Denar in vz günstiger sein als der As in vz, dafür wird der As in s günstiger sein als der Denar in s. Quadrantes sind mal sehr teuer, mal recht günstig im Verhältnis zu z.B. Assen - je nach Kaiser und Motiv.

- Stil und Reversmotiv
Wenn eine Münze R3 ist, weil eine Kleinigkeit in der Legende um die 100. geflügelte Victoria anders ist als bei einer sehr ähnlichen häufigen Münze, ist das meist weniger wertsteigernd, als wenn das Flavische Amphitheater oder der Hafen von Ostia drauf sind

- Epoche
Meist sind die imperatorischen Prägungen am teuersten. Republik, Julisch-Claudische Dynastie und Flavier sind auch sehr teuer. Ab den Adoptivkaisern wird es dann billiger, die späten Spätrömer werden wieder teurer.

Also wenn man einen Nero-Sesterzen und einen Constantinus-Follis hat und die sind gleich gut erhalten und gleich häufig, sind die ganz sicher nicht gleich teuer.

Aber dass die Erhaltung wichtiger ist als die Seltenheit, ist wirklich der Fall. Ich habe den Typus vom teuersten As in der Sammlung. Meiner ist nichtmal schlecht, hat aber weniger als 1/1000 von der Rekordmünze gekostet.

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Re: Seltenheit?

Beitrag von romanusmoguntiacum » Di 04.02.25 06:56

Danke, das sind sehr gute Ansätze. Allerdings bin ich immer noch nicht da wo ich hin möchte :) Die Angabe R3 die ich eben gelesen habe, wo finde ich die und wie ordne ich diese ein?

Vielleicht lässt es sich auch an einem Beispiel ganz gut erklären. Ich besitze einen Legionärsdenaren des werten Herrn M Anton, Legio VII. Wie finde ich nun heraus, ob die Legio VII häufig, selten oder rar ist, ggf. auch im Verhältnis zur Legio V oder VI etc.

Merci an der Stelle schon mal, ein wirklich super Forum!

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Re: Seltenheit?

Beitrag von Numis-Student » Di 04.02.25 07:01

Zum Beispiel bei den RIC Bänden findet sich irgendwo eine Erklärung wie R3 = 5-8 Exemplare bekannt.

Wenn Du nun Deinen Denar bei acsearch suchst, wirst Du sehen, ob Du da wenige oder viele Vergleichsexemplare findest. Und wenn Du mit LEG V oder LEG VI vergleichen willst, musst Du einfach schauen, wie viele Exemplare davon gelistet sind.

Vorsicht bei den Suchergebnissen: sowohl LEG VI als auch LEG VIII enthalten den Suchbegriff "LEG V", werden also mit dieser Suche ebenfalls angezeigt.

Schöne Grüße
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Seltenheit?

Beitrag von jschmit » Di 04.02.25 07:26

Eine kurze Abfrage bei coinarchives zeigt etliche verkaufte Exemplare in der letzten Zeit, keine davon als selten beschrieben. Ich hoffe das hilft etwas
Grüße,

Joel

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Re: Seltenheit?

Beitrag von Homer J. Simpson » Di 04.02.25 14:06

klausklage hat geschrieben:
Mo 03.02.25 16:34
Noch ein allgemeiner Tipp: Der Wert einer Münze ergibt sich regelmäßig aus einer Kombination von Seltenheit und Erhaltung. Allerdings ist die Erhaltung oft viel ausschlaggebender als die Seltenheit. Wenn Du also die Wahl hast zwischen einer superseltenen Münze in stark angeknabberter Erhaltung und einer häufigen Münze, die außerordentlich gut erhalten ist, fährst Du mit der gut erhaltenen Münze wahrscheinlich unter Geldanlagegesichtspunkten besser, während das Sammlerherz sich vielleicht mehr über die seltene Münze freut.
Die Geschichte meines Sammlerlebens, prägnant zusammengefaßt. Meine Erben werden mal fluchen ob all meiner Seltenheiten...
Einen dritten Faktor möchte ich hinzufügen: Den "collecting bias" oder Sammeldruck, also wie begehrt ein Münztyp ist; ein Nero wird immer teurer sein als ein gleich seltener und schöner Antoninus Pius - wenn die Leute "Nero" hören, läuft ein Film im Kopf ab ("Quo Vadis?"), der fehlt bei Antoninus.

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Re: Seltenheit?

Beitrag von pontifex72 » Di 04.02.25 18:02

Alles komplett richtig, was geschrieben wurde.

Was die Seltenheitsangaben in Standardwerken wie dem RIC betrifft, so wäre noch zu ergänzen, dass diese natürlich nicht den aktuellen Markt abbilden können. Diese Werke sind je nach Band unterschiedlich alt, teils bis zu 100 Jahren. Das heißt, wenn 1930 5-8 Exemplare einer Münze in den internationalen Museen bekannt waren, also R3, dann hat das natürlich nicht unbedingt einen Bezug zu heute.

Dennoch stellen die Angaben zumindest einen gewissen Richtwert dar. Eine Münze, die damals R3 war, die wird auch heute nicht besonders häufig sein. Viel aussagekräftiger sind da schon die Online-Datenbanken, wie oben bereits beschrieben.
Viele Grüße
pontifex72

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Re: Seltenheit?

Beitrag von Homer J. Simpson » Do 06.02.25 22:38

Richtig. Zusatz:
Eine Münze aus Arelate, die damals "R2" war, wird heute wesentlich seltener sein als eine aus Antiochia oder Siscia, die damals "R2" war. Weil aus dem Balkan und aus dem Osten VIIIEL mehr dazugekommen ist.

Homer
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