Die o. verlinkte Abhandlung von Claire Grandvallet befasst sich mit einer Siscia zugeschriebenen Bronze, auf deren Rückseite nur Teile der Legende lesbar sind. "Mariniano" ist aber lesbar. Der Kaiser steht in einer Quadriga und legt die Hand auf die Schulter eines vor ihm stehenden Kindes.
Die Hypothese, dass es sich um seinen dritten Sohn handelt, wird aber abgelehnt. Vielmehr handelt es sich zwar um ein Mitglied des regierenden Kaiserhauses, aber wahrscheinlich um einen Cousin oder Neffen des Gallienus. Dieser wollte nach dem Tod seiner Söhne Valerianus II (258) und Saloninus (260), was ihn ohne dynastischen Nachfolger ließ, den Dyanstiegedanken stärken und dem Volk zeigen, dass seine Familie sehr wohl die Beständigkeit gewährleisten könnte.
Die Abhandlung hat also nichts mit dem von mir vorgestellten Antoninian zu tun. Dieser wurde zu Lebzeiten der beiden o. g. Söhne geprägt. Er zeigt zweifelsfrei drei Kinder. Kaum denkbar ist, dass, falls Valerianus II und Saloninus dargestellt sind, daneben noch ein Vetter oder Cousin des Gallienus vorgestellt wird. Im dynastischen Sinne unnötig, denn beide Söhne erfreuten sich noch bester Gesundheit. Auch hätte Gallienus seinen Söhnen eine Konkurrenz aus der erweiterten Familie an den Hals gehängt. Auszuschließen ist, dass nur ein "Spielkamerad" seiner Söhne zu sehen ist. Unbedeutende Personen wurden nie auf Münzen verewigt.
Das dritte dargestellte Kind hat somit eine besondere Bedeutung und Stellung.
Göbl weist Münzen mit der Rückseite meines Antoninian mit den von ihm vergebenen Ordnungsnummer 229 dem Jahr 257 zu. Die mit den Ordnummern
317A, 317B und 460 dürften auch so um den Dreh geprägt worden sein, also bevor Valerianus II starb (258). Ich glaube nicht, dass Salonina noch mit einem verstorbenen Caesar zusammen abgebildet worden wäre.
Die Frage bleibt demnach offen, wen das dritte Kind auf meinem Antoninian darstellt. Ein nach dem Tod der beiden leiblichen Söhne (258 bzw. 260) des Gallienus als Thronfolger aufzubauender Sohn (geb. 265), Cousin oder Vetter kann auf einer Prägung des Jahres 257 nicht erscheinen. Also muss es jemand sein, der zu Lebzeiten des Valerianus II und des Saloninus schon Familienmitglied war. Da käme für mich eine Schwester in Frage. Frauen waren dynastisch ohne Belang, ihre Nichterwähnung (als Thronfolger) in den Quellen ist demnach verständlich. Das schließt ihr Vorhandensein aber nicht aus.
gallienus-special
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Re: gallienus-special
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Re: gallienus-special
Das halte ich für ganz ausgeschlossen.richard55-47 hat geschrieben: ↑Fr 09.05.25 10:45Kaum denkbar ist, dass, falls Valerianus II und Saloninus dargestellt sind, daneben noch ein Vetter oder Cousin des Gallienus vorgestellt wird.
Dabei steht die Frage offen, ob besagter Marinianus tatsächlich erst 265 n.Chr. geboren wurde, oder doch früher. Wenn es sich bei dem 265 n.Chr. geborenen Sohnemann tatsächlich um den Viertgeborenen früh verstorbenen Caesar namens Q.(uintus?) Gallienus handelt, bliebe es bei deiner Münze bei Marinianus.richard55-47 hat geschrieben: ↑Fr 09.05.25 10:45Die Frage bleibt demnach offen, wen das dritte Kind auf meinem Antoninian darstellt.
Grüsse
Rainer
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Re: gallienus-special
Doyen hat nach der Abhandlung die These vertreten, dass der dritte Sohn 258 geboren wurde. Auch das schon ganz schon lange nach den beiden andeen. Aber warum nicht? Aber das wäre auch das Sterbejahr des Valerianus II. Ganz schön eng mit den Zeitläufen.
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Re: gallienus-special
Es kann ja durchaus mehrere Mariniani in der Familie gegeben haben, schließlich hieß ja auch Gallienus' Mutter Mariniana. Von Septimius Severus hießen der Vater, der Bruder und der jüngere Sohn Geta.
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