An eine Silbermünze, welches Nominal auch immer, kann ich aus verschiedenen Gründen nicht glauben. Meiner Ansicht nach handelt es sich um ein sog. „Bronze-Teilstück“, wie Zschucke sie in seiner Abhandlung über die Trierer Bronze-Teilstücke
(1) bezeichnet. Ein derartiges Stück aus Silber wäre, dessen bin ich mir sicher, so etwas wie eine kleine Sensation.
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Ein Vergleich der beiden Münzen (siehe Abb.), dürfte diese Ansicht bestätigen. Zschucke ordnet „Trier RIC 750“ der 7. und 8. Teilstückemission in Trier zu
(2), die wohl im Zusammenhang mit der Einführung eines neuen Münztypus, mit nur von Constantin verwandten Reversen, im Sommer 307 n. Chr. steht. Die Emission, geprägt unter den „Augusti“ Maximianus Herculius und Galerius Maximianus, weist ausschließlich Münzen von Constantin I. und Maximinus als „Caesares“ auf.
Treveri RIC VI 750.jpg
Katalog Nr. 7.14
Av. FL VAL CONSTANTINVS N C / Gepanzerte Büste mit Lorbeerkranz n. r.
Rv. VO/TIS/X im Kranz. Ohne Münzzeichen.
Ref. Trier RIC 750, Strauss 54, Voetter, Cohen 748.
Belegstücke: Privatsammlung D. Alten, H. Donwen, J. Hess, B. Jetschny und C.-F. Zschucke.
Wie auch bei deiner Münze, so sind die Trierer Teilstücke überwiegend ohne Münzstättenzeichen
(3), so dass im RIC z. B. Schaudenare und Quinare zu den Quindecennalien Constantins I. aus Trier der Münzstätte Thessaloniki zugeordnet werden, obwohl sie sich schon vom Stil her grundsätzlich von diesen unterscheiden. Die Trierer Münzstätte zeichnet sich aber gerade in dieser Zeit durch eine ungenaue Signierung ihrer Produkte aus.
Sie weist außerdem im Ehrenkranz auf 180° dieselbe, an ein stilisiertes ’T’ erinnernde Verzierung auf, wie Trier RIC 750 (siehe Abb. oben). Meiner Ansicht nach ist dies ein weiterer Punkt, der für eine Zuordnung zur Münzstätte Trier/Treveri spricht.
Ein weiterer Gesichtspunkt, der eindeutig gegen eine „Silbermünze“ und für eine „Æ-Teilstück mit gut erhaltenem Silbersud“ spricht, sind die Maße deiner Münze. Zschucke
(4) nennt für die genannten Teilstücke folgende Maße:
größeres Modul ----- > 20 bis 15 mm bzw. 3 bis 1,5 g
kleineres Modul ----- > 15 bis 10 mm bzw. 1,5 bis 1,0 g
Deine Münze liegt also, mit einem Durchmesser von 16 mm und einem Gewicht von 1,6 g genau im Rahmen der oben erwähnten Æ-Teilstücke. Eine Silbermünze wäre deutlich schwerer.
Nach Strauss
(5) sind diese Bronze-Teilstücke nicht als „Wechselgeld“ zu klassifizieren. Wie ihre Rückseiten zeigen, wurden sie nämlich immer nur zu bestimmten Feierlichkeiten, vor allem zu Regierungsjubiläen wie Quinquennalien, Decennalien oder Vicennalien herausgegeben. Vermutlich wurden sie dabei auf den dazu veranstalteten Festzügen vom Festwagen des Kaisers in die jubelnde Menge geworfen. Ein solcher Festwagen ist auf mehreren spätantiken Goldmedaillons dargestellt, unter anderem auch auf dem Medaillon von Constantin I. aus Trier. (Trier RIC VII 469.)
Literaturhinweise:
(1) Zschucke, Carl-Friedrich, Die Bronze-Teilstück-Prägungen der römischen Münzstätte Trier, in: Kleine numismatische Reihe der Trierer Münzfreunde e. V., Band 7, ergänzte und erweiterte 2. Auflage, Petermännchen Verlag, Trier 2002.
(2) Dto. S. 61.
(3) Dto. S. 26.
(4) Dto. S. 22.
(5) Pierre Strauss, Les Monnaies Divisionnaires de Treves apres la Reforme de Diocletian, Auszug aus der Revue Numismatique, Paris 1954.