Umlaufdauer

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Pinneberg
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Umlaufzeit römischer Münzen

Beitrag von Pinneberg » Do 16.10.14 14:14

Moin werte Sammlerkollegen!

Wie der Betreff schon sagt, wollte ich Euch fragen, ob mir jemand sagen kann, wie lange römische Münzen im Umlauf waren, und wie der Umlauf durch Münzreformen oder wenn es, wie es bei dem ein oder anderen Kaiser der Fall war, zu einer damnatio memoriae gekommen ist.

Vielen Danke schonmal! :)

MfG Leif
Grüße, Pinneberg

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Katja
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Re: Umlaufzeit römischer Münzen

Beitrag von Katja » Do 16.10.14 14:58

Hi,
die Umlaufzeit der röm. Münzen war im Prinzip recht lange.
Hierzu ein Beispiel:
Die Legions-D. des Marc Anton wurden 32/31 v. Chr. geprägt und fanden sich noch in größerer Stückzahl bei Hortfunden um die Jahrhundertwende 1./2. Jh. n. Chr. Sie kamen selbst noch in Hortfunden aus der Zeit Marc Aurels, also 200 Jahre nach ihrer Ausgabe vor, da allerdings schon weniger.
Ich müsste nachschauen, welche zwei Horte das genau waren, aber aus dem Gedächtnis: Legionsdenare/Republidenare bei Trajan um die 30%, bei Marc Aurel immerhin um 10%.
Wenn Stücke so abgenutzt waren, dass kaum/keine Konturen vorhanden, wurden sie eingezogen und vom jeweiligen regierenden Kaiser für seine Münzprägung genutzt.
Die damnatio spielte kaum eine Rolle beim Geld.
Der Senat verfügte bei der Ächtung Caligulas zwar den Einzug seiner Münzen. Auf die Edelmetallstücke hatte dies wohl keinen Einfluss. Wolters schreibt, dass es sich wohl nur auf AE-Münzen in Rom und Umland bezog und auch nicht im großen Stil durchgeführt wurde.
Eine ähnliche Münz"verdammung" wird bei Caracalla berichtet, der seinen Bruder Geta (+ 212) ächten ließ. Ob es hier überhaupt zu einer Einziehung der Getamünzen kam ist fraglich.
Prinzipiell: die Ächtung von Kaisern hatte einen gegen Null tendierenden Ausschlag für die Einziehung des umlaufenden Geldes.
Ebenfalls aus dem Gedächtnis:
Die Münzreform des Nero 64 oder die Ag-Reduktion bei Denaren unter Trajan (wohl 100) auf kanpp 80 % dürften keinen Einfluss darauf gehabt haben, dass die Leute nun die alten guthaltigeren Denare aus dem Verkehr zogen. Das dürfte erst ab Septimius Severus erfolgt sein, der den Feingehalt drastisch auf ca. 45 % senken ließ.
MfG

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Peter43
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Re: Umlaufzeit römischer Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 16.10.14 15:40

Wir haben hier doch einmal gehört, daß die römischen Großbronzen noch zur Zeit nach Napoleon im Umlauf waren! Jetzt habe ich den Link gefunden: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... ch#p398995


Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.

Pinneberg
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Re: Umlaufzeit römischer Münzen

Beitrag von Pinneberg » Do 16.10.14 16:56

Danke für die Antworten!

Katja, ähnliches habe ich nämlich auch heraus gefunden, als ich zu einem republikanischen Denar forschte, der in Britannien entdeckt wurde (aus der Zeit vor Cäsar).

Interessant finde ich auch das, was Peter angemerkt und netterweise mit einem viewtopic-link versehen hat. Aber ganz ehrlich: Wer, der sich im Besitz einer 1- Lira- Münze befand, hat denn noch nicht mit ihr als 1- Euro- Stück bezahlt ? :lol:
Grüße, Pinneberg

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Umlaufdauer

Beitrag von Pipin » Di 21.10.14 15:07

Hallo Leute,

Habe wieder mal eine Frage : Wie lang waren die Münzen eines verstorbenen kaiser noch im Umlauf ?
Wurden sie unmittelbar in den folgenden Wochen, Bzw Monate, zurückgerufen und verschmolzen, oder waren sie noch Jahrelang als Zahlungsmittel erlaubt ?
Danke für alle Antworten, die mich etwas kluger machen.
Grüsse

Pipin

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Re: Umlaufdauer

Beitrag von shanxi » Di 21.10.14 15:11

Das hatten wie doch schon vor fünf Tagen:

http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=51277

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Re: Umlaufzeit römischer Münzen

Beitrag von klunch » Di 21.10.14 16:18

Bei den Legionsdenaren habe ich den Eindruck, daß sie besonders lange im Umlauf waren. Wird dies durch die hohe Anzahl der Prägungen erklärt bzw. gibt es dafür noch andere Ursachen oder ist es eben nur mein Eindruck?

klunch
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Re: Umlaufdauer

Beitrag von Pipin » Di 21.10.14 16:25

Oh Danke shanxi, hatte ich glatt übersehen, sorry!

Gruss

Pipin

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Re: Umlaufzeit römischer Münzen

Beitrag von justus » Di 21.10.14 18:30

klunch hat geschrieben:Bei den Legionsdenaren habe ich den Eindruck, daß sie besonders lange im Umlauf waren. Wird dies durch die hohe Anzahl der Prägungen erklärt bzw. gibt es dafür noch andere Ursachen oder ist es eben nur mein Eindruck?

klunch
Ich denke die relativ langen Umlaufzeiten der Legionsdenare des Marcus Antonius dürften auf die schlechthaltigen Silberlegierungen zurückzuführen sein, mit denen diese Denare in mobilen Heeresmünzstätten geprägt wurden.
mit freundlichem Gruß

IVSTVS
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Re: Umlaufzeit römischer Münzen

Beitrag von Numis-Student » Mi 22.10.14 09:01

justus hat geschrieben: Ich denke die relativ langen Umlaufzeiten der Legionsdenare des Marcus Antonius dürften auf die schlechthaltigen Silberlegierungen zurückzuführen sein,
So ist es. Im Laufe der Zeit wurden die guthaltigen Denare aus dem Umlauf gezogen, nur die schlechteren Legionsdenare blieben weiter im Umlauf.

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Umlaufdauer

Beitrag von Numis-Student » Mi 22.10.14 09:02

habe jetzt mal beide Beiträge verheiratet ;-)

MR
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Re: Umlaufdauer

Beitrag von Andicz » Mo 27.10.14 20:28

Meinen Glückwunsch :)
My new website „Philippus I., Philippus II. and Otacilia Severa / Syrian Tetradrachms of Antiochia ad Orontem / 244 – 249 A.D.
http://www.philippus-antioch.de

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