Trebonianus Gallus / Volusianus
Moderator: Homer J. Simpson
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Re: Trebonianus Gallus / Volusianus
Danke, sehr interessant. Viminacium also und nicht Rom?
Ich habe mir noch gedacht: Münzen mit solchen Sonderlegenden werden ja meist als allererste Emission geprägt. Könnte es dann gelaufen sein, daß die Münzverantwortlichen erst gedacht haben: "Okay, Gallus und Volusianus sind jetzt Kaiser, prägen wir mal 'ne vorläufige Emission" in der irrigen Annahme, Volusian würde gleich Augustus werden? Daß erst dann bekanntgegeben wurde, daß Gallus den Hostilian als Augustus einsetzen würde und Volusian nur Caesar sein sollte, daß also die Münzen mit der kurzen Legende noch vor Volusians Caesar-Prägungen kämen? Denn die Münzen für Gallus und Volusian mit den kurzen Legenden müssen ja sicher gleichzeitig geprägt worden sein.
Homer
Ich habe mir noch gedacht: Münzen mit solchen Sonderlegenden werden ja meist als allererste Emission geprägt. Könnte es dann gelaufen sein, daß die Münzverantwortlichen erst gedacht haben: "Okay, Gallus und Volusianus sind jetzt Kaiser, prägen wir mal 'ne vorläufige Emission" in der irrigen Annahme, Volusian würde gleich Augustus werden? Daß erst dann bekanntgegeben wurde, daß Gallus den Hostilian als Augustus einsetzen würde und Volusian nur Caesar sein sollte, daß also die Münzen mit der kurzen Legende noch vor Volusians Caesar-Prägungen kämen? Denn die Münzen für Gallus und Volusian mit den kurzen Legenden müssen ja sicher gleichzeitig geprägt worden sein.
Homer
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Re: Trebonianus Gallus / Volusianus
Glückwunsch zu dem spannenden und numismatisch bedeutenden Stück!
Leider ist die Münzprägung des Trebonianus Gallus und Volusianus im RIC nur äußerst bescheiden aufgearbeitet. Mehrere wichtige Münztypen fehlen, andere existieren garnicht und die Konstruktion einer Münzstätte in Viminacium oder Mailand ist ebenfalls sehr zweifelhaft.
Diesen Typ würde ich nicht an den Herrschaftsbeginn stellen. Für Volusianus stehen da erst einmal die Caesar-Prägungen. Die erste(n) Emission(en) als Augustus tragen mit Sicherheit die Legende IMP CAE C VIB VOLVSIANO AVG. Der Dativ aus seiner aus seiner Zeit als Caesar bleibt vorerst bestehen – diese Legende ist passend zur Legende des Trebonianus Gallus (IMP CAE C VIB TREB GALLVS AVG) aufgebaut. Dies ändert sich dann mit der Legende IMP C C VIB VOLVSIANVS AVG, die der RIC der Münzstätte Mailand zuschreibt, aber eher nach Rom gehört.
Deine Münze ist hinsichtlich der Av-Legende somit eher in die spätern Phase zu verorten. Ich gehe hier mit Carson, der diesen Typ (bzw. RIC Volusian 185A) zwischen die Münzen mit der Legende IMP CAE C VIB VOLVSIANO AVG und IMP C C VIB VOLVSIANVS AVG der Münzstätte Rom zuschreibt. Der Bartwuchs (im Gegensatz zu seinen frühen Münzen) unterstreicht diese Zuordnung.
Carson: R.A.G. Carson, Mints in the mid-third century. In: R.A.G. Carson & Colin M. Kraay, Scripta Nummaria Romana. Essays presented to Humphrey Sutherland. London 1978, 65–74.
Leider ist die Münzprägung des Trebonianus Gallus und Volusianus im RIC nur äußerst bescheiden aufgearbeitet. Mehrere wichtige Münztypen fehlen, andere existieren garnicht und die Konstruktion einer Münzstätte in Viminacium oder Mailand ist ebenfalls sehr zweifelhaft.
Diesen Typ würde ich nicht an den Herrschaftsbeginn stellen. Für Volusianus stehen da erst einmal die Caesar-Prägungen. Die erste(n) Emission(en) als Augustus tragen mit Sicherheit die Legende IMP CAE C VIB VOLVSIANO AVG. Der Dativ aus seiner aus seiner Zeit als Caesar bleibt vorerst bestehen – diese Legende ist passend zur Legende des Trebonianus Gallus (IMP CAE C VIB TREB GALLVS AVG) aufgebaut. Dies ändert sich dann mit der Legende IMP C C VIB VOLVSIANVS AVG, die der RIC der Münzstätte Mailand zuschreibt, aber eher nach Rom gehört.
Deine Münze ist hinsichtlich der Av-Legende somit eher in die spätern Phase zu verorten. Ich gehe hier mit Carson, der diesen Typ (bzw. RIC Volusian 185A) zwischen die Münzen mit der Legende IMP CAE C VIB VOLVSIANO AVG und IMP C C VIB VOLVSIANVS AVG der Münzstätte Rom zuschreibt. Der Bartwuchs (im Gegensatz zu seinen frühen Münzen) unterstreicht diese Zuordnung.
Carson: R.A.G. Carson, Mints in the mid-third century. In: R.A.G. Carson & Colin M. Kraay, Scripta Nummaria Romana. Essays presented to Humphrey Sutherland. London 1978, 65–74.
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Re: Trebonianus Gallus / Volusianus
Wenn sich Hostilianus in Rom aufhielt und hier nach Bekanntwerden von Decius' Tod (Divanisierung 26.6.251 oder noch davor) vom Senat zum Augustus ausgerufen wurde gab es zwei Augusti: Gallus, von den Soldaten an der Donau ausgerufen und Hostilian. Dass Hostilian bei den Viminaciumbronzen im Lokaljahr 12 bereits Augustus und im folgenden Jahr wieder nur Caesar betitelt wurde wird sicher nicht ein Fehler der provinzialen Münzbeamten gewesen sein, wie öfters gemutmaßt wurde. Vielmehr resultiert er aus der - heute noch nicht rekonstruierten - Entwicklung an den zwei weit voneinanderliegenden Punkten an der unteren Donau (Gallus) und Rom (Hostilian) sowie der Kommunikationsdauer zwischen besagten beiden Orten. Daher rührend ließe sich m.M. der Emissionszeitpunkt von Homers Münze sogar feinjustieren: noch im Lokaljahr 12 von Viminacium (von Pick wurde der Nov. als Jahreswechsel vermutet, aber das birgt Probleme sowohl bei Philippus Jahr X wie auch bei diesem Fall - der frühe Sep. wäre passender).
Zu den Vs.-Legenden: IMP CAE C für Rom, IMP C C für Mediolanum.
Mit dem Bart hast du natürlich richtig beobachtet, aber dann muss geklärt werden, warum bei Volusian plötzlich auf IMPERATOR, CAESAR und FELIX verzichtet worden sein soll, nachdem es angewendet wurde.
Zu den Vs.-Legenden: IMP CAE C für Rom, IMP C C für Mediolanum.
Mit dem Bart hast du natürlich richtig beobachtet, aber dann muss geklärt werden, warum bei Volusian plötzlich auf IMPERATOR, CAESAR und FELIX verzichtet worden sein soll, nachdem es angewendet wurde.
Gruss
Lucius Aelius
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Re: Trebonianus Gallus / Volusianus
Eine kürzer werdende Legende soll an dieser Stelle nicht verunsichern. Diese Entwicklung kann man bei mehreren Kaisern beobachten (z.B. Gordian III., Philippus I.). Der Text im RIC unter Berücksichtigung von Carson's Artikel gibt da Aufschluss.
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Re: Trebonianus Gallus / Volusianus
Bei Gordian meinst du sicher die kürzer werdenden Reverslegenden wie bei Mars Propugnator, aber das hat ja wenig mit der Titulatur der Vorderseite zu tun.
Gruss
Lucius Aelius
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Re: Trebonianus Gallus / Volusianus
Da bin ich mir ziemlich sicher.
Ich mutmaße, dass Hostilian ausschließlich auf Betreiben des Senats zum Augustus erhoben wurde. Das war ein Dilemma für Gallus. Dass Hostilian an der Pest starb kann, muss aber nicht stimmen. Denkbar wäre nämlich auch, dass er ermordet wurde, um (vorab) Komplikationen zwischen ihm und Gallus abzuwenden.Homer J. Simpson hat geschrieben: ↑Sa 30.03.24 13:10Daß erst dann bekanntgegeben wurde, daß Gallus den Hostilian als Augustus einsetzen würde
Gruss
Lucius Aelius
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Re: Trebonianus Gallus / Volusianus
Dieser Sesterz des Gallus sieht ganz nett aus, was für die Bronzen ab 250 n.Chr. keine Selbstverständlichkeit ist. Da die Legende APOLL und nicht APOLLO lautet läuft die Zuordnung auf RIC 103 heraus. Im Allgemeinen wird das Reversbild des bekränzten Nackedei mit Lorbeerzweig in der Hand, der seine Lyra auf einen Felsen aufsetzt, mit seiner Rolle als Gott der Gesundheit in Verbindung gebracht, was der Mitte des 3. Jh. wütenden Pest, von der Cyprian berichtete, geschuldet war. Victor Aurelius schrieb, dass sich Gallus in vorbildlicher Weise um die Bestattung der Ärmsten gekümmert hat. Dass das so hervorgehoben wurde hat seine Bewandnis darin, dass die antike Religion ziemlich kaltherzig war, denn wer kein Geld für sein Begräbnis hatte wurde irgendwo verscharrt (siehe bspw. die tausendfachen Skelettfunde im Stadtgraben [sic!] der urbs Roma. "Apollo salutaris" emittierte interessanterweise auch noch des Gallus Nachfolger Valerian anno 256/57 (RIC 76) und Claudius Gothicus (aber hier mit Legende SALVS AVG und Dreifuss statt Lyra), der wirklich an der "Pest" starb, was im Falle des Quintus, auch wenn es die antiken Quellen beschreiben, wahrscheinlich nicht der Fall war) - die Epedemie zog sich also über mehrere Jahre hin.
Man muss anmerken, dass, obwohl diese Auslegung des Apollo salutari in der obigen Beschreibung in sich schlüssig ist,natürlich nicht der Weisheit letzter Schluß sein muss. Denn Apollo war ja der persönliche Schutzgott des ersten Princeps gewesen und sein Tempel auf dem Palatin ein beredtes Zeugnis dafür. Und Augustus wirkte in der Münzprägung noch über Gallus und Valerianus hinaus weiter fort. Zu erwähnen wäre bspw. die an Augustus erinnernde Haarfrisur des Gallienus bei einigen seiner eher raren Edelmetallausgaben; oder der sitzende Apollo, ebenfalls mit Lyra und Zweig bei Gordian III. (über mehrere Jahre emittiert und aufgrund der kaiserlichen Ämterlegende auf der Rückseite sicherlich in direkten Bezug zum Kaiser; oder Apollo moneta bei Commodus (was sicherlich in ähnlichen Kontext wie Juno moneta stand, also nichts mit moneta = Geld, sondern mit moneta = wachsam stehen dürfte, denn dieser Apollo ist zudem im typischen Securitas-Habitus).
Dass bei Gallus und Valerian der Bezug zur Pest im Reich gegeben sei, dafür spricht das fehlende AVG in der Legende, so dass hier nicht der alleinige Bezug auf die Gesundheit des Kaisers genommen wurde. Andererseits gibt es eine sehr seltene Ausgabe in Antiochia für Aurelian (datiert auf 272 n.Chr.) mit gleicher Legende und Recersbild wie bei Gallus; zudem ist Aurelian als Weltbeherrscher mit Weltenglobus im der Hand auf der Vorderseite dargestellt. Das ließe wiederum die Möglichkeit jener Schlussfolgerung zu, dass Apollo salutari die Gesundheit des Kaisers beschützen solle - bei Aurelian im ersten Kriegsjahr gegen Palmyra 272, bei Valerian im Kampf gegen die zweite Perserinvasion 256 und bei Gallus entweder gegen Perser ( oder Goten?) oder den Usurpator Aemilian 253.
So oder so: alles kann, nichts muss.
Man muss anmerken, dass, obwohl diese Auslegung des Apollo salutari in der obigen Beschreibung in sich schlüssig ist,natürlich nicht der Weisheit letzter Schluß sein muss. Denn Apollo war ja der persönliche Schutzgott des ersten Princeps gewesen und sein Tempel auf dem Palatin ein beredtes Zeugnis dafür. Und Augustus wirkte in der Münzprägung noch über Gallus und Valerianus hinaus weiter fort. Zu erwähnen wäre bspw. die an Augustus erinnernde Haarfrisur des Gallienus bei einigen seiner eher raren Edelmetallausgaben; oder der sitzende Apollo, ebenfalls mit Lyra und Zweig bei Gordian III. (über mehrere Jahre emittiert und aufgrund der kaiserlichen Ämterlegende auf der Rückseite sicherlich in direkten Bezug zum Kaiser; oder Apollo moneta bei Commodus (was sicherlich in ähnlichen Kontext wie Juno moneta stand, also nichts mit moneta = Geld, sondern mit moneta = wachsam stehen dürfte, denn dieser Apollo ist zudem im typischen Securitas-Habitus).
Dass bei Gallus und Valerian der Bezug zur Pest im Reich gegeben sei, dafür spricht das fehlende AVG in der Legende, so dass hier nicht der alleinige Bezug auf die Gesundheit des Kaisers genommen wurde. Andererseits gibt es eine sehr seltene Ausgabe in Antiochia für Aurelian (datiert auf 272 n.Chr.) mit gleicher Legende und Recersbild wie bei Gallus; zudem ist Aurelian als Weltbeherrscher mit Weltenglobus im der Hand auf der Vorderseite dargestellt. Das ließe wiederum die Möglichkeit jener Schlussfolgerung zu, dass Apollo salutari die Gesundheit des Kaisers beschützen solle - bei Aurelian im ersten Kriegsjahr gegen Palmyra 272, bei Valerian im Kampf gegen die zweite Perserinvasion 256 und bei Gallus entweder gegen Perser ( oder Goten?) oder den Usurpator Aemilian 253.
So oder so: alles kann, nichts muss.
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Re: Trebonianus Gallus / Volusianus
Und hier ein Sesterz vom Sohnemann, RIC 256:
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Re: Trebonianus Gallus / Volusianus
Mir ist heute auch ein Trebonianus Gallus in die Sammlung gekommen:
IMP C C VIB TREB GALLVS P F AVG / FELICITAS PVBL
Schöne Grüße,
MR
IMP C C VIB TREB GALLVS P F AVG / FELICITAS PVBL
Schöne Grüße,
MR
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Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
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