Kleiner Bericht aus Rhodos - Teil 2: Aphroditetempel und Akropolis (Folge 3/3)
Wenn das denn tatsächlich ein Apollontempel war

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Zu den antiken Bauwerken in Rhodos gehört nämlich auch der Koloss von Rhodos, eine riesige Bronzestatue des Helios, eines der sieben Weltwunder. Er wurde nach der überstandenen Belagerung der Stadt 305 bis 304 v. Chr. durch Demetrios Poliorketes von den Rhodiern als Dank an ihren Hauptgott Helios in Auftrag gegeben und teilweise auch durch den Verkauf von zurückgelassenem Kriegsgerät finanziert. Etwa 227 v. Chr. ist der Koloss dann bei einem Erdbeben zusammengestürzt.
Es gibt nun eine ganze Menge an antiken Erwähnungen dieser Kolossalstatue, seltsamerweise wird aber nie beschrieben, wie genau sie aussah und wo genau sie aufgestellt war. Das Bild, das man davon so im Kopf hat, mit einem breitbeinig über der Hafeneinfahrt stehenden Helios mit Fackel in der Hand, ist nämlich erst später entstanden und durch nichts belegt.
Sehr schön zusammengetragen hat dies alles Ursula Vedder in "Der Koloss von Rhodos - Archäologie, Herstellung und Rezeptionsgeschichte eines antiken Weltwunders", Mainz 2015. Da dieses Buch jetzt schon für 9,95 € verhökert wird, hab' ich mir das auch schnell noch besorgt

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Vedder argumentiert nun, dass der Apollontempel tatsächlich ein Heliostempel war und die Kolossalstatue direkt daneben stand. Die wesentlichen Argumente dafür sind folgende:
- Die bisherige Zuweisung des Tempels steht auf ganz schwachen Füßen (in der Nähe hat man sekundär verbaut eine einzige Weihinschrift an Apollon gefunden, die aber nicht automatisch auf einen Tempel schließen lässt).
- Helios war der Hauptgott der Stadt (der ja auch lange fast als einzige Gottheit auf den Münzen abgebildet wurde), daher ist der Koloss in seinem Heiligtum zu erwarten und dieses auf der Akropolis und nicht irgendwo in der Unterstadt oder am Hafen zu verorten.
- In Rhodos fanden regelmäßig die Halieia statt, Spiele zu Ehren des Helios, die in antiken Inschriften häufig erwähnt werden. Die Sportstätten solcher Agone befinden sich aber in der Regel in unmittelbarer Nähe des Heiligtums, dessen Gottheit die Spiele gewidmet waren, also muss der Heliostempel in der Nähe des Stadions gestanden haben.
Neben dem nun als Heliostempel identifizierten Gebäude befindet sich eine Konstruktion, die Vedder als die Basis der Kolossalstatue ausmacht.
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Wie Vedder selbst zugibt, ist das alles nicht felsenfest, da es vor allem argumentativ hergeleitet wurde

. Ein positiver archäologischer Nachweis fehlt bislang. Da das Gelände der Akropolis aber noch nicht systematisch und vollständig untersucht wurde, gibt es da noch Hoffnung auf künftige Klärung

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Bevor wir uns dann wieder in die Altstadt aufgemacht haben, sind wir noch kurz im nagelneuen Acropolis Café eingekehrt, um uns im Schatten etwas zu regenerieren. Der moderne und sachlich schlanke Stil des Gebäudes hat mir besonders gut gefallen, der ohne jeglichen Versuch auskommt, sich da irgendwie an die Antike anzubiedern.
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Neben den hier beschriebenen Stätten gibt es auch noch ein paar weitere interessante, die etwas außerhalb der Altstadt liegen, vor allem einige Nekropolen. Da wir aber schon innerhalb der Mauern in der einen Woche nicht alles gesehen hatten, haben wir auf dasjenige außerhalb verzichtet, man kann nicht alles haben

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Bei Bauarbeiten scheinen in Rhodos nach wie vor immer wieder antike oder etwas jüngere Fragmente zum Vorschein zu kommen, mit deren Menge man nicht so recht weiß, was damit anzufangen sei und die dann an irgendwelchen Plätzen gelagert werden. Vieles wird wohl auch nur dokumentiert und dann wieder zugeschüttet.
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Besonders sichtbar wird das auf dem Gelände, auf dem sich ein römisches Tetrapylon und die Reste einer Werft befinden sollen. In meinem alten Kunstreiseführer von 1990 war das noch als Sehenswürdigkeit beschrieben.
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Als wir das Gelände durch das offen stehende Tor betraten, konnten wir gar nicht so schnell schauen, wie uns da der Zerberus wieder rausgeworfen hatte, ich konnte gerade noch auf den Auslöser drücken. Offensichtlich wird das heute nur noch als Lagerstätte für allenthalben anfallende antike Bruchstücke genutzt.
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