antike Bearbeitung

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Benutzeravatar
harald
Beiträge: 1349
Registriert: Sa 08.03.08 19:09
Wohnort: pannonia superior
Hat sich bedankt: 254 Mal
Danksagung erhalten: 217 Mal
Kontaktdaten:

antike Bearbeitung

Beitrag von harald » Di 16.09.08 13:43

Zu den häßlichen Münzen, die eine Geschichte erzählen gibt es noch dieses Beispiel.
Auch hier ist mir unklar, welchen Zweck die Kratzer auf beiden Seiten und die zahlreichen Feilspuren am Rand erfüllten.
Die Erklärung einer Spielerei oder eines Zeitvertreibs kommt zwar in Frage, erscheint mir aber doch eher unwahrscheinlich.
Welcher durchschnittliche Bürger hatte schon eine Feile zur Verfügung?

Gruß
Harald
Dateianhänge
bearbeitet Rev.JPG
bearbeitet Av.JPG

Benutzeravatar
beachcomber
Beiträge: 10728
Registriert: Mi 13.07.05 19:53
Wohnort: portimão,portugal
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 155 Mal

Beitrag von beachcomber » Di 16.09.08 13:51

Die Erklärung einer Spielerei oder eines Zeitvertreibs kommt zwar in Frage, erscheint mir aber doch eher unwahrscheinlich
erscheint mir aber eher doch wahrscheinlich, und ein messer könnte ja wohl auch ausgereicht haben, um diese verunstaltungen hervorzurufen.
grüsse
frank

Benutzeravatar
harald
Beiträge: 1349
Registriert: Sa 08.03.08 19:09
Wohnort: pannonia superior
Hat sich bedankt: 254 Mal
Danksagung erhalten: 217 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von harald » Di 16.09.08 13:58

Dann wären zwar die Schnitte erklärbar, nicht aber die verschiedenen Formen der Randkerben.
Verwendet man dafür ein Messer müßten sie doch den gleichen Winkel aufweisen und würden lediglich in der Tiefe variieren.

n.......s
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von n.......s » Di 16.09.08 14:08

...sieht mir irgendwie nach einem Hilfswerkzeug aus. Vielleicht wurde die Münze eingespannt und z.B. zum Spannen oder als Führung für einen Faden, Garn oder Draht benutzt ?

Benutzeravatar
harald
Beiträge: 1349
Registriert: Sa 08.03.08 19:09
Wohnort: pannonia superior
Hat sich bedankt: 254 Mal
Danksagung erhalten: 217 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von harald » Di 16.09.08 17:07

Hallo Nephrurus!

Das wäre durchaus möglich.
Interessanter Denkansatz!

Gruß
Harald

Chippi
Beiträge: 5844
Registriert: Do 23.06.05 19:58
Wohnort: Bitterfeld-Wolfen, OT Holzweißig
Hat sich bedankt: 4956 Mal
Danksagung erhalten: 2155 Mal

Beitrag von Chippi » Di 16.09.08 21:09

Hallo Harald,

da wir gerade bei den kruden Dingern sind. Heute im Postkasten gehabt (als Zugabe).

Sieht aus wie ein zu klein geradener Skyphat (byz. Schüsselmünze), ist aber eindeutig römisch, wie der zu erahnende Genius (Genius mit Patera und Chlamys) es beweist.
Wohl frühes 4.Jh.n. (Genio Pop Rom oder ähnlich).

Warum jemand die Münze zu einem Schüsselchen gebogen hat ist mir unklar. Verwendung als Knopf scheidet aus.

Gruß Chippi
Dateianhänge
röm-Schüsselchen.JPG
ca. 18-20mm, 2,19g
Zuletzt geändert von Chippi am Mi 17.09.08 10:56, insgesamt 1-mal geändert.
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

Benutzeravatar
harald
Beiträge: 1349
Registriert: Sa 08.03.08 19:09
Wohnort: pannonia superior
Hat sich bedankt: 254 Mal
Danksagung erhalten: 217 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von harald » Di 16.09.08 21:25

Die wurde wohl ebenfalls zu einem praktischen Nutzobjekt umfunktioniert, wie meine.
Auch in diesem Fall glaube ich nicht, dass es aus purem Zeitvertreib geschehen ist, über die Verwendung bin ich mir noch nicht klar.
Möglich wäre eine eine Verwendung als Punze zum Treiben von dünnen Metallblechen.

Gruß
Harald

Benutzeravatar
helcaraxe
Beiträge: 3331
Registriert: So 16.07.06 10:33
Wohnort: Nürnberg und Heidelberg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von helcaraxe » Mi 17.09.08 07:05

Harald, bei Deiner Münze glaube ich noch nicht unbedingt an eine absichtliche Bearbeitung, dazu sind die Rillen doch zu wenig gleichmäßig. Ich habe moderne Münzen gesehen, die unter ein Auto gekommen waren auf einer Straße mit rauem Belag, die sahen, was die Kratz- und Schrammspuren anging, ähnlich aus.

Ich könnte mir eher vorstellen, dass die Münze von einem Römer verloren worden ist, dass sie auf einer Straße lag und unter die Hufe oder die Räder eines Karrens gekommen ist - Kleine spitze Steine und ein flott galoppierender Bote könnten so etwas angerichtet haben...

Nur eine Idee...
Viele Grüße
helcaraxe
________________

[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer

andi89
Beiträge: 1756
Registriert: Mo 10.01.05 20:12
Wohnort: Augusta Vindelicum
Hat sich bedankt: 374 Mal
Danksagung erhalten: 651 Mal

Beitrag von andi89 » Mi 17.09.08 10:32

Hallo!

Die Idee von helcaraxe finde ich gar nicht so schlecht, wobei ich mir nicht sicher bin, ob die ziemlich tiefen Einkerbungen wirklich durch einen Pferdewagen verursacht werden können. Wenn jemand will kann er ja mal so ein Gefährt nachbauen und es ausprobieren. :D
Bei chippis Schüssel könnte ich mir vorstellen, dass ein Goldschmied hier mal in unedlem Metall vorgearbeitet hat um zu sehen, ob das Objekt auch so gelingt, wie er sich das vorstellt. Vielleicht hat man aber auch nur den Lehrling üben lassen, wer weiß.
Ich habe hier auch ein Stück mit einer recht ungewöhnlichen Randbearbeitung. Diese Münze müsste einmal als Schmuckstück oder so gefasst gewesen sein. Eine andere Erklärung ist mir bisher nicht eingefallen.

andi89
Dateianhänge
TrajanDupSCRandjpg.jpg
Durchmesser: 22,5 - 23 mm
Gewicht: 6,30 g
"...nam idem velle atque idem nolle, ea demum perniciosa amicitia est." (frei nach C. Sallustius Crispus)

Benutzeravatar
chinamul
Beiträge: 6055
Registriert: Di 30.03.04 17:05
Wohnort: irgendwo in S-H
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 78 Mal

Beitrag von chinamul » Mi 17.09.08 11:17

@andi89

Ein recht ähnlich behandeltes Objekt habe ich vor einiger Zeit auch schon mal hier vorgestellt. Dieses ungewöhnliche Stück war mir vor zwei Jahren € 12 wert, zumal es sich dabei um einen recht seltenen As des Domitianus handelt.

DOMITIANUS 81 – 96
AE As Rom 88 zu den Feierlichkeiten anläßlich des achthundertjährigen Bestehens der Stadt Rom
Av.: IMP CAES DOMIT AVG GERM P M TR P VIII CENS PER P P - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: COS XIIII LVD SAEC FEC S C (im Abschnitt) - Domitianus vor einem Tempel nach links stehend und aus Patera auf Altar opfernd; ihm gegenüber nach rechts hintereinanderstehend ein Flöten- und ein Leierspieler
RIC 385a
12,01 g
Durch flächiges Aufhämmern des Randes von der Porträtseite her zu einem sechseckigen Spielstein(?) umgestaltet. Auch hier hat offenbar nicht etwa blinde Zerstörungswut gewaltet, und auch nach einer damnatio memoriae sieht es eher nicht aus.

Gruß

chinamul
Dateianhänge
domit opfer spielstein.jpg
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11584
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 230 Mal
Danksagung erhalten: 1217 Mal

Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 17.09.08 23:32

Auch ich habe eine solche Münze - ein schlecht erhaltenes Domitian-As - , die offensichtlich nach ihrem Geldumlauf am Rand mehrfach eingekerbt wurde. Möglicherweise als eine Art Werkzeug, um irgendwelche weicheren Materialien aufzurauhen, wie Holz- oder Lederoberflächen??? Ich bin auch neugierig auf weitere Vorschläge zur Deutung! Sorry, die Bilder sind jetzt auf die Schnelle richtig schlecht geworden, aber ich hoffe, man sieht das Wesentliche!

Die spektakulärste Umarbeitung einer Münze, die ich bisher gesehen habe, habe ich vor gut zwei Jahren im US-Forum vorgestellt: den Caracalla-Sesterz, der zu einem Klappmesser oder etwas Ähnlichem umgebaut wurde!

http://www.forumancientcoins.com/board/ ... ic=26942.0

Viele Grüße,

Homer
Dateianhänge
2008-09-17 002.jpg
2008-09-17 001.jpg
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

Benutzeravatar
cepasaccus
Beiträge: 2493
Registriert: Di 04.03.08 12:14
Wohnort: Nürnberg
Hat sich bedankt: 22 Mal
Danksagung erhalten: 64 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von cepasaccus » Do 18.09.08 11:42

Also fuer mich sieht das nach Verschleiss aus, so wie Nephrurus meinte, oder eben jemand hat sich gelangweilt. Da die Kerben so unterschiedlich sind ist IMO jede unabhaengig von den anderen. Was mich nur wundert ist, dass sie oben eine Silbermuenze dafuer verwendet haben. (Ist doch eine, oder?)

valete
kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.

Benutzeravatar
pixxer
Beiträge: 877
Registriert: So 30.12.07 14:39
Wohnort: pannonia superior
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von pixxer » Do 18.09.08 11:51

Also Homers Münze sieht mir eindeutig nach einem behelfsmäßigen Werkzeug aus. Die Rillen sind nicht v-förmig zulaufend sondern eher abgerundet, als ob Schnüre durchgezogen worden wären. Vielleicht ein simples Behelfswerkzeug zum Weben oder Seildrehen?

LG Pixxer

Benutzeravatar
harald
Beiträge: 1349
Registriert: Sa 08.03.08 19:09
Wohnort: pannonia superior
Hat sich bedankt: 254 Mal
Danksagung erhalten: 217 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von harald » Do 18.09.08 18:32

Homer J. Simpson hat geschrieben: Die spektakulärste Umarbeitung einer Münze, die ich bisher gesehen habe, habe ich vor gut zwei Jahren im US-Forum vorgestellt: den Caracalla-Sesterz, der zu einem Klappmesser oder etwas Ähnlichem umgebaut wurde!

http://www.forumancientcoins.com/board/ ... ic=26942.0
Homer
Das erinnert mich an die auf einer Drehbank ausgehöhlten Großbronzen,
welche zu Taschenspiegeln und sogar zu Taschensonnenuhren umfunktioniert wurden.
(zb. Göbl, Antike Numismatik, Taf.18, 194.)
Der Einfallsreichtum war schier unerschöpflich.

Gruß
Harald

Benutzeravatar
Wurzel
Moderator
Beiträge: 4300
Registriert: Mo 21.06.04 17:16
Wohnort: Wuppertal
Hat sich bedankt: 319 Mal
Danksagung erhalten: 464 Mal

Beitrag von Wurzel » Do 18.09.08 22:51

Solche bearbeitungen können ja unter Umständen Jahrhunderte nach dem Prägen der Münze gemacht worden sein.
Dann sagt dem Besitzer diese Münze vermutlich nichts mehr, für ihn ist sie unter Umständen nur ein rundes Stück mit Bild drauf.
Bestenfals findet der Besitzer sie schön und macht sich einen Schmuck daraus.

Eine Taschenmessermünze hatten wir hier schonmal:

http://www.numismatikforum.de/ftopic166 ... chenmesser

Kein Römer, aber die Idee scheint nicht neu zu sein. Vielleicht ist die Münze die uns Homer zeigt, von dem selben Menschen umgebaut worden.

Wer weiß

Micha
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
  • antike Schleuderbleie
    von Wacke » » in Sonstiges
    2 Antworten
    983 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Wacke
  • KI und antike Münzen
    von dictator perpetuus » » in Römer
    39 Antworten
    3294 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Rollentöter
  • Antike Fälschung
    von Wurzel » » in Griechen
    5 Antworten
    504 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Wurzel
  • Antike Kupfermünze
    von Taylor28 » » in Sonstige Antike Münzen
    6 Antworten
    643 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Taylor28

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: dictator perpetuus und 25 Gäste