Die "russischen" Pfeifen und die aus dem Katalog des 20. Jahrhunderts sehen den "römischen" schon sehr ähnlich, aber wie Fortuna schon feststellte, werden sich die Formen im Laufe der Zeit nicht wesentlich verändert haben - wie z. B. römisches Werkzeug dem heutigen zum Teil äußerst ähnlich sieht. Ich glaube auch nicht, dass unbedingt alle Pfeifen aus den Auktionshäusern römisch sein müssen. Trotz der Ähnlichkeit weisen all diese Pfeifen Unterschiede zu den vermeintlich römischen auf:
1) die russischen, die aus dem Katalog und einige aus den Auktionshäusern sind teilweise fast doppelt so groß wie die als römisch (auch meine, nur 3,3 cm!) bezeichneten, weil es "Trillerpfeifen" sind. Neuzeitliche werden auch ausnahmslos Herstellerstempel/-marken gehabt haben wie auch in dem Whistle-Museum zu sehen ist.
2) die Bauart ist eine andere: Im Gegensatz zu den oben erwähnten Trillerpfeifen wird der super schrille, helle Ton durch ein winziges Loch hinter dem großen Loch erzeugt (sieht man auf dem Foto meiner Pfeife, die Alex freundlicherweise eingestellt hat). Sie haben daher auch keine Kugel im Inneren.
Der Ton ist extrem hell, dabei aber laut, aber für den Einsatz unter Artillerie, Feuerwaffen etc. sicher nicht zu gebrauchen wie die Trillerpfeifen. In einem Kleinverband wie einer Centurie jedoch bestens geeignet. Wie schon gesagt: Cornicen und Tubicen wurden nur auf Legions- und Kohortenebene verwendet, so hatte beispielsweise auch der Aquilifer einen Cornicen an seiner Seite. Und ein Centurio muss in seinem Kleinverband, der Centurie (80 Mann), ebenfalls über ein akustisches Signal neben seiner Stimme verfügt haben. Der helle Ton sollte eben nur in einem begrenzten Raum zu hören sein. Das passt auch zu dem Einsatz von Pfeifen auf römischen Schiffen, denn dort hatte auch ein Centurio navalis das Sagen... äh das Pfeifen.
Wie dem auch sei: Allemal spannend und diskussionswürdig...
Hans