Ein Antoninian des Gegenkaisers Marius ist leider kein Antoninian des Laelianus, aber nichtsdestotrotz auch interessant (etwa die Frage seiner Münzstätte - siehe unten) und keine Massenware wie bspw. die Tetrici
Geprägt wurde diese Münze wohl im April 269 n.Chr.
Prägestätte: Trier, 2. Emission, Köln (lt. Elmer)
RIC 6, C 8, Elmer 633, Zschucke 190, Gendre 171, Cunetio hoard 2503


Von Marius sind keine Inschriften bekannt. Über die Dauer seiner Regierungszeit gibt es kein Material außer der relativ „großen“ Menge seiner ausgegebenen Münzen. Victor Aurelius und Eutropius scheinen, trotz ihrer knappen Ausführung, die wichtigsten und zuverlässigsten Quellen zu sein, obwohl sie wahrscheinlich die gleiche Quelle (die ver-schollene „Kaisergeschichte“) benutzten. Die Historia Augusta ist zwar bei der Geschichte des Gallischen Sonderreiches sehr detailreich, enthält aber zuviele Fehler. Nach dieser Quelle soll Postumusʼ Herrschaft nur sieben Jahre gedauert haben (Tyranni triginta V, 4). König, gefolgt von Drinkwater, hatten angedeutet, dass Mariusʼ Regierungszeit etwa 4 Monate andauerte. Weiser setzte die in den Hortfunden vorkommenden Marius-Münzen ins Verhältnis zu den Münzen der anderen gallischen Kaiser (deren ungefähre Regierungszeiten bekannt sind) und kam so auf eine Herrschaft von etwa 70 Tagen. Lange Zeit wurde angenommen, Marius habe nur zwei Tage regiert hätte (von den Numismatikern angesichts der Münzmenge aber abgelehnt). Grund hierfür war die falsche Deutung des Satzes „Hoc iugulato post biduum Victorinus deligitur …“ bei Aurelius Victor (Liber de Caesaribus 33, 12) – statt „Als [Marius] nach zwei Tagen ermordet wurde, wurde Victorinus gewählt …“ muss es tatsächlich heißen „Als [Marius] ermordet wurde, wurde nach zwei Tagen Victorinus gewählt …“.
Vermutlich war Marius Kommandant der Mainzer legio XXII, als Laelianus zum Ende der Herrschaft des Postumus hingerichtet wurde. Mariusʼ Reverse waren neu und sein Porträt auf der Vorderseite unverwechselbar, was darauf hindeutet, dass die Graveure sofort über das Aussehen des neuen Kaisers Bescheid wussten. Das Münzmotiv des Handschlags ist typisch für Kaiser, die keine uneingeschränkte Legitimität besaßen bzw. die in verschiedene Lager gespaltenen Truppenteile (Marius-, Postumus- und Laelianus-Anhänger) versöhnen wollte.
Dass Marius in Köln und Trier Münzen prägen ließ beweist die Weiterbenutzung der noch von seinem Vorgänger Laelianus stammenden Kölner Reversstempel der n.r. schreiten-den Viktoria (Bild unten). Gilljam konnte 24 gemeinsam genutzte Stempel nachweisen. Laelianus hatte nur die Kölner Münzstätte kontrolliert, die Münzprägung von Marius in Trier folgt unmittelbar auf die letzte Ausgabe von Postumus in dieser Münzstätte (Quelle: Mairat, The coinage of the Gallic Empire, 2014). „Um die Mitte 268 wird der Silbergehalt des Geldes drastisch vermindert. Das Nominal, der Antoninian (Doppeldenar), der in Gallien immer noch eine leidlich gute Billonmünze war, wurde zum fast blossen Kupferstück, dem man mittels eines chemischen Verfahrens ein silbernes Aussehen verlieh. Solche Stücke fehlen in den zu Beginn 268 vergrabenen nordgallischen Schätzen; im späteren Bachofenschen Münztopf sind sie schon in einigen Exemplaren vorhanden. Die starke de facto Abwertung der Münze kann eigentlich nur durch ebenso drastisch erhöhte Militärausgaben verursacht worden sein. In diesem Zusammenhang muss auch die gleichzeitige Verlegung eines – des grösseren (!) – Teils des Kölner Münzamtes, wahrscheinlich nach Trier, gesehen werden. Das kleinere Trier war strategisch günstiger gelegen, bestens befestigt und seine Distanz zur Barbarengrenze erlaubte die Aufstellung eines zurückgestaffelten Verteidigungsdispositives. Anders als in Köln bestand deshalb keine Gefahr, durch einen massiven Einbruch der Germanen vom Hinterland abgeschnitten zu werden. … Die Existenz zweier Münzstätten von «Issue VI » [Emission 6] an ist die wichtigste Entdeckung von Besly und Bland (The Cunetio Treasure, London 1983, S. 56 f.) die Münzprägung des Postumus betreffend. Der tragische Fehler, der den englischen Kollegen … aber unterläuft, ist, dass sie die neuentstandene Münzstätte … mit Köln identifizieren … Die konsequente Interpretation der numismatischen Quellen muss vielmehr sein, dass Köln durch die Verlegung zweier Offizinen deutlich an Bedeutung und – angesichts des militärischen Hintergrundes – an Moral verlor ... Ihr Irrtum führt Besly und Bland zum Schluss, dass Postumus' (und vor ihm Gallienus') Münzstätte bis anhin Trier gewesen sein muss … Völlig richtig und beachtenswert hingegen ist ihre Feststellung, dass die Prägungen des Laelian an die letzten von Köln (!) anschliessen und folglich die Münzstättenzuweisung Elmers (Die Münzprägung der gallischen Kai-ser in Köln, Trier und Mailand, Bonner Jahrbücher 146, 1941) – zumindest für die unmittelbaren Nachfolger, Marius und Victorinus – zu vertauschen sind (Elmer: ,Köln‘ = Trier, ,Trier‘ = Köln)“ (Weder, Der Bachofensche Münzschatz, in: Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst, Heft 11, 1990, S. 58 und Anm. 18).