Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Steffl0815
Beiträge: 569
Registriert: Sa 18.09.21 16:41
Wohnort: Bayern
Hat sich bedankt: 1349 Mal
Danksagung erhalten: 211 Mal

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Steffl0815 » So 22.01.23 11:56

Peter43 hat geschrieben:
So 22.01.23 10:46
Zu dem Artikel über Hipparch gehört auch noch ein Exkurs über den Mechanismus von Antikythera. Falls Interesse besteht, würde ich ihn anfügen.

Jochen
Sehr gerne! Der Mechanismus von Antikythera ist für mich der unglaublichste Fund aus der Antike überhaupt. Da fällt mir ein Spruch von Arthur C. Clarke dazu ein : „ Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht mehr zu unterscheiden.“

MfG Stefan
Angesichts der Tatsache, dass die Menschheit nicht fähig ist, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, dürfen wir uns in Zukunft keine Fehler mehr leisten.
– Ernst Ferstl-

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 12996
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 202 Mal
Danksagung erhalten: 1900 Mal
Kontaktdaten:

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 22.01.23 14:42

O.k., hier ist er:

Exkurs: Der Mechanismus von Antikythera

Antikythera ist eine kleine Insel zwischen dem nordwestlichen Ende von Kreta und der Peloponnes. 1900 stießen dort Schwammtaucher auf das Wrack eines antiken Schiffs, das zwischen 70 und 60 v. Chr. bei einer Fahrt von Rhodos nach Epirus untergegangen war. Die Bergungsaktion dauerte über ein Jahr und bedeutete den Beginn der Unterwasserarchäologie.
NAMA_Machine_d'Anticythère_1.jpg
Fundzustand

Neben einer großen Anzahl von Marmor und Bronzestandbildern wurde auch ein Klumpen Metall entdeckt, der ins Archäologische Nationalmuseum von Athen kam. Nach 3 Monaten fiel der Klumpen auseinander und enthüllte eine große Zahl von Bronzezahnrädern von der Größe einer Münze, die mit höchster Präzision gefertigt waren. Es fanden sich insgesamt 82 Zahnräder, Inschriften und Skalen. Die Fachwelt stand vor einem Rätsel. Diese Zahnräder hätte es erst Jahrhunderte später geben dürfen. In der Antike waren sie unbekannt. 75 Jahre später begann die intensive Untersuchung. Seitdem haben Wissenschaftler der ganzen Welt dieses Objekt untersucht.  
800px-Antikytherafragments.jpg
Die  Fragmente  des  Computers

Heute ist man übereinstimmend der Überzeugung, daß diese Maschine ein astronomischer Computer ist, der am wahrscheinlichsten unter der Oberaufsicht von Hipparchos, dem großen griechischen Astronomen des 2. Jh. v. Chr., auf Rhodos entworfen und um 140 v. Chr. gebaut worden ist. Es gibt allerdings auch die Meinung, daß er von dem späteren Poseidonios (135-51) aus Rhodos stammt. Die Grundidee, die Welt mathematisch abzubilden und ein mechanisches Universum zu bauen, geht sicher auf Archimedes zurück. So ist Archimedes der eigentliche geistige Vater des Antikythera-Computers, obwohl er bereits 212 v. Chr. von den Römern erschlagen worden war.

Es war ein Computer, der Naturerscheinungen und Termine von wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen vorhersagen konnte. Er steckte in einem hölzernen Kasten und nachdem man einige Voreinstellungen vorgenommen hatte, wurde er mit einer zentralen Kurbel handgetrieben bedient.

Inzwischen hat man, auch durch modernste Computertomographie, eine Vorstellung davon, welche Funktionen dieser Computer hatte. Trotz seiner Zahnräder handelt es sich um einen Analogrechner, der viel Ähnlichkeit mit einer astronomischen Kunstuhr hat, wie sie seit dem 16. Jh. gebaut und in den Kuriositätenkabinetten  der  Fürsten  aufbewahrt  wurde.
Antkythera Mechanism.jpg
Bisher erschlossener Aufbau des Mechanismus von Antikytera

Was  der  Apparat  alles  anzeigen  konnte  (DPMA)
Der Mechanismus war ursprünglich so groß wie ein dickes Buch, mit Inschriften versehen und besaß eine Kurbel an der Seite. Er hatte 3 Hauptzifferblätter, eines auf der Vorderseite und zwei auf der Rückseite.
cover.jpg
Die  Vorderseite
Das auf der Vorderseite war ein Sonnenkalender mit Tages- und Monatsskala (Ägyptische Monatsnamen) und Babylonischen Tierkreiszeichen. Darin befand sich ein zweites Zifferblatt mit den griechischen Sternzeichen, das beweglich war, um die Schaltjahre ausgleichen  zu  können.

Das Zifferblatt hatte wahrscheinlich 3 Zeiger, einen für das Datum, und zwei weitere für die Positionen von Sonne und Mond. Es enthielt darüber hinaus auch einen zweiten Mechanismus mit einem sphärischen Modell des Mondes, das seine Phase anzeigte, also einen gebundenen Monatskalender.

Die Inschriften auf der Vorderseite des Apparates verweisen auf die Planeten Mars und Venus. Man vermutete aber, daß der Mechanismus die Positionen aller fünf den Griechen bekannten Planeten anzeigen konnte. Dies konnte 2021 bewiesen werden. Dabei liegt der Berechnung der Planetenbewegungen das ptolemäische Weltbild mit seiner Theorie der Epizyklen zugrunde. Es wurde also auch der zeitweise Rücklauf der Planeten  angezeigt.

Er war wohl also auch ein tragbares Planetarium. Darüber hinaus bot das vordere Zifferblatt ein Parapegma, mit dem Auf- und Untergang bestimmter Sterne angezeigt  wird.

Back.jpg
Die  Rückseite
Das obere der beiden spiralförmigen Zifferblätter auf der Rückseite zeigte die 235 Monate des 19-jährigen Meton-Zyklus an. An einem kleineren Hilfszifferblatt darin ließ sich die 76-jährige Kallipos-Periode ablesen. Das untere hintere Zifferblatt bildete mit 223 Unterteilungen den Saros-Finsternis-Zyklus ab. Es verfügte auch über ein kleineres Nebenzifferblatt, das den 54-jährigen  Exeligmos-Zyklus  anzeigte.

Anmerkungen:
(1) Epizykeln. Wurden von Apollonius von Perge erfunden, um den zeitweiligen Rücklauf einiger Planeten zu erklären. Dabei läuft der Planet auf einem kleinen Kreis (Epizykel), dessen Mittelpunkt auf einem großen Kreis (Deferent) um die Sonne läuft. Wurde von Ptolemaios ausgebaut und erst von Keplers elliptischen Planetenbahnen  abgelöst.

(2) Parapegma. Ein  Kalender, in dem das Datum durch steckbare Stifte  angezeigt  wird.

(3) Meton-Zyklus. Eine Periode, die 19 Sonnenjahre und 235 Mondmonate lang ist. Sie war bereits in Babylonien bekannt. Von ihnen übernahm sie Meton, athenischer Astronom aus dem 5. Jh. v. Chr.

(4) Kallippos-Periode. Eine Periode, die 76 Sonnen-jahre und 940 Mondperioden lang ist. Von Kallippos von Kyzkos (von um 370 - bis um 300 v.Chr.) eingeführt, der beobachtet hatte, daß der 19-jährige Meton-Zyklus um ¼ Tag zu lang ist.

(5) Saros-Zyklus. Eine relativ lange Reihe von Sonnen- und Mondfinsternissen, die dadurch gekennzeichnet ist, daß sich zwei direkt folgende Finsternisse sehr ähneln.Es gibt mehrere solcher Finsterniszyklen. Alle sind begrenzt gültig. Der Saroszyklus besteht aus 71 Finsternissen und ist etwa 1270 Jahre lang. Der Name stammt von Edward Halley (1691) der fälschlichwerweise den babylonischen Begriff SAR (3600 oder „im Himmel“) von Plinius dem Älteren übernommen hatte.

(6) Exeligmos-Periode. Ein Exeligmos (griech. = „Radumdrehung“) ist eine Periode von 54 Jahren und 33 Tagen, die zur Vorhersage von aufeinanderfolgenden Finsternissen, die sich ähneln, benutzt werden kann. Die Griechen kannten ihn spätestens seit 100 v. Chr.

Dies ist natürlich nur ein grober Überblick, Aber vielleicht gibt er dem einen oder dem anderen den Anstoß, sich tiefer mit diesem Wunderwerk antiker Wissenschaft zu beschäftigen.

Literatur:
(1) „Wunderwerk der Antike“, Spektrum der Wissenschaft, Nr. 8/22
(2)  Euaggelos Vallianatos, „The Antikythera Mechanism. in "Skeptical Inquirer", Vol. 46, No. 6, 2022
(3) Price, Derek de Solla, „Geers from the Greek“, 1974
(4) Antikythera Mechanism Research  Project
(5) DPMA, Antikythera-Mechanismus
(5) Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
Jochen
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Peter43 für den Beitrag (Insgesamt 10):
d_k (So 22.01.23 15:24) • Münzfuß (So 22.01.23 15:43) • Steffl0815 (So 22.01.23 15:47) • aquensis (So 22.01.23 15:59) • Numis-Student (So 22.01.23 18:23) • didius (So 22.01.23 19:58) • stmst (Mo 23.01.23 12:42) • Pinneberg (Mo 23.01.23 20:10) • cmetzner (Di 24.01.23 01:02) • kiko217 (Sa 11.02.23 12:52)
Omnes vulnerant, ultima necat.

Altamura2
Beiträge: 5203
Registriert: So 10.06.12 20:08
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1068 Mal

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Altamura2 » So 22.01.23 17:47

Das ist fürwahr ein interessantes Gerät, das seine Geheimnisse noch lange nicht alle preisgegeben hat 8O . Und da sich die Durchleuchtungstechniken für Industrie und Medizin stetig weiterentwickeln, kann man alle paar Jahre mit Neuigkeiten rechnen :D .
Peter43 hat geschrieben:
So 22.01.23 14:42
... Heute ist man übereinstimmend der Überzeugung, daß diese Maschine ein astronomischer Computer ist, der am wahrscheinlichsten unter der Oberaufsicht von Hipparchos, dem großen griechischen Astronomen des 2. Jh. v. Chr., auf Rhodos entworfen und um 140 v. Chr. gebaut worden ist. ...
Ganz so am wahrscheinlichsten, wie es hier steht, scheint das aber nicht zu sein :? . Es gibt da massenhaft Literatur dazu (hab' ich mich heute Nachmittag ein bisschen reingewühlt) und wirklich sicher ist da nichts :| . Man muss das aber vielleicht auch vor dem Hintergrund sehen, dass es selbst im wissenschaftlichen Bereich besser aussieht, einen Namen zu nennen, als nur mit fragendem Gesicht dazustehen :D .

Interessant fand ich auch, dass einer der ersten Berichte über den Mechanismus von Ioannis N. Svoronos stammt (genau, der mit den Ptolemäern :D ): https://archive.org/details/dasathenern ... ew=theater

Gruß

Altamura
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Altamura2 für den Beitrag:
kiko217 (Sa 11.02.23 12:52)

Benutzeravatar
Zwerg
Beiträge: 6389
Registriert: Fr 28.11.03 23:49
Wohnort: Wuppertal
Hat sich bedankt: 300 Mal
Danksagung erhalten: 1320 Mal

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Zwerg » So 22.01.23 18:25

Altamura2 hat geschrieben:
So 22.01.23 17:47
Interessant fand ich auch, dass einer der ersten Berichte über den Mechanismus von Ioannis N. Svoronos stammt (genau, der mit den Ptolemäern :D ):
Der hat zwar auf dem Deckel gezeichnet, aber nicht den Text zu dem Gerät verbrochen :D
Das war Perikles!
Screenshot 2023-01-22 182144.jpg
Screenshot 2023-01-22 182144.jpg (9.43 KiB) 1785 mal betrachtet
Grüße
Klaus
ΒIOΣ ΑΝЄΟΡΤAΣΤΟΣ ΜΑΚΡΗ ΟΔΟΣ ΑΠΑNΔΟKEYTOΣ
Ein Leben ohne Feste ist ein langer Weg ohne Gasthäuser (Demokrit)

Altamura2
Beiträge: 5203
Registriert: So 10.06.12 20:08
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1068 Mal

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Altamura2 » So 22.01.23 18:27

Zwerg hat geschrieben:
So 22.01.23 18:25
... Der hat zwar auf dem Deckel gezeichnet, aber nicht den Text zu dem Gerät verbrochen :D ...
Tatsächlich 8O . Dann hat Svoronos also nur die Verantwortung übernommen :D .

Gruß

Altamura

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 11562
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 223 Mal
Danksagung erhalten: 1206 Mal

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Homer J. Simpson » So 22.01.23 22:35

Der interessanteste Beitrag über den Antikythera-Mechanismus, den ich gefunden habe (auf Englisch):

https://www.youtube.com/watch?v=UDFaAjjWzt8

Homer
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Homer J. Simpson für den Beitrag:
Peter43 (So 22.01.23 23:25)
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

Benutzeravatar
richard55-47
Beiträge: 5085
Registriert: Mo 12.01.04 18:25
Wohnort: Düren
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 406 Mal

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von richard55-47 » Mo 23.01.23 09:47

Als ich vor Jahren zum ersten Mal über diesen antiken "Computer" las, war ich zuerst ungläubig, dachte an eine "Ente". Ein Kalauer fiel mir ein "Die alten Ägypter haben den Computer erfunden, konnten ihn aber nicht anwenden, weil sie die Elektrizität nicht kannten". Dann war ich fasziniert von diesem Wunderwerk.
do ut des.

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 12996
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 202 Mal
Danksagung erhalten: 1900 Mal
Kontaktdaten:

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Mi 01.02.23 20:16

Aemilius Scaurus und Aretas III.

Münze  #1
Römische Republik, M. Aemilius Scaurus, gens Aemilia,
und Pub. Plautius Hypsaeus, gens Plautia
AR - Denar, 3.97g, 17.32mm, 215°
        Rom, 58  v. Chr.
Av.: oben [M SCAVR] / AED CVR, im Abschnitt REX ARETAS
         Der Nabatäerkönig Aretas III. Philhellenos kniet neben einem Dromedar n. r., hält in der Linken die Zügel und in der erhobenen Rechten bebänderten Olivenzweig
         im Feld li und re.EX - SC
Rv.: oben P HYPSAEV[S] / AED CVR, re. [CAPTV]
      im Abschnitt CHYPSAE C[OS] / [PREIVER]
       Jupiter in Quadriga n.l., hält Zügel in der Linken und Blitzbündel in der erhobenen Rechten; vor  den  Pferden ein Skorpion
Ref.: Crawford 422/1b; Sydenham 913; Aemilia 8; Plautia 8; BMC 3878; Hendin 740
Kratzer im Rev.-Feld bei 9h, sonst fast VZ, kleiner Schrötling
aemilius_scaurus_Cr422.1b_1.jpg
Diese Münze wurde von 2 Münzmeistern zusammen herausgegeben und behandelt 2 unterschiedliche Ereignisse der römischen Geschichte. Die Rückseite erinnert an die Eroberung der volskischen Stadt Privernum in den Latinerkriegen durch C.Plautius Decianus 329 v. Chr. Das Thema dieses Artikels soll aber die Vorderseite sein.
.
Marcus  Aemilius  Scaurus
Die gens Aemilia war eine der ältesten patrizischen Familien Roms. Sie führte sich zurück auf Mamercus, einen Sohn des Numa Pompilius, oder Aemilia, eine Tochter des Aeneas. Sie gehörte zu den angesehensten Familien der römischen Republik und der frühen Kaiserzeit, bis ihre führenen Mitglieder im 1. Jh. n. Chr. ausstarben  (Tacitus, ann.).

Marcus Aemilius Scaurus der Jüngere, der Münzmeister dieser Münze, war der Sohn des M. Aemilius Scaurus des Älteren und der Caecilia Metella. Als sein Vater starb, wurde er von Freunden der Familie erzogen. Pompeius war kurze Zeit mit dessen Schwester Aemilia Scaura verheiratet, nahm aber auch nach ihrem Tod Interesse an der Entwicklung des Scaurus. So forderte er ihn während des 3. Mithridatischen Krieges 89-63 v. Chr. als Militärtribun an.

Während dieses Feldzuges war Scaurus verantwortlich für Judaea. In Judaea war es zu dieser Zeit, nach dem Tod der Salome Alexandra, zu einem Thronstreit zwischen Johannes Hyrkanos II., dem ältesten Sohn des Alexander Jannaeus, und seinem jüngeren Bruder Aristobulos II. gekommen. Dieser verjagte Hyrkanos II. aus Jerusalem, der Zuflucht beim Nabatäerkönig Aretas III. suchte. Als Hyrkanos 63 v. Chr. mit einer Armee des Aretas zurück nach Jerusalem kam, suchte Aristobulos Hilfe bei den Römern. Mit der enormen Bestechungssumme von 8000kg Silber erreichte er bei Scaurus, daß dieser den mit Hyrkanus verbündeten Aretas III. zum Abzug von Jerusalem zwang. Danach beschuldigte Aristobulos den Scaurus bei Pompeius der Erpressung. Aber Pompeius vertraute seinem Schwager mehr und als sich die Unruhen nicht legten, griff er mit Waffengewalt ein und eroberte Jerusalem in einem Blutbad. Aristobulos wurde eingekerkert und Hyrkanus als Ethnarch eingesetzt. Damit war Judaea den Römern tributpflichtig  geworden.

Scaurus bekam den Auftrag, gegen Aretas III. vorzugehen. Er verfolgte ihn bis Petra. Nachdem ihm aber Aretas III. eine weiteres Bestechungsgeld von 6000kg Silber bezahlt hatte, zog er sich zurück. Nach dem Feldzug in Judaea kehrte Scaurus nach Rom zurück und heiratete die von Pompeius geschiedene Mucia Tertia. 58 v. Chr. wurde er kurulischer Ädil. Auf der Münze, die Scaurus damals prägen ließ, ist die Unterwerfung des Aretas III. dargestellt, was auch bei dem Triumphzug des Pompeius gefeiert wurde. Tatsächlich war es ganz anders. Dies war das erste Mal, daß ein Münzmeister ein Ereignis aus seiner eigenen Karriere auf einer Münze prägen ließ.

56 v. Chr. wurde er Prätor. Seine Bewerbung für das Konsulat scheiterte an einer Anklage wegen Ausbeutung seiner proprätorischen Provinz Sardinien, in der er 55 v. Chr. gleich dreimal(!) den Zehnten erhoben hatte. Er wurde zwar erfolgreich von Cicero verteidigt, aber nachdem er im folgenden Jahr wieder wegen Bestechung (ambitus) angeklagt wurde, wurde er trotz Ciceros Verteidigung und trotz der Zuneigung, die ihm das Volk wegen der prächtigen Spiele, die er organisierte, entgegenbrachte, verurteilt und ins Exil verbannt. Von ca. 60 bis zu seinem Tod im Exil war er noch Pontifex.

Plinius der Ältere erwähnt mehrmals seinen enormen Reichtum, der unter anderem aus den Proskriptionen seines Stiefvaters Sulla stammte, und kritisiert seine Verschwendungssucht, dessen deutlichster Ausdruck ein riesiges hölzernes Theater war. Er hatte ein Haus auf dem Palatin, das eines der wenigen Wohnhäuser ist, welches den Brand unter Nero überstanden hat, eine Villa in Tusculum und besaß eine große Sammlung an geschnittenen  Steinen (Pauly):

Aretas  III.  Philhellenos

Münze  #2
Reich der Nabatäer, Aretas III. Philhellenos, 84 - 62/61 v. Chr.
AE 20, 6.84g, 19.92mm, 0°
Damaskus, 84-71 v. Chr.
Av.: Kopf des Aretas III., diademiert, n. r.
Rv.: Tyche von Damaskus, mit Mauerkrone, auf Felsen n. l. sitzend, Mantel über den unteren Körperpartien, hält Cornucopiae im li. Arm und streckt die rechte Hand aus; unter ihr der Flußgott Chrysorhoas n. l. schwimmend
im re. Feld in 2 vertikalen Zeilen von oben nach unten:
BAΣIΛEΩΣ / APETOV
im li. Feld, durch den Arm der Tyche geteilt, ΦIΛE - ΛΛHNOΣ im unteren li. Feld AP (für APETAΣ)
Ref.: Meshorer Nabatean  6
S+, dicke Sandauflagerungen
nabatea_aretasIII_Meshorer6.JPG
Aretas III. (nabatäisch Harithath), der Sohn des Obodas I., war von 87 bis 62 v.Chr. König der Nabatäer. Nachdem er den Thron bestiegen hatte, eroberte er auf Kosten des Seleukidenkönigs Antiochos XII. den Norden des heutigen Jordaniens und den Süden Syriens. Bei dem Versuch diese Gebiete zurückzugewinnen, kam Antiochos 84 v.Chr. ums Leben. Danach konnte Aretas III. seine Herrschaft bis Damaskus ausdehnen. Im Süden reichte sein Gebiet bis ins heutige Saudi-Arabien. Dadurch kontrollierten die Nabatäer die Karawanenrouten vom Mittelmeer nach Indien. Als Syrien mit Damaskus 66 v. Chr. von den Römern erobert und zum Protektorat gemacht worden war, fiel er immer wieder in Syrien ein und verwüstete es. Zwar wurde er in einer Schlacht von den Römern geschlagen, aber der Konflikt  wurde  nicht  beendet.

Im jüdischen Thronstreit der 60er Jahre unterstützte er den Thronanwärter Hyrkanos II., obwohl dessen Lage bereits sehr schlecht war, weil er sich mit ihm mehr Vorteile für sein Reich ausrechnete. Mit einem Heer von angeblich 50.000 Reitern und zahlreichen Fußsoldaten schlug er 65 v. Chr. dessen Bruder und Konkurrenten Aristobulos II., der sich nach Jerusalem zurückziehen  mußte, wo er ihn belagerte.

Trotzdem bestieg Aristobolus mit Hilfe der Römer den Thron und Aretas III. wurde von den Römern aufgefordert, sich zurückzuziehen, und Aretas fügte sich. Aber M. Aemilius Scaurus folgte ihm 62 v. Chr. nach Petra, ein Unternehmen, das Pompeius im Jahr zuvor hatte abbrechen müssen. Mit einem Bestechungsgeld von 6000kg Silber und der Anerkennung der römischen Oberhoheit konnte Aretas ihn zur Umkehr bewegen. Dadurch verloren die Nabatäer aber nicht ihre Unabhängigkeit, auch wenn Scaurus eine Siegesmünze prägen ließ, die dies suggerierte, und Pompeius bei seinem Triumphzug die Unterwerfung des Nabatäerkönigs feierte.

Aretas III. nannte sich selbst Philhellenos, Freund der Griechen, und ließ als erster Nabatäer Münzen nach seleukidischem Vorbild prägen. Unsere Münze ahmt die Tyche von Antiochia nach. Ihre Legenden waren griechisch und sie waren wohl nur für Damaskus bestimmt (Meshorer). Spätere Münzen stammten aus Petra. Aretas errichtete in Bostra eine Wachstation am Weg nach Damaskus, aus der später die Hauptstadt des Nabatäerreiches  wurde.

Quellen
(1) Cicero, de Officiis
(2) Plinius, Naturalis historiae
(3) Flavius Josephus, Jüdischer Krieg

Literatur
(1) Ya'akov Meshorer, Nabatean Coins, Quedem 3, 1975
(2) Der Kleine Pauly

Online-Quellen
(1) Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
Jochen
Zuletzt geändert von Peter43 am Do 02.02.23 19:00, insgesamt 1-mal geändert.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Peter43 für den Beitrag (Insgesamt 6):
Arthur Schopenhauer (Mi 01.02.23 20:41) • Numis-Student (Mi 01.02.23 21:13) • alex789 (Do 02.02.23 12:42) • Wurzel (Do 02.02.23 21:19) • kiko217 (Sa 11.02.23 12:52) • stmst (Mi 22.02.23 12:12)
Omnes vulnerant, ultima necat.

Altamura2
Beiträge: 5203
Registriert: So 10.06.12 20:08
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1068 Mal

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Altamura2 » Do 02.02.23 17:52

Interessant, das hat man ja nicht oft, dass ein und dieselbe Persönlichkeit auf zwei verschiedenen Münztypen aus unterschiedlicher Perspektive dargestellt werden :D .
Peter43 hat geschrieben:
Mi 01.02.23 20:16
... Aretas III. (nabatäisch Harithath), der Sohn des Obodas I., war von 87 bis 62 v.Chr. König der Nabatäer. Nachdem er den Thron bestiegen hatte, eroberte er auf Kosten des Seleukidenkönigs Antiochos XII. den Norden des heutigen Jordaniens und den Süden Syriens. Bei dem Versuch diese Gebiete zurückzugewinnen, kam Antiochos 84 v.Chr. ums Leben. ...
Man geht inzwischen davon aus, dass Antiochos XII erst 83/82 v. Chr. starb, da es datierte Münzen von ihm bis ins seleukidische Jahr 230=83/82 v. Chr. gibt, siehe z.B. HGC 9, S. 274 ff. Regiert hat Aretas III wohl bis 59/58, da es den Obodas II, den man früher zwischen Aretas III und Malichus I platziert hatte, gar nicht gegeben hat.
Das hat sich auch alles in dem neuen Buch von Rachel Barkay, "Coinage of the Nabataeans", Jerusalem 2019, niedergeschlagen, auf das ich hier weiter oben schonmal aufmerksam gemacht habe: viewtopic.php?f=6&t=6900&p=554067#p554067
Peter43 hat geschrieben:
Mi 01.02.23 20:16
... Aretas III. nannte sich selbst Philhellenos, Freund der Griechen, und ließ als erster Nabatäer Münzen nach ptolemäischem Vorbild prägen. ...
Du meinst vielleicht nach seleukidischem Vorbild, ptolemäische Münzen sehen anders aus 8O .

Gruß

Altamura
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Altamura2 für den Beitrag:
kiko217 (Sa 11.02.23 12:52)

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 12996
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 202 Mal
Danksagung erhalten: 1900 Mal
Kontaktdaten:

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 02.02.23 18:59

Natürlich nach dem Vorbild von Seleukidischen Münzen.

Danke'
Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 12996
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 202 Mal
Danksagung erhalten: 1900 Mal
Kontaktdaten:

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 09.02.23 20:15

M. Servilius Pulex Geminus

Eine römische Münze und welche Informationen sie uns  liefert:

Die Münze
Römische Republik, M. Servilius cf., gens Servilia
AR  –  Denar, 3.74g, 20.85mm, 315°
        Rom, 100 v. Chr.
Av.: Kopf der Roma mit geflügeltem Helm, verziert mit einem Greif, n. r., dahinter E
Rv.: 2 Krieger mit Schild und Schwert miteinander kämpfend, hinter ihnen ihre Pferde
        im Abschnitt M.SERVEILI.C.F
        darunter Y (Kontrollzeichen)
Ref.: Crawford 327/1; Sydenham 602; Servilia 13
S+, selten
M_Servilius_cf_Crawford327_1.jpg
Anmerkung:
Nach Crawford waren die Kontrollzeichen alphabetisch geordnet, beginnend mit dem lateinischen A auf dem Avers und dem griechischen Omega auf dem Revers.

Nach Hollstein ist die Darstellung auf der Rs. eine Anspielung auf den für seine Zweikämpfe berühmten Vorfahren M. Servilius Pulex Geminus, Consul 202 v.Chr.

Die  gens  Servilia
Servilia ist der Name eines alten, angeblich aus Alba Longa umgesiedelten Geschlechts, das vom Beginn der Republik bis 342 (Ahala, Fideates), dann wieder vom 1. punischen Krieges an (Caepiones, Gemini, Vatiae, Isaurici) eine große Rolle spielten. Seit der Zeit des Perseuskrieges begegnen auch plebejische Servilii (Pauly).

Marcus  Servilius  Pulex  Geminus
Marcus Servilius Pulex Geminus war ein römischer Staatsmann während des 2. Punischen Krieges (218-201) und der 1. Hälfte des 2. Jh. Er war ein Sohn des von 218 bis 203 v. Chr. in Kriegsgefangenschaft der Boier befindlichen Prätoriers Gaius Servilius Geminus sowie jüngerer Bruder des gleichnamigen Konsuls von 203 v. Chr. Sein vollständiger Name einschließlich der Filiation C. f. P. n. wird nur durch die Fasti Capitolini zu den Jahren 203 und 202 v. Chr. überliefert und sein Cognomen Pulex (lateinisch = Floh) ist literarisch nicht bezeugt und bis heute nicht erklärt. Wie sein Bruder gehörte auch er dem Stand der Plebejer an, zu dem wohl bereits sein Vater übergetreten war.

Berühmt wurde Servilius Pulex Geminus durch seine zahlreichen persönlichen Zweikämpfe mit den Feinden während des Zweiten Punischen Krieges. Nach Plutarch waren es insgesamt 23 Kämpfe, die er trotz zahlreicher Wunden alle siegreich bestand. Seitdem galt er als Kriegsheld und erfahrener Reiter. Daran erinnert er nach Livius 167 v. Chr. auch selbst in einer Rede, in der er für die Zuerkennung des Triumphes für Aemilius Paullus nach dessen Sieg über Perseus im 3. Makedonisch-Römischen Krieg  eintritt.

Nach den Fasti Capitolini erhielt er 211 v. Chr. das Amt eines Augurs als Nachfolger des verstorbenen Konsuls Spurius Carvilius Maximus Ruga. Seinen cursus honorum begann er 204 v. Chr. mit der kurulischen Ädilität, die er zusammen mit Gaius Livius Salinator bekleidete. Livius erzählt, daß er in dieser Funktion eine goldene Quadriga im Kapitol aufstellen ließ.

203 v. Chr. ernannte ihn der Diktator Publius Sulpicius Galba Maximus zummagister equitum, d.h. seinem Stellvertreter. Nach Livius soll der Grund gewesen sein, daß der Diktator dadurch den Konsul Gnaeus Servilius Caepio nach Italien zurückrufen konnte, der vorhatte, ohne Erlaubnis des Senats von Sizilien nach Africa zu segeln.

Nach Livius soll der Diktator im Rest seiner Amtszeit mit seinem magister equitum mehrere Städte besucht, die während des Krieges von Rom abgefallen waren, und ihre genauen Gründe dafür untersucht haben. Andere Autoren nennen dafür seinen Bruder, der 203 v. Chr. Konsul war, der diese Untersuchungen in Etrurien anstellte. Diese Version wird von den Fasti Capitolini bestätigt und gilt heute für die glaubwürdigere.

Im nächsten Jahr 202 v. Chr. wurde Servilius Pulex Geminus zusammen mit Tiberius Claudius Nero zum Konsul gewählt. In der ersten Hälfte der Amtszeit hielt er sich in Rom auf und ging dann nach Etrurien, dem bisher sein Bruder vorgestanden hatte. Dort befehligte er zwei Legionen und blieb in seiner Provinz auch noch 201 v. Chr.

Ende 201 v. Chr. gehörte er einer Zehnerkommission an, die gebildet worden war, um die in Samnium und Apulien gelegenen und in Staatsbesitz übergegangenen Ackergrundstücke unter die Veteranen des Publius Scipio Africanus zu verteilen.

Von 197 – 194 v. Chr. war Servilius Pulex Geminus einer der Triumvirn, die gewählt worden waren. um die römischen Kolonien Puteoli, Volturnum, Liternum,Salernum und Buxentum an der italienischen Westküste zu  gründen  und  zu  befestigen.

168 v. Chr. hatte der Konsul Lucius Aemilius Paullus den letzten makedonischen König Perseus in der Schlacht von Pydna vernichtend geschlagen.

Münze #2
Römische Republik, L. Aemilius Lepidus Paullus, gens Aemilia
Av.: Kopf  der  Concordia, verschleiert mit Diadem,  n.  r.
Rv.: L. Aemilius Paullus re. neben einem Tropaeum;
zur Linken Perseus und seine Söhne als Gefangene
darüber TER
im  Abschnitt  PAVLLVS
Ref.: Crawford 415/1; Sydenham 926; Aemilia 10
CNG,  historicalcoins.com
aemilia10.3.jpg
Nach einer längeren Kontroverse feierte er einen dreitägigen Triumph in Rom. Livius schildert den Streit um die Zubilligung des Triumphes. Die Soldaten waren mit ihrem Anteil an der Beute unzufrieden, was sein eigener Militärtribun Servius Sulpicius ausnutzte, indem er sie dazu aufhetzte, gegen die Verleihung eines Triumphes zu stimmen. Aber Servilius Pulex Geminus und eventuell auch der ältere Cato ergiffen Partei für Paullus. Insbesondere Plutarch läßt Servilius eine lange Rede halten, in der er auf seine Verdienste im Krieg und seine zahlreichen Verletzungen hinwies. Er soll auch seinen Oberkörper entblößt und seine Narben gezeigt haben. Durch seine Redegewandheit und das große Ansehen, das er bei den Soldaten genoss, wandte sich die Stimmung gegen Galba und der Triumph wurde  gebilligt.
Vernet.jpg
Ausschnitt aus dem Gemälde „Triumph des Aemilius Paullus“, 1789, von Antoine-Charles-Horace Vernet (1758-1836)

Wann Servilius Pulex Geminus starb, ist in den erhaltenen Quellen nicht überliefert.

Anmerkungen
(1)  Die  Boier gehörten zu den bedeutendsten Stämmen der Kelten. Ein Teil von ihnen wanderte in die Po-Ebene ein und machte das etruskische Felsina zu ihrer Residenz. Sie kämpften an der Seite der Etrusker und keltischer Volksstämme 238/-224 gegen die Römer. 193 errangen die Römer einen endgültige Sieg über die Boier bei Mutina und machten Felsina unter dem Namen Bononia zu einer römischen Provinz. Die Boier zogen danach über die Alpen und ließen sich im heutigen Böhmen nieder, das nach ihnen Boiohaemum  genannt  wurde.

(2)  Die  Fasti  Capitolini waren ursprünglich ein Amts- und Festkalender. Bei der Entstehung des römischen Staates wurde es notwendig, die Aufgaben der Magistrate, die Beamtennamen, Beschlüsse und Weisungen aufzuzeichnen. Die erhaltenen Teile sind außerordentlich wichtige Quellen, da sie sich in der Regel als historisch glaubwürdig erwiesen haben. Aufgehoben waren sie im Haus des Pontifex, der Regia am Forum. 387 v. Chr. wurden die alten Aufzeichnungen durch den Brand Roms beim Galliersturm vernichtet, auch wenn versucht wurde, die verlorenen Teile zu rekonstruieren. Sie entwickelten sich danach zu Chroniken in Buchform.

Quellen
(1) Livius, Ab urbe condita
(2) Plutarch, Aemilius Paullus 

Literatur
(1) Der Kleine Pauly

Online-Quellen
(1) Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
Jochen
Zuletzt geändert von Peter43 am Fr 10.02.23 21:13, insgesamt 1-mal geändert.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Peter43 für den Beitrag (Insgesamt 5):
Arthur Schopenhauer (Do 09.02.23 20:28) • Steffl0815 (Do 09.02.23 22:00) • kiko217 (Sa 11.02.23 12:52) • aquensis (So 12.02.23 14:47) • stmst (Mi 22.02.23 12:19)
Omnes vulnerant, ultima necat.

Benutzeravatar
Lucius Aelius
Beiträge: 1395
Registriert: Mo 25.09.17 11:16
Hat sich bedankt: 795 Mal
Danksagung erhalten: 1183 Mal

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Lucius Aelius » Fr 10.02.23 05:33

Peter43 hat geschrieben:
Do 09.02.23 20:15

Nach Crawford waren die Kontrollzeichen alphabetisch geordnet, beginnend mit dem lateinischen A auf dem Avers und dem griechischen Omega auf dem Revers.
Den Münzen nach zu urteilen waren die griechischen Buchstaben aber auf dem Avers und die lateinischen auf dem Revers.

Sehr schön und interessant fand ich deinen Hinweis auf Boier - Böhmen. Danke 😀.
Solche Namensursprünge lassen sich fortsetzen: Neckar = Niger = dunkel(er Fluss), Elbe = Albis = hell(er Fluss) u.s.w.
Gruss
Lucius Aelius

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 12996
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 202 Mal
Danksagung erhalten: 1900 Mal
Kontaktdaten:

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Fr 10.02.23 08:51

Danke für den Hinweis.

Jochen
Omnes vulnerant, ultima necat.

Altamura2
Beiträge: 5203
Registriert: So 10.06.12 20:08
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1068 Mal

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Altamura2 » Fr 10.02.23 15:30

Erneut ein interessantes Thema, ich hab' daran wieder allerlei Neues gelernt :D .
Peter43 hat geschrieben:
Do 09.02.23 20:15
... Nach Hollstein ist die Darstellung auf der Rs. eine Anspielung auf den für seine Zweikämpfe berühmten Vorfahren M. Servilius Pulex Geminus, Consul 202 v.Chr. ...
Und wo hat Hollstein das geschrieben 8O ? Im übrigen steht das so auch schon bei Ernest Babelon in der "Description historique et chronologique des monnaies de la République romaine", Paris 1885, das ist also nicht so ganz neu :D .
Peter43 hat geschrieben:
Do 09.02.23 20:15
... um die in Samnium und Apulien gelegenen und in Staatsbesitz übergegangenen Ackergrundstücke unter die Veteranen des Publius Scipio Africanus zu verteilen. ...
Die "in Staatsbesitz übergegangenen Ackergrundstücke" sind ja wohl ein Euphemismus für Ländereien, die man den Samniten und Apuliern gewaltsam abgenommen hatte und dann als Kriegsbeute verteilt wurden, oder :? ?
Peter43 hat geschrieben:
Do 09.02.23 20:15
... Sie wanderten in die Po-Ebene ein und machten das etruskische Felsina zu ihrer Residenz unter dem Namen Bononia. ...
Der Name Bononia ist zwar keltischen Ursprungs, die Stadt wurde aber erst unter den Römern so genannt, siehe beispielsweise hier:
https://books.google.de/books?redir_esc ... ia&f=false
Bononia gibt es übrigens immer noch und heißt heute Bologna :D .
Peter43 hat geschrieben:
Do 09.02.23 20:15
... Sie zogen danach über die Alpen und ließen sich im heutigen Böhmen nieder, das nach ihnen Boiohaemum genannt wurde. ...
Wobei zu diesem Zeitpunkt dort schon längst Boier lebten, da nur ein Teil des Stammes nach Norditalien gezogen war, der Rest gleich nach Böhmen. Wie die Wanderungsbewegungen der verschiedenen Teile des Stammes genau abliefen, scheint aber noch nicht völlig geklärt zu sein :? : https://de.wikipedia.org/wiki/Boier

Gruß

Altamura
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Altamura2 für den Beitrag (Insgesamt 2):
kiko217 (Sa 11.02.23 12:53) • harald (Mi 20.09.23 13:51)

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 12996
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 202 Mal
Danksagung erhalten: 1900 Mal
Kontaktdaten:

Re: Historisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 17.09.23 14:22

Alexander  I.  Balas

Es macht mir Freude, mich auch mit historischen Persönlichkeiten zu beschäftigen, die nicht so im Mittelpunkt des Interesses stehen. Und dazu gehört, wie ich glaube, auch Alexander I. Balas. Zudem handelt es sich dabei um eine historisch spannende Zeit zwischen dem Niedergang der Diadochenreiche und dem unaufhaltsamen  Aufstieg  Roms.

Die Münze:
Seleukidisches Königreich, Alexander I. Balas, 152-145 v. Chr.
AE 19, 6.38g, 18.52mm, 0°
geprägt in Antiochia am Orontes
Av.: Kopf des Alexander Balas, mit boiotischem Helm, n. r.
Rv.: BAΣIΛEΩΣ - AΛEΞANΔΡOY (im re. und li. Feld von oben nach unten)
       Nike n. l. gehend, hält im li. Arm Palmzweig und in der erhobenen Rechten Kranz,
im äußeren li. Feld Getreideähre, im inneren Monogrmm AB
Ref.: SNG Israel (Spaer) 1475: SC 1790.4; HGC 9, 899
fast  SS,  braune glänzende Patina, Av. etwas exzentrisch, Schrötlingsriß bei 7h
Pedigree:
ex coll. David Sellwood
seleuk_königreich_alexanderI_balas_SNGspaer1475.jpg
Anmerkung:
David Grenville John Sellwood (1925-2012) war ein britischer Luftfahrtingenieur und Numismatiker, der sich auf parthische Münzen spezialisiert hatte. Er war Präsident der Royal Numismatic Society.

Alexander I. Balas
Alexander I. Balas (von Balas, Ba'al = Herr) war von 152-145 v. Chr. als Usurpator Herrscher des Seleukidenreichs. Er behauptete zwar, daß er der Sohn des Antiochos IV. Epiphanes und der Laodike IV. und damit der Erbe des Seleukidenthrons sei, aber bereits antike Quellen (Polybios, Diodoros) sagen, daß diese Behauptung falsch gewesen sei und daß er und seine Schwester Laodike VI. tatsächlich aus Smyrna stammten und von niedriger Herkunft gewesen seien. Allerdings war Polybios, als er zusammen mit Demetrios I., dem Gegner des Balas, als Gast in Rom gewesen war, dessen Freund geworden, und so ist Polybios in dieser Sache keine neutrale  Quelle.

Nach Diodoros wurde Alexander ursprünglich von Attalos II. von Pergamon als Kandidat für den seleukidischen Thron vorgeschlagen. Attalos fühlte sich herausgefordert, dadurch, daß der herrschende Seleukidenkönig Demetrios I. König Ariarathes V. in Kappadokien entthront hatte, und strebte die Einrichtung einer Pergamon freundlicher gesinnten seleukidischen Regierung an. Da kam ihm Alexander gerade recht, der im Aussehen dem 162 v. Chr. ermordeten Antiochos V. sehr ähnelte, und er begann ihn als Thronprätendenten gegen Demetrios I. Soter aufzubauen. Aber auch hier ist nicht klar, ob die Geschichte mit der Ähnlichkeit nicht nur Propaganda von Alexanders Gegnern gewesen  ist.

Alexander und seine Schwester Laodike wurden in Kilikien von Herakleides aufgenommen, einem ehemaligen Minister des Antiochos IV. und Bruder des Timarchos, einem Usurpator in Medien, der vom herrschenden Demetrios I. Soter hingerichtet worden war. Auf Betreiben von Attalos II., einem Freund der Römer, brachte Herakleides Alexander und seine Schwester 153 v. Chr. nach Rom und stellte sie dem römischen Senat vor. Dieser erkannte ihn, wohl auch durch Bestechung, als rechtmäßigen seleukidischen König an und erklärte sich bereit, ihn bei der Thronbesteigung zu unterstützen. In dieser Zeit sollen auch Attalos II. und Demetrius  I. in Rom gewesen sein.

Krieg gegen Demetrios I. (150-152 v.Chr.)
Nachdem sie ein Söldnerheer aufgestellt hatten, brachen Alexander und Herakleides nach Ephesos auf. Von dort aus landeten sie in Phönikien und eroberten Ptolemais Akko. Münzen zeigen, daß Alexander bis 151 v. Chr. auch die Kontrolle über Seleukia Pieria, Byblos, Beirut und Tyros erlangt hatte. Auf diesen Münzen ahmte er Münzbilder des Antiochos IV. nach, z.B. Zeus Nikephoros, um seine angebliche Verbindung zu Antiochos zu unterstreichen. Er nahm den Titel Theopator ("göttlicher Vater") an, der an den Beinamen Theos Epiphanes ("offenbarer Gott") des Antiochos erinnerte.
Auf seinen Münzen zeigte er sich in der Gestalt Alexander des Großen mit wallendem Haar. Die Übernahme des ptolemäischen Adlers auf den Münzen zeigt den maßgeblichen Einfluß Ägypten auf das Seleukidenreich.
Alexander Balas, SC1830.2.jpg
AR – Tetradrachme, Alexander I. Balas, SC  1830.2, Civitas Galleries, Vcoins

Während diese Krieges bemühten sich sowohl Alexan-der als auch Demetrios I. um Jonathan Apphus, den Anführer der Makkabäer in Judäa. Durch das Versprechen einer hohen Stellung am seleukidischen Hof und das Hohepriesteramt in Jerusalem, was ihn zum offiziellen Führer der Juden machte, konnte Alexander ihn auf seine Seite ziehen. 150 v. Chr. lieferte sich Alexander eine entscheidende Schlacht mit Demetrios, die durch die Soldaten des Jonathan entschieden wurde. Demetrios wurde getötet und Ende 152 wurde die Herrschaft des Alexander im gesamten Seleukidenreich anerkannt.

Regierungszeit  (150-147  v.  Chr.)
Er erlangte auch die Kontrolle über Antiochia und sein Kanzler Ammonios ließ alle Höflinge von Demetrios I. sowie dessen Frau Laodike und seinen Sohn Antigonos ermorden. Ptolemaios VI. Philometor von Ägypten schloß ein Bündnis mit Alexander und besiegelte es durch die Heirat von Alexander mit seiner Tochter Kleopatra Thea. Bei dieser Hochzeit, die in Ptolemais stattfand, war auch Jonathan, der Führer von Judäa anwesend, den er dabei besonders ehrte. Münzprägungen feiern diese Hochzeit und das Bündnis mit den Ptolemäern. Einige Wissenschaftler meinen sogar, daß Aelxander nur eine Marionette der Ptolemäer und Ammonios ein ptolemäischer Agent gewesen sei.

Zusammenbruch des Ostens
Die seleukidischen Stellungen im Osten waren bereits durch das Versagen des vorherigen Königs bei der Eindämmung der Parther und der griechisch-baktrischen Truppen geschwächt. Jetzt brachen sie fast vollständig zusammen. Die Parther unter Mithridates I. nutzten die Instabiltät durch den Bürgerkrieg um in Medien einzufallen. Mitte 148 v Chr. ging Medien verloren. Lokale Herrscher in Elymais und Persis, die sich für unabhängig erklärt hatte, wurden von den Parthern unterworfen und 147 v. Chr. standen die Parther an den Grenzen von Babylonien, einem Kernland der Seleukiden mit Seleukia am Tigris, einer der beiden Hauptstädte.

Es ist nicht bekannt, daß Alexander irgendetwas unternahm, um die Erosion seiner Macht im Osten aufzuhalten. Antike Historiker schildern ihn als ausschweifend und dem sinnlichen Leben ergeben und dadurch zu sehr abgelenkt, um etwas gegen die Parther zu unternehmen. Die Verwaltung soll er 2 Befehlshabern, Hierax und Diodoros, überlassen haben, die sich nur um ihre eigenen Interessen zu kümmern schienen. Dies kann teilweise Propaganda seiner Gegner sein. Tatsache aber ist, daß das Seleukidenreich unter seiner Herrschaft  an  Größe  und  Macht  verlor.

Krieg mit Demetrios II. und Tod (147-145 v. Chr.)
Anfang 147 v. Chr. kehrte Demetrios' Sohn Demetrios II. mit einer Truppe kretischer Söldner unter der Führung eines Mannes namens Lasthenes nach Syrien zurück. Jonatan griff Demetrios von Süden her an und eroberte Jaffa und Aschdod, während Alexander Balas mit einem Aufstand in Kilikien beschäftigt war. 145 v. Chr. fiel Ptolemaios VI. von Ägypten in Syrien ein, angeblich zur Unterstützung von Alexander Balas. Allerdings verlangte er einen hohen Preis: Mit Alexanders Erlaubnis übernahm er die Kontrolle über alle seleukidischen Städte entlang der Küste, darunter auch Seleukia-Pieria.

Während Ptolemaios sich in Ptolemais Akko aufhielt, wechselte er jedoch die Seiten. Josephus zufolge fand Ptolemaios heraus, daß Alexanders Kanzler Ammonios ein Attentat auf ihn geplant hatte. Doch als er verlangte, daß Ammonius bestraft werden sollte, weigerte sich Alexander. Ptolemaios nahm ihm seine Tochter weg und verheiratete Kleopatra Thea erneut mit Demetrius II. und setzte seinen Marsch nach Norden fort. Alexanders Befehlshaber in Antiochia, Diodotus und Hierax, übergaben die Stadt kampflos  an  Ptolemaios.

Münze #2:
Seleukidisches Königreich, Demetrios II. Nikator, 1 Regierungszeit, 146/5-130 v. Chr.
AE 18, 5.13g
geprägt in Antiochia
Av.: Belorbeerter Kopf des Zeus n. r.
Rv.: li.in 2 Zeilen von oben nach unten BAΣIΛEΩΣ / ΔHMHTPIOV
      re. in 2 Zeilen von oben nach unten THEOY / NIKATOPOΣ
Nike n. l. gehend, hält im li. Arm Palmzweig und in der erhobenen Rechten Kranz
Ref. Hoover 1133;  SC  2170
seleuk_königreich_demetriosIInikator_SC2170.jpg
Alexander wurde wohl nun auch von Rom und Pergamon nicht mehr unterstützt. Er kehrte mit seinem Heer aus Kilikien zurück und am Fluß Oinoparas vor den Toren Antiochias kam es zur Schlacht, wo er von den Truppen des Ptolemaios VI. und des Demetrios II. besiegt wurde. Zuvor hatte Alexander seinen kleinen Sohn Antiochos zu dem Nabatäer Zabdiel Diokles geschickt. Als er jetzt auch zu ihm fliehen wollte, wurde er getötet. Ob die Mörder zwei seiner Generäle waren, die die Seiten wechseln wollten oder Zabdiel selbst, ist nicht klar. Alexanders Kopf wurde zu Ptolemaios gebracht, der kurz darauf an seinen erlittenen Wunden ebenfalls  starb.

Zabdiel kümmerte sich weiterhin um Alexanders kleinen Sohn Antiochos, der 145 v. Chr. vom Feldherrn Diodotos sogar zum König erklärt wurde, um als Gallionsfigur einer Rebellion gegen Demetrios II. zu dienen. Im Jahr 130 v. Chr. behauptete ein anderer Thronanwärter, Alexander Zabinas, ebenfalls, daß er der Sohn von Alexander Balas sei, was mit ziemlicher Sicherheit  falsch  war.

Qellen:
(1) Diodor, Bibliotheke historike
(2) Iustinus, Epitoma historiarum Philippicarum Pompei Trogi
(3) Flavius Josephus, Jüdische Altertümer
    (hält Balas hingegen für einen echten Seleukiden, nämlich einen unehelichen Sohn des Antiochos IV.
(4) Polybios, Historíai
(5) Appian, Syriake
(6) Eusebius von Caesarea, Chronik
(7) Bibel, AT 1. Buch der Makkabäer

Sekundärliteratur:
(1) Der Kleine Pauly
(2) Meshorer

Online-Quellen:
(1) Wikipedia
(2) International Standard Bible Encyclopedia

Ich hoffe, daß euch dieser Artikel Spaß gemacht hat
Jochen
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Peter43 für den Beitrag (Insgesamt 2):
Pinneberg (Mo 18.09.23 15:25) • kiko217 (Sa 02.12.23 16:30)
Omnes vulnerant, ultima necat.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Yandex [Bot] und 14 Gäste