Ich habe mich mit der imperialen Münzprägung des Elagabal nicht beschäftigt und kann daher zur Deutung der Rückseite nicht allzu viel beitragen (dass die Münzen in Nikomedia geprägt worden sein könnten, scheint mir allerdings wenig wahrscheinlich) und lasse mich ausserdem in meinen Gedanken gerne korrigieren, möchte aber darauf hinweisen, dass die Überquerung des Hellespont und somit der Übertritt von Europa nach Asien (oder umgekehrt) auch in der Römerzeit (in früherer Zeit sowieso: spätestens nämlich seit den Perserkriegen) durchaus einen symbolischen Wert hatte. Man vergleiche dazu z.B. die Berichte über das Übersetzen von Caracalla 214 n. Chr. nach Asien (Cassius Dio 78,16,7:
Nach seiner Ankunft in Thrakien kümmerte Antoninus sich nicht mehr weiter um Dakien, sondern überquerte nicht ohne Gefahr den Hellespont und ehrte Achilles durch Opfer und Waffentänze, die er und seine Soldaten aufführten. Übersetzung nach Otto Veh). Bei Caracalla spielte natürlich auch die
imitatio alexandri eine grosse Rolle, und dass das Übersetzen nicht immer ganz ungefährlich war, zeigt die Passage ebenso wie z.B. der Bericht des Zosimus, nach dem bei der Überfahrt des römischen Heeres von Chalkedon nach Byzantion unter Aurelian 273 n. Chr. ein grosser Teil der Gefangenen aus dem ersten palmyrenischen Krieg ertrunken sein soll. Nicht zuletzt die Meeresströmungen sind im Hellespont und im Bosporus sehr tückisch.
chinamul hat geschrieben:Der Transport über das Wasser hätte weitab von Rom propagandistisch überhaupt nichts hergegeben.
Eben deshalb wurden die Münzen nicht in Rom ausgegeben, daselbst zeigte man lieber die grosse Prozession in der Stadt. Aber auf die östliche Reichsbevölkerung und besonders die östlichen Heere wirkte die Galeere vielleicht schon, ohne dass man sich unbedingt auf den Stein von Emesa festlegen muss: "der neue Kaiser, dessen Machtbasis auf dem östlichen Teil des Reiches beruht, zieht von Asien nach Europa". Rom ist zu der Zeit zwar noch Hauptstadt, aber durchaus nicht mehr alleiniges Machtzentrum des Reiches, denn die Macht ist in erster Linie da, wo der Kaiser und seine Armee(n) sich befinden. Konsequenterweise wird die imperiale Repräsentation nicht mehr nur auf die Stadt Rom ausgelegt, aus dem Stadtstaat an der Spitze eines riesigen beherrschten Gebietes ist schliesslich längst ein Imperium geworden. Römer ist man in Antiochia genau so wie in Lugdunum oder Karthago.
Gruss, Pscipio
PS: Hinzuweisen wäre vlt. auch auf die Provinzialprägung z.B. aus Perinthos und Kyzikos, die mehrmals Schiffsdarstellungen aufweist, welche sich auf das Übersetzen von Truppeneinheiten beziehen könnten. So prägte Perinth, das durch die Severer im Gegensatz zu Byzantion stark gefördert wurde (Byzantion hatte Pescennius Niger unterstützt) und von wo aus Caracalla wahrscheinlich nach Asien übersetzte, unter demselben Münzen mit Schiffsdarstellungen, die sich wohl auf eben dieses Ereignis beziehen. Natürlich aber muss man nicht jede Schiffsdarstellung auf provinzialen Münzen zwangsläufig mit Truppenbewegungen in Bezug bringen.
Nata vimpi curmi da.