Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Tipps zur Reinigung, Konservierung und Photographie von Münzen

Moderator: Homer J. Simpson

Benutzeravatar
Marcus Aurelius
Beiträge: 913
Registriert: So 07.10.12 11:16
Wohnort: Region Stuttgart, Portus Cale
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Marcus Aurelius » So 02.02.14 19:28

mike h hat geschrieben:

Manchmal verliert man..... und manchmal gewinnen die Anderen :twisted:


Martin

Das stimmt und wenn man nach einem Verlust wieder einen Glückskauf hat, dann freut man sich umso mehr.
Das mit dem Traian habe ich mitbekommen, solche Käufe sind letzendlich aber auch sehr lehrreich. Das sensibilisiert deinen Blick für Fälschungen. In diesem Bereich muß ich auch noch sehr viel dazulernen bzw. Erfahrungen sammeln.


Gruß

Marco Aurelio
De gustibus non est disputandum.
Dives qui sapiens est ! (Horaz)

Benutzeravatar
klunch
Beiträge: 1327
Registriert: Di 24.11.09 11:03
Wohnort: Frankfurt
Hat sich bedankt: 3 Mal
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Fr 14.03.14 15:54

Dieser Denar stellt mich vor ein kleines Problem: die vorhandene Oberfläche des RV ist bis auf den verkrusteten Bereich so schön, daß ich sie nur ungern mit Alu+Salzsäure komplett behandeln möchte. Die Farbe ist teils rotbraun, teils schwarz, das Rotbraune sieht mir fast nach Eisenoxid aus, das schwarze könnte Silbersulfid oder Eisensulfid sein, vielleicht lag in direkter Nachbarschaft korrodierendes Eisen, was diese Anhaftung und Verfärbung hervorgerufen hat.

Der AV ist dagegen in Teilen flächig verkrustet bzw. mit Hornsilber belegt, so daß nur der komplette AV behandelt werden kann, das sehe ich keine Möglichkeit nur partiell zu arbeiten.
SAM_1867 klein.jpg
SAM_1872 klein.jpg
Hat jemand schon einmal solche rotbraunen Verkrustungen auf Silber erfolgreich und wenig invasiv entfernt?

Gruß klunch
Lernen, lernen und nochmals lernen.

Benutzeravatar
beachcomber
Beiträge: 10728
Registriert: Mi 13.07.05 19:53
Wohnort: portimão,portugal
Hat sich bedankt: 5 Mal
Danksagung erhalten: 155 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von beachcomber » Fr 14.03.14 17:07

ich fürchte da gibt's nur 2 möglichkeiten: so lassen wie sie ist, oder doch komplett in's alu/säurebad!
selbst wenn du es schaffen würdest die sauberen stellen mit wachs zu versiegeln(hab' ich noch nie ausprobiert) wäre der unterschied der gereingten stellen zu gross für den getönten rest!
grüsse
frank

Benutzeravatar
Homer J. Simpson
Moderator
Beiträge: 12058
Registriert: Mo 17.10.05 18:44
Wohnort: Franken
Hat sich bedankt: 338 Mal
Danksagung erhalten: 1710 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 14.03.14 17:09

Liebe Freunde, auch auf die Gefahr hin, daß Ihr die Augen verdreht: Ich würde die Münze so lassen, wie sie ist. Ich finde, sie sieht wirklich edel aus, und danach hat man glänzend weiße, leicht rauhe Oberflächen, die ich nicht erstrebenswert finde.

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

Benutzeravatar
Marcus Aurelius
Beiträge: 913
Registriert: So 07.10.12 11:16
Wohnort: Region Stuttgart, Portus Cale
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Marcus Aurelius » Fr 14.03.14 19:06

Hallo klunch,

ich würde sie auch so belassen, finde sie sehr schön und die Verkrustung nicht so schlimm.
Falls du es denoch versuchen möchtest, wäre wohl die Variante die Frank vorschlägt (Versiegelung mit Paraffin/Wachs-falls das dem Säurebad standhält) und anschliessend (noch mit der Wachsschicht) nachtönen mit der Streichholzmethode, bis die Tönung angepasst ist, einen Versuch wert. Ob das Ergebnis jedoch zufriedenstellend wird, vermag ich nicht zu sagen.

Gruß

Marco Aurelio
De gustibus non est disputandum.
Dives qui sapiens est ! (Horaz)

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 24238
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 11723 Mal
Danksagung erhalten: 6584 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Numis-Student » Fr 14.03.14 21:16

Auch von mir kommt der Rat, die Münze so zu belassen: Die Auflagen und Verkrustungen sind so dünn bzw an den "richtigen" Stellen, dass nichts verdeckt wird...

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Benutzeravatar
klunch
Beiträge: 1327
Registriert: Di 24.11.09 11:03
Wohnort: Frankfurt
Hat sich bedankt: 3 Mal
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Fr 14.03.14 22:09

Danke für die Empfehlungen! Mit dem AV könnte ich ja noch leben, aber der RV - da sind Ablagerungen drauf, die da einfach nicht hingehören und das Aussehen stark mindern - aber, und da gebe ich MR Recht: es ist nichts Wesentliches verdeckt. Ich habe lange überlegt wie ich da nur partiell was machen kann und denke an ein Arbeiten mit kurzgeschnittenem Borstenpinsel und heißer EDTA-Lösung, das habe ich noch nicht partiell probiert, aber das könnte das Eisenoxid ganz gut entfernen oder zumindest die rote Schicht verringern. EDTA arbeitet im Gegensatz zu Säure-Alu sehr langsam, man kann jederzeit abbrechen sobald das Ergebnis in einen unerwünschten Bereich kommt. Diese Art von Verfahrenskontrolle hat man bei SäureAlu nicht.

Die rauhen Oberflächen finde ich nach einer SäureAlu-Behandlung auch nicht erstrebenswert, sondern die sind dann eher das kleinere Übel im Vergleich zur Verkrusteten Oberfläche.

Auch auf die Gefahr hin, daß eine Behandlung diese Münze verschlimmbessert, werde ich wohl eine partielle EDTA-Bepinselung probieren. Wenn's schiefgeht, dann kann ich jederzeit abbrechen und der "Schaden" hielte sich in Grenzen. Wenn's klappt, dann wird zumindest die rote Schicht weniger bzw. weniger intensiv.

Das Ergebnis werde ich gern zeigen.

Die SäureAlu-Methode ist mir in diesem Fall zu radikal. Ich habe auch schon überlegt, statt einer Abdeckung mit Wachs o.ä die verkrustete Stelle der Münze mit Salzsäure zu bestreichen und dann Alufeilspäne draufzustreuen - aber das probiere ich vorher mal lieber an einem neutralen Objekt aus.


Gruß klunch
Lernen, lernen und nochmals lernen.

emieg1
Beiträge: 5614
Registriert: Do 18.12.08 19:47
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 9 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von emieg1 » Sa 15.03.14 09:59

Ich hingegen glaube nicht, dass die Münze nach dem Säurebad rauher wird. :D

Selbst wenn du die unschöne Stelle partiell reinigen kannst, wird es dort dann hell glänzen. Also entweder so lassen wie sie ist, oder komplett in die Salzsäure damit. Du kannst sie mit der 'Streichholz-Methode' nachher immer noch nachdunkeln.

Benutzeravatar
klunch
Beiträge: 1327
Registriert: Di 24.11.09 11:03
Wohnort: Frankfurt
Hat sich bedankt: 3 Mal
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Mo 17.03.14 11:59

Sofern die Münze nicht aus hochreinem Silber ist bzw. der Silbergehalt an der Oberfläche 100% beträgt, wird sie bei der Säurebehandlung auf jeden Fall rauher, da die unedlen Bestandteile der Legierung in Lösung gehen.

Hast Du da gegenteilige Erfahrungen?
Lernen, lernen und nochmals lernen.

Benutzeravatar
klunch
Beiträge: 1327
Registriert: Di 24.11.09 11:03
Wohnort: Frankfurt
Hat sich bedankt: 3 Mal
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Mi 19.03.14 00:12

So, jetzt gibt es ein erstes vorzeigbarer Ergebnis. Nach unzähligen Versuchen mit heißer und sehr basischer EDTA-Lösung ist diese mehr für die leichten Fälle geeignet oder man hat sehr sehr viel Zeit. Die Verkrustung hat sich davon nicht lösen lassen bzw. die Veränderung war derart minimal, daß es noch wochenlanger Arbeit bedurft hätte, um erfolgreich zu sein. Also habe ich dann doch die AluSalzsäureMethode benutzt und das Silber scheint von recht hoher Reinheit zu sein, denn die Oberfläche ist so gut wie gar nicht rauh geworden, lediglich die von der Kruste ehemals bedeckten Stellen sind leicht angerauht. Es gibt allerdings noch einen interessanten Effekt: je nachdem wie man die Münze hält, zeigen sich mal sehr sehr feine Linien so wie Kratzspuren aus der einen Richtung, mal aus der anderen Richtung, das hängt davon ab, wie man die Münze neigt und da machen minimale Veränderungen der Lage sehr viel aus. Daher war es gar nicht so einfach, ein vernünftiges Foto hinzubekommen. Bevor jetzt alle schreien: Du hast die Münze völlig zerkratzt - die Spuren sind so minimal, daß es bei geringster Änderung des Blickwinkels anders aussieht. Und wenn ich die Bilder genau anschaue, gab es diese Strukturen auch schon vor der Reinigung, sie wurden durch diese nur freigelegt. Aber schaut selbst, was nun heraus gekommen ist:
0232 AV nach Reinigung klein.jpg
AV nach Reinigung
Der RV war beim Foto etwas widerspenstig:
0232 RV III nach Reinigung klein.jpg
0232 RV IV nach Reinigung klein.jpg
Alles in allem bin ich recht zufrieden. :D Jetzt muß ich nur noch ein paar Jahre warten bis eine schöne graue Patina von ganz allein kommt oder doch zu den Zündhölzern greifen, aber davor graut es mir irgendwie.

Hier kann ich auch gern einmal die Originalbilder aus der Auktion zeigen(ja, die sind so klein), so ganz klar war die Sache vorher nicht aber irgendwie habe ich geahnt, daß da noch etwas rauszuholen ist:
0232 original AV.jpg
0232 original AV.jpg (9.11 KiB) 1159 mal betrachtet
0232 original RV.jpg
0232 original RV.jpg (8.61 KiB) 1159 mal betrachtet
Grüße klunch

Nachtrag: Die Anwendung der SäureAluMethode habe ich dabei mehrfach wiederholt, ca. 10 Mal, bis die Verkrustungen sich mit einem Zahnstocher bzw. einer frischen Kanüle vorsichtig lösen ließen, wobei die Kanüle nur ganz am Ende zum Einsatz kam um den letzten, sehr erhabenen Bereich einer Verkrustung abzusprengen. Das ist in etwa der Bereich vor dem linken vorangestellten Vorderlauf in der Mitte des Laufes, wo die Verkrustung auch ein klein wenig in das Metall hineinging und nun eine kleine Narbe hinterlassen hat. Die größere Narbe davor, die in den Rand hineingeht, darauf saß nicht die hartnäckigste Kruste, sondern diese Kruste ging halbwegs gut ab bzw. wurde mit jedem Bad etwas weniger. Beim Tauchbad in die Säure habe ich den Bereich vor der Ziege mit einem umlaufenden Streifen Alufolie bedeckt und dann die Münze in etwa zur knappen Hälfte in die Säure getaucht unter massiver Entwicklung von Blasen. Nachdem der Streifen sich fast vollständig aufgelöst hat, habe ich die Münze gespült, und den verkrusteten Bereich mit einem, ach was ,vielen Zahnstochern berieben und versucht, mit dem Zahnstocher den Randbereich der Verkrustung zu zerbröseln, was jeweils ein ganz kleines Stück gelang, daher auch die vielen Tauchbäder, jedes hat jeweils insgesamt nur ein kleines Stück der Verkrustung destabilisiert, so daß ich es absprengen konne, aber steter Tropfen höhlt den Stein. Das Ergebnis zeit eine ausgezogene Münze, die nun gleichmäßig nachdunkeln kann, und die Prägedetails sind nun wieder gut sichtbar im Vergleich zum Aussehen vor der Reinigung. In meinen Augen hat die Münze ästhetisch dazugewonnen, obwohl ich sonst kein Freund der blankgreinigten Exemplare bin, sofern die Prägung nur schön bis maximal sehr schön erhalten ist.
Lernen, lernen und nochmals lernen.

Benutzeravatar
ischbierra
Beiträge: 5886
Registriert: Fr 11.12.09 00:39
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 3860 Mal
Danksagung erhalten: 5919 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von ischbierra » Mi 19.03.14 07:57

Hallo klunch,
ich finde, Dir ist die Reinigung gut gelungen
Gruß ischbierra

Benutzeravatar
antoninus1
Beiträge: 5460
Registriert: Fr 25.10.02 09:10
Wohnort: bei Freising
Hat sich bedankt: 261 Mal
Danksagung erhalten: 1068 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von antoninus1 » Mi 19.03.14 10:03

Sehr schön, ich bin beeindruckt 8O
Gruß,
antoninus1

Benutzeravatar
nostronomo
Beiträge: 827
Registriert: Mo 01.11.10 20:04
Wohnort: Schweiz
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von nostronomo » Do 27.03.14 22:54

Hallo zusammen, ich durfte wieder einmal eine Münze auf Vordermann bringen,
vor allem die Rückseite war ziemlich grob verkrustet und hat mich etwas Mühe bereitet,
aber ich glaube die Arbeit kann sich sehen lassen.
Bei der Ursprünglichen Erhaltung wäre die Münze für die 30 Euro die ich bezahlt habe etwas teuer gewesen
aber nach dem Facelifting ist sie das Geld durchaus wert.
IMG_8966.JPG
IMG_8990.JPG
:agrue:

Benutzeravatar
mike h
Beiträge: 6026
Registriert: Do 12.04.12 17:42
Wohnort: 52222 Stolberg
Hat sich bedankt: 910 Mal
Danksagung erhalten: 1442 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Do 27.03.14 23:12

Ausspreche Anerkennung!

Prima Ergebnis.

Martin
131 Köppe /201 (Kampmann)
1.) Ziel erreicht!

Benutzeravatar
klunch
Beiträge: 1327
Registriert: Di 24.11.09 11:03
Wohnort: Frankfurt
Hat sich bedankt: 3 Mal
Danksagung erhalten: 1 Mal

Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Do 27.03.14 23:55

Der RV ist Dir in meinen Augen gut gelungen, die Legende auf dem AV hatte vorher irgendwie mehr Schärfe, das Portrait hat dazugewonnen. Insgesamt hat die Münze ein besseres Erscheinungsbild und daher auch von mir: Respekt!

klunch
Lernen, lernen und nochmals lernen.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder