Weder schön (erhalten) noch selten, aber dieser Typ bekommt man wie's scheint auch in abgenudelter Form nicht mehr günstig
Denar RIC 2, BMC 35, C 226
Avers: Kopf des Vespasianus mit Lorbeerkranz n.r.
IMPERATOR CAESAR VESPASIANVS AVGVSTVS
Revers: Trauernde Judaea sitzt n.r. neben einer Waffentrophäe, das Gewand über den gesenkten Kopf gezogen; das Kinn ist auf den Handrücken ihres nach oben angewinkelten linken Armes aufgestützt, was völlige Niedergeschlagenheit widerspiegelt; den rechten Unterarm hat sie quer über beide Oberschenkel gelegt.
IVDAEA
Als sich der erbitterte und blutige Feldzug zur Unterdrückung des Aufstands hinzog, verhärtete sich auch die römische Haltung, was in der immer harschere Terminologie der Münzinschriften seinen Niederschlag fand. Hatte Vespasian anfangs noch die Wiedergewinnung der Provinz betont (IVDAEA RECEPTA), stellte er nach dem Fall von Jerusalem den Sieg wie über einen auswärtigen Feind in den Vordergrund (IVDAEA DEVICTA [Judäa ist besiegt] bzw. die endgültige triumphale Botschaft IVDAEA CAPTA [Judäa ist eingenommen]). Verständlich wird dieser Wandel wenn man bedenkt, wie schwer den Römern die Eroberung der Stadt fiel: Die äüßere Stadtmauer wurde im Mai 70 n.Chr. eingenommen, der Antoniaturm im Juni, der Tempel im Aug. und als letztes Widerstandsnest fiel die Oberstadt am 7. Sep.
Der oben erwähnte RECEPTA-Typ war die erste Ausgabe der Judäa-Siegesemission, an deren Ende obiger Denar stand (die Judäareihe wurde unter Vespasian natürlich noch weiter geführt, allerdings in abgewandelter Form). Ein spektakuler Aureusfund machte seiner Zeit die Runde:
https://www.asor.org/anetoday/2017/05/israel-numismatic
Lt. Fachpresse kann die RECEPTA-Münze als Prototyp der beginnenden Serie angesprochen werden, schön ersichtlich an dem noch nicht standardisierten Münzportrait und den fehlenden Serifen, so denn die Stempel aus einer stadtrömischen officina stammten.
Hendin machte bei dieser Münze auf die sich überkreuzenden Beine der weiblichen Figur aufmerksam (NAC Auktion 72, 2013, S. 115). Nicht zu unrecht bemerkten Gambasch / Gitler / Cotton hierzu, dass diese Beinhaltung erst wieder im 3. Jh. n.Chr. bei der Darstellung der Securitas auf Münzen (wie hier zum Beispiel
viewtopic.php?f=90&t=51630&start=90#p507024 ) auftaucht (Iudaea recepta, in: Israel Numismatic Ressearch, 2013, S. 99). Bei ihrem Vergleich hatten die drei Autoren allerdings auch Judäas erhobenen Arm mit einbezogen, was offensichtlich nicht so ist – die stehende Securitas stützt mit der Hand nicht ihr Kinn ab, sondern streicht sich damit lässig über den Kopf. Zudem machten sie den Fehler, gekreuzte Beine auch bei ihren aufgeführten Münzvergleichen von Galba (Hispania & Gallia: RIC I 15), Vespasian (jüdischer Kriegsgefangener: RIC II 51), Domitian (Salus: RIC II Titus 97) oder Titus (Venus, RIC II 13) zu sehen (ebd., S. 98) – tatsächlich setzen die Figuren lediglich ein angewinkeltes Bein nach hinten!