Die Kunst in der Darstellung auf römischen Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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drakenumi1
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Die Kunst in der Darstellung auf römischen Münzen

Beitrag von drakenumi1 » Di 21.10.08 21:31

Kein einfaches Thema, und Eines will ich gleich vorausschicken: Ich bin diesbezüglich überhaupt nicht fachlich gebildet, kann mich auch kaum in fachlichen Diskussionen nutzbringend artikulieren, trage als langjähriger Sammler lediglich Empfindungen in mir, welche Darstellungen mich ansprechen. Ich kann vielleicht gerade mal unterscheiden, was Realismus ind was Abstrakte Kunst ist. Abertrotzdem habe ich gefestigte Meinungen dazu, welche Prägungen aus meiner laienhaften Sicht künstlerisch besonders gelungen scheinen und welche eben wenig bis gar nicht.
Dieser Thread soll bitte auch nicht zu einem Lehrbuch der "Kunst auf römischen Münzen" ausufern. Hier sollte oder könnte jeder, der in seinen Münzschätzen interessante Objekte liegen hat, von denen er glaubt, daß sie bezogen auf ihre Entstehungszeit künstlerisch (in Komposition und Ausführung) besonders ansprechend seien, diese hier vorstellen, mit ein paar knappen Worten, worauf sich nach seiner Meinung das besonders herauszustellende künstlerische Moment bezieht.
Aber bitte keine Wälzer zur Kunstgeschichte bemühen. Wir stellen unsere Objekte so einfach und jedermann verständlich vor, daß keine Scheu aufkommen kann, sondern höchstens Anreiz, sich selbst zu beteiligen.

Ich stelle an den Anfang mal ein paar Thesen:

1). Die Kunst der römischen Münze ist in erster Linie eine Kunst der Portraitdarstellung.
2). Die Kunst der Reversdarstellung ist überwiegend langweilig und auf relativ wenige, immer wiederkehrende Elemente beschränkt.
3). Das Fehlen der Kenntnisse der Widergabe von Objekten in der zweidimensionalen Ebene unter Berücksichtigung der Perspektive stellt für die Künstler ein Hemmnis dar.
4). In den Reversmotiven herrscht überwiegend Ruhe, Aktion und Bewegung in der Darstellung fehlen meist.

So, nun werdet Ihr ob dieser provokanten Thesen aufschreien und Proteste formulieren. Und das ist allerdings erwünscht!: In Form von möglichst vielen Bildbeispielen aus Euren Sammlungen solltet Ihr diese Thesen wiederlegen.
Ich gehe mal voran und stelle meinen Favoriten vor (betr. These 4)).

Denar aus der Republik des L. Calpurnius Piso Frugi von 90 v. Chr.
Cr. 340/1; Alb. 1174.
In riesigen Mengen als Notemission während des Bundesgenossenkrieges geprägt, also keine Rarität.
Der Gegenstand meiner immer neuen Erbauung ist der galoppierende Reiter mit Palmzweig über der Schulter, eine Allegorie auf die ludi (Spiele) Apollinares, die ein Vorfahre des Münzmeisters dieser Prägung zum ersten Male durchführte.

Das Besondere: Äußerst gelungene Darstellung von Bewegung, Schnelligkeit und Spannkraft, wie sie in einem sportlichen Wettkampf zu sehen sind.

Auf weitere interessante Beteiligung hofft

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Beitrag von nexram » Mi 22.10.08 09:38

Hallo,

dieses Thema finde sehr interessant.
Zu Deiner Münze möchte ich dir gratulieren. Die Rückseite ist Traumhaft schön, da der Pferdekörper sehr sportlich aussieht und so toll erhalten ist.

Ich möchte mein etwas jüngeres Exemplar zeigen.

RRC 408/1b
C. Calpurnius Piso
Denar 61 v.Chr.
Av.: Kopf von Apollo mit Diadem nach rechts, links im Feld Hammer
Rv.: C.PISO L.F.FRVG nackter Reiter auf einem Pferd nach rechts galoppierend, hält Palmzweig
Nr.: RRC 408/1b ; Erhaltung: vz; Gewicht:3,78g;


C. Calpurnius Piso Frugi war der Schwiegersohn Ciceros. Im Jahre 66 fand die Verlobung mit Ciceros Tochter Tullia statt, die Heirat im Jahre 63. 58 war Piso Quästor, ein Jahr später starb er.
Der Vater ist L. Calpurnius Piso Frugi, der selbst im Jahre 90 Münzen prägen ließ. Sein Denartyp mit Apollo und Reiter ( RRC 340/1) übernahm sein Sohn unverändert. Was schon eine Familiengeschichtliche Interpretation vermuten lässt.
Die Deutung der beiden Denare gilt als gesichert. Sie werdenauf die Umwandlung der ludi Apollinares, die in Rom zum ersten Male im Jahre 212, inmitten des zweiten Punischen Krieges, aufgrund eines Spruches des Wahrsagers Marcius ausgerichtet wurden, in ein jährlich auszurichtzendes Fest bezogen.
Zu dem Senatsbeschluß diesen Inhatlts hatte im Jahre 211 ein Vorfahr der beiden Münzmeister, der Prätor C.Calpurnius, den Antrag gestellt. Das erklärt die Apollo-Vs.. Die Rs. Zeigt einen Ausschnitt aus den Reiterspielen, die während der ludi Apollinaris im Circus Maximus stattfanden.

Quelle: Wilhelm Hollstein: Die Stadtrömischen Münzprägung der Jahre 78 - 50 v.Chr. zwischen politischer Aktualität und Familienthematik.

Auch bei meinem Exemplar finde ich die Rüchseite künstlerisch toll gemacht.

Gruß nexram
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Beitrag von drakenumi1 » Mi 22.10.08 10:53

"Traumhaft", - dieses Kompliment möchte ich im Angesicht Deines C. Calpurnius Piso sofort wieder zurückreichen. Dieser muskulöse Pferdekörper und die völlige Einheit mit dem Reiter, dem man seinen eisernen Willen und das Streben, im Ziel der Erste sein zu wollen, überzeugend ansieht, das empfinde ich als die "Hohe Kunst" des Stempelschneidens. Dein Exemplar gefällt mir noch um Einiges besser!

Schön, Deine Ergänzung um die geschichtlichen Verknüpfungen. So habe ich mir den Einstieg in diesen thread vorgestellt, möglicherweise ein Beispiel für kommende Beiträge, hofft

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Beitrag von justus » Mi 22.10.08 11:07

Hallo drakumeni,

du schreibst in deiner 2. These: „Die Kunst der Reversdarstellung ist überwiegend langweilig und auf relativ wenige, immer wiederkehrende Elemente beschränkt.“

Mal abgesehen davon, dass ich die Reversdarstellungen weder für langweilig, noch für auf wenige, immer wiederkehrende Elemente beschränkt halte, glaube ich, dass es auch weniger um künstlerische Darstellungen, sondern eher um die Verbreitung von Nachrichten ging.
Münzen – insbesondere die Reversdarstellungen – besaßen eine wichtige propagandistische Funktion. So wurde z. B. eine Siegesfeier nicht nur durch die Errichtung von Siegesstatuen, Gedenksteinen, Inschriften, den Bau von Triumphbögen oder Säulen etc. propagiert. Ebenso war das Verleihen von Siegerbeinamen an den siegenden Herrscher üblich, wobei gerade die Münzen eine große Rolle spielten, da sie durch ihre große Anzahl und weite Verbreitung relativ schnell aktuelle Nachrichten im gesamten Reich verbreiten konnten.

In den letzten Jahren ist die Diskussion darüber, ob propagandistische Reversdarstellungen vom Benutzer bewusst wahrgenommen worden sind und folglich Nachrichtenfunktion haben konnten, wieder aufgenommen worden.

Für die Zeit der Republik ist unter den selbstständig handelnden Münzmeistern eine Entwicklung zu erkennen, welche von der Propagierung einer allgemeinen Rom-Ideologie über Motive aus der Familiengeschichte der Münzmeister (etwa ab der Zeit der Gracchen), in der späten Republik zu Darstellungen der Mächtigen, ihren Gruppierungen (z. B. Triumvirate) und politischen Absichten führte. Das Münzen auch schon vor der Zeit der späten Republik zunehmend Propagandafunkionen bekamen, zeigt der Denar des C. Fundanius aus dem Jahre 101 v. Chr.

- Sieg des Marius über die Kimbern und Teutonen: http://www.wildwinds.com/coins/sear5/s0204.html
- Brutus – Die Iden des März: http://www.wildwinds.com/coins/sear5/s1 ... l#RSC_0015

In der Zeit des Prinzipats hat sich diese Entwicklung nicht ganz so geradlinig fortgesetzt. Unbestritten ist die Tatsache, dass die Gestaltung der Münzen, schon seit der Zeit des Augustus, im Dienst des jeweiligen Herrschers stand. Hier gilt es zu bedenken, dass propagandistischer Anspruch und Wirklichkeit oft weit auseinander lagen, wie das im folgenden angeführte Beispiel eines Dupondius für Germanicus (geprägt unter Caligula), nach Beendigung der Germanienfeldzüge und dem Zurückgehen auf die Rheingrenze, zeigt.

- Augustus mit Tiberius und Drusus nach der abgeschlossenen Eroberung der Alpenländer im Jahre 15/14 v. Chr.: http://www.wildwinds.com/coins/sear5/s1 ... #RIC_0165a
- Germanicus und die Vision eines besiegten Germaniens ca. 19 n. Chr.: http://www.wildwinds.com/coins/sear5/s1 ... l#RIC_0057 (vgl. H. Küthmann, Claudius, Germanicus und Divus Augustus, JNG 10, 1959/60, 47 - 60, sowie Overbeck, Rom und die Germanen, 35).

Neben der Funktion von Münzen, als Mittel zur raschen Verbreitung außergewöhnlicher Vorkommnisse, blieb auch weiterhin die Propagierung einer allgemeinen Rom-Ideologie bis zum Ende des römischen Reiches üblich, wie die Reversdarstellungen von Göttinnen und Göttern, als Symbole römischer Tugenden oder politischer Ansprüche (Pax, Securitas etc.) zeigen.

Während der Regierungszeit „Konstantins des Großen“ kommt – was mir als Sammler christlicher Symbolik auf spätrömischen Münzen besonders am Herzen liegt – mit dem Toleranzedikt von Mailand 313 n. Chr., noch die christliche Symbolik zur Verbreitung des Christentums als der späteren allgemeinen Staatsreligion hinzu (s. Bilder), was in der Zeit des byzantinischen Reiches etwa ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. fast zur Regel wurde.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen

Nachtrag: 1. Constantinus I. - Kaiser in Quadriga / Hand Gottes. 2. Constantius II. - Feldzeichen mit Christogramm (gefunden in Pompeii in der Via di Porta Noceria zwischen den antiken Pflastersteinen).

Anmerkung: Manchmal liegt das Geld eben doch sprichwörtlich auf der Straße!
Zuletzt geändert von justus am Mi 22.10.08 12:10, insgesamt 3-mal geändert.
mit freundlichem Gruß

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Beitrag von chinamul » Mi 22.10.08 11:46

Auch ich möchte den Ausführungen @drakenumis nicht hundertprozentig zustimmen, was die Vielfältigkeit der Münzbilder betrifft. Mit dem Ende der Republik wurde es jedoch, wie @justusmagnus einleuchtend feststellt, immer wichtiger, politische Inhalte zu transportieren, also beispielsweise die Person des Kaisers, seine Familie und seine Taten und Pläne in möglichst allgemeinverständlichen Chiffren bekanntzumachen. Und das hat die Variationsbreite der Reversdarstellungen in der Tat nicht unbedingt befördert.
Es ist daher sicher kein Zufall, daß es in diesem von @drakenumi dankenswerterweise initiierten Thread zur künstlerischen Qualität in erster Linie die Denare der Republik sind, die in dieser Hinsicht überzeugen. Das dürfte damit zusammenhängen, daß die Münzmeister eben weniger unter dem Zwang standen, bestimmte politische Aussagen machen zu müssen, sondern daß sie zu Ehren ihrer Gentes darin wetteiferten, die jeweils schönsten und originellsten Münzen prägen zu lassen.
Es ist bewundernwert, mit welcher Detailgenauigkeit bei den beiden oben vorgestellten Denaren die Muskulatur der Pferde wiedergegeben worden ist. Man muß dabei bedenken, daß keiner der Stempelschneider je die authentische Abbildung eines Pferdes im Sprung gesehen hat, die ihm eine möglicherweise noch stimmigere Darstellung gestattet hätte. Wir Heutigen können da angesichts unzähliger Fotos von Reitturnieren etwaige Unrichtigkeiten leicht kritisieren.
Mein Beispiel einer künstlerisch gelungenen Republikmünze ist der folgende Denar:

Römische Republik
L. Lucretius Trio
AR Denar Rom ca. 74 v. Chr.
Av.: Belorbeerter Kopf des Neptun rechts; dahinter Dreizack und XXXIX
Rv.: Geflügelter kindlicher Genius auf Delphin nach rechts reitend
Unten zweizeilig: L • LVCRETI / TRIO
Syd. 784
3,94 g

Der Kopf des Neptun ist feinstens ausgearbeitet, aber besonders die Rückseitendarstellung besticht durch eine perfekte Aufteilung von Bild und Schrift, die trotz der Dezentrierung nachvollziehbar ist.
Anders als bei den beiden dynamischen "Pferdedenaren" herrscht hier eine ausgesprochen idyllische Atmosphäre mit einem niedlichen geflügelten Knirps, der, wie man seiner Körperhaltung entnehmen kann, mit viel Spaß und Stolz einen offenbar gutmütigen Delphin reitet, der ihm an Masse und Kraft vielfach überlegen ist.

Gruß

chinamul
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Beitrag von Chandragupta » Mi 22.10.08 12:36

justusmagnus hat geschrieben:Constantius II. - Feldzeichen mit Christogramm (gefunden in Pompeii in der Via di Porta Noceria zwischen den antiken Pflastersteinen).
Häh?! Dann ist das aber ein Streufund von einem modernen Touristen, dem seine "Spielmünze" dort runtergefallen ist, denn um die Mitte des 4. Jh. u.Z. herum lag das alles unter meterhohem Vulkanascheschichten...

Oder waren Zeitreisende aus dem 4. im 1. Jh. unterwegs?! ;)
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Beitrag von drakenumi1 » Mi 22.10.08 13:05

@justusmagnus; chinamul
Wirklich sehr erhellend waren für mich Eure Beiträge! Auch wenn man sich nach dem Lesen fragt, ob es überraschende Neuigkeiten waren, die hier so instruktiv dargestellt wurden, und das möglicherweise mit "teils/teils" gar differenziert, so ist es doch schön, von Zeit zu Zeit so komplex auf die großen Zusammenhänge wieder einmal hingewiesen zu werden. Das befördert mindestens das Verständnis für die kleinen und moderaten Details künstlerischen Schaffens, die man wegen des eintretenden "Gewohnheitssehens" nicht mehr ausreichend wahrzunehmen in der Lage ist und die durch Pauschalurteile überdeckt werden. So ergeht es wohl den über Jahrzehnte in der Republik geprägten Quadriga/Biga - Denaren ganz besonders, indem sie der Vorwurf der Langweiligkeit trifft. Aber wenn man sich freimacht von solcher Pauschalverurteilung, kann man auch in diesen befohlenen Motiven Qualitätsunterschiede feststellen, in denen sich künstlerische Kreativität widerspiegelt.- Ich werde später noch darauf zurückkommen.

Eure Einsprüche zu meinen Thesen sind natürlich völlig gerechtfertigt. So pauschal ist diese Materie nicht abzuhandeln (oder gar abzustrafen). Ich denke, wie ichs's auch versucht habe, zu erklären, daß Ihr verstanden habt, daß mein Bemühen dahin ging, zu provozieren, zu überspitzen, und damit Euch herauszufordern, bildliche Gegenbeweise hier einzustellen, die dem Begriff "Große Kunst" möglichst nahekommen.

Es grüßt Euch

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Beitrag von drakenumi1 » Mi 22.10.08 13:13

@chinamul:
was ich noch vergaß, zu erwähnen, ist mein Schmunzeln über Dein "Delfinreiterchen", Abgesehen von dieser meisterhaften Komposition fühlt man sich erinnert an Bilder, die in die heutige Zeit gehören, Erinnerungen an Eindrücke aus einem Delfinarium irgendwo in und auf unserer heutigen Welt.
Anerkennung für dieses schöne Stück vom ewigen Münzenlaien

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Beitrag von justus » Mi 22.10.08 13:28

Chandragupta hat geschrieben:
justusmagnus hat geschrieben:Constantius II. - Feldzeichen mit Christogramm (gefunden in Pompeii in der Via di Porta Noceria zwischen den antiken Pflastersteinen).
Häh?! Dann ist das aber ein Streufund von einem modernen Touristen, dem seine "Spielmünze" dort runtergefallen ist, denn um die Mitte des 4. Jh. u.Z. herum lag das alles unter meterhohem Vulkanascheschichten...

Oder waren Zeitreisende aus dem 4. im 1. Jh. unterwegs?! ;)
Das glaub' ich eigentlich nicht Chandra. Eher ist es vorstellbar, dass eine Münze, die im 4. Jahrhundert verloren wurde, im Verlauf der Ausgrabungen auf ein anderes Niveau (nämlich das heutige) gelangt ist, ohne entdeckt worden zu sein. Man muss wissen, dass die Spalten zwischen den antiken Pflastersteinen sehr tief sind. Da kurze Zeit vorher ein katastrophales Unwetter mit Überschwemmung stattgefunden hatte, ist sie wohl hervorgespült worden. In etwa an der selben Stelle fand ich auch Fragmente von Öllampen, die aus dem 3./4. Jahrhundert (Stil und Stempel) stammen, sowie einen vorgeschliffenen Halbedelstein, einen Carneol, der wohl kaum von Touristen verloren wurde.

hähäh! mfg Jürgen

P.S. Diese Diskussion gehört eigentlich nicht hierher. Sorry!

An drakumeni: Leider hab' ich wohl die thematische Intension deiner "Provokation" anders verstanden. Sorry hoch 2!
Zuletzt geändert von justus am Mi 22.10.08 13:46, insgesamt 1-mal geändert.
mit freundlichem Gruß

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Beitrag von harald » Mi 22.10.08 13:38

Obwohl ich diesen As des Hadrian schon mal hier vorgestellt habe, möchte ich ihn auf Grund des Themas hier noch mal zeigen.

Die Reversdarstellung besticht durch gekonnte Bildkomposition, dynamischer Darstellung der Bewegung und durch besonderen detailgetreue und detailreiche Wiedergabe von Pferd und Reiter.

Sogar die Gesichtszüge des Kaisers sind in allen Details wiedergegeben.
Eine Qualität des Stempelschnittes, wie sie sonst nur selten bei Assen vorkommt.

Grüße
Harald
Zuletzt geändert von harald am Fr 24.04.09 15:06, insgesamt 1-mal geändert.

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oliver67
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Beitrag von oliver67 » Fr 24.10.08 18:14

ich hab lange hin und her überlegt, ob dieser Constantin hier wohl reinpasst.
Kunst kommt ja auch von Können
(heute wohl nicht mehr so definiert :wink: )...

und das bei diesem Follis ein hervorragend, handwerklich perfekter Stempelschneider am Werk war, ist wohl unbestritten.
Beachtet bitte den einmalig verzierten Helm. Der gute Mann (oder Frau?) hat sich sogar die Mühe gemacht, die Ornamente des Helm nach Aussen weiterzuführen.
Er hatte wohl wirklich keinen Stress, oder seinen Kaiser "geliebt"...

CONSTA-NTINVS AVG - Helmeted, cuirassed bust right.
VIRTVS-EXERCIT - Vexillum reading VOT/XX; seated captive on either side

Mint: Aquileia (320)
Wt./Size/Axis: 3.40g / 19.18mm / 35
Rarity: C1
References: RIC VII 48

ich bin stolz auf diesen wunderschönen, fast "jungedstilhaften" Constantin :lol:
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lg oliver

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Julianus v. Pannonien
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Beitrag von Julianus v. Pannonien » Fr 24.10.08 18:37

Wenn es um PErfektion beim Stempelschnitt geht, hätte ich hier eine schon mehrmals gezeigte Wunderbare Münze des Constans aus der FEL TEMP REPARATIO Serie.
Anscheinend liesen sich die Münzmeister beim Schneiden dieses Rückseitenstempels von dem Slogan beeinflussen denn der Detailreichtum auf diesem Revers finde ich gewaltig! man erkennt Teil die Gesichtsausdrücke.

AV: Drapierte Büste mit Diadem n. l. in der Hand Globus DN CONSTANS PF AVG

RV: Soldat jungen Barbaren aus seine Hütte führend. FEL TEMP REPARATIO

Übrigens sehr schönes Stück dieser Constantin! bessonders die genannten Ornamente am Helm sind genial! :o

Grüsse Julianus v. Pannonien
"VICTORIOSO SEMPER"

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Beitrag von drakenumi1 » Sa 25.10.08 14:11

Hallo oliver und Julianus,
Sehr interessant sind Eure Stücke! So einen künstlerisch verzierten Helm habe ich tatsächlich noch nicht gesehen. Das ordne ich mal in diesem großen Rahmen unter "Kleinkunst" ein, wenn dieser Begriff auch schon anderweitig besetzt sein sollte. Und zwar ganz vorzüglicher. Da stand eindeutig der Wille des Stempelschneiders, etwas "Schönes" zu schaffen, im Vordergrund.
Und die Art und Weise, der Humanität der röm. Söldner Ausdruck zu verleihen durch den besonderen Schutz der Kinder, empfinde ich auch als ein sehr wirksames künstlerisches Mittel; in diesen martialischen Zeiten ist solch Motiv sicherlich nich gerade häufig zu finden.
Danke Euch, schöne Motive, schöne Münzen.
Weil sonst gerade auf dieser Welle Sendepause ist, stelle ich mal schnell noch 2 Münzen vor, mit sehr häufigem bis häufigem Rv.-Motiv: der Quadriga. Nicht gerade sehr neu und interessant, wird mancher Sammler sagen, aber betrachtet man das Motiv mal aus künstlerischer Sicht, so stellt es doch eine absolute Meisterleistung das Darstellung und der Raumaufteilung dar. Da tut es auch keinen Abbruch, wenn der Künstler mal kurzerhand ein paar Beine der Pferde fortlässt oder seinem Schalk freien Raum läßt und zwei Pferde nach vorne und zwei zurück oder auf den Lenker schauen läßt, als wollten diese sagen: Sollen wir nun, oder sollen wir lieber nicht? Oder steckt hinter dieser Scene möglicherweise ein Zweifel bezüglich der Legitimität der abgebildeten Victoria? Wie auch, ich werde den Sinn nicht mit Sicherheit erraten. Aber ein künstlerischer Gag ist es allemal.
Daß dieses Quadrigamotiv in der röm. Numismatik 500 Jahre fast unverändert überstanden hat, ist wohl das beste Zeichen für dessen Anerkenntnis als künstlerisch sehr wertvoll. Deshalb hier stellvertretend aus meiner Sammlung, quasi als "Flügeladjutanten" den Denar des

Annius T.f.T.N. (Luscus), Alb. 1247 von 82-81 v. Chr.
mit der Frühlingsgöttin Anna Perenna und der Gespannlenkerin Viktoria

und den Probus - Antoninian RIC 200 mit Viktoria in der Quadriga.

Vergleicht mal die gewählten Stilelemente in der Darstellung. Die Übereinstimmung ist frappierend! Und als das Motiv erstmalig von Römern auf Münzen benutzt wurde, zahlte man noch in Drachmen (um 225 v.) Der zeitliche Abstand zwischen beiden beträgt tatsächlich 500 Jahre.

Grüße zum weekend von

drakenumi1
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Beitrag von Julianus v. Pannonien » Sa 25.10.08 17:40

Hallo Drakenumi 1

Sehr schöne Münzen!
Da sieht man eben schon das der Stil der Münzen trotz veränderungen der Regierungen und Materialien gehalten wurde.
Ist es nicht auch eine Kunst das Stempelschneiden weiter zu geben und einen Neuen so Auszubilden, dass dieser Den gleichen Stil weiter erhällt,
sehr Intressant deine Gegenüberstellung!

Hier hätte ich auch noch ein Stück aus meiner Sammlung, welches
ich wirklich als Kunstvoll einstufe! vorallem wenn man die Stempelqualitäten dieser Zeit allgemein betrachtet

Bei dieser meiner einzigen Milliarense des Constantius II fällt bessonders der Sehr detaillierte Revers auf,
Bei genaueren Betrachten kann man die Gesichtszüge des Soldaten erkennen , die Falten der Tunika, und den umgelegten Dolch von dem man nur den Hangriff am Gürtel sieht.
Auch das Schuhwerk dieses Soldaten ist nicht ohne, bei genauem Hinsehen erkennt man irgendwelche Lederbanderolen seitlich an den Schuhen. Ein Revers wie im Bilderbuch. nicht zuletzt wegen der schönen Tönung.
Leider musste dafür die Vorderseite dem Zahn der Zeit etwas nachgeben.

Grüsse J.v.P
"VICTORIOSO SEMPER"

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Beitrag von quisquam » Sa 25.10.08 21:49

Ich finde, dass selbst bei deutlich weniger virtuosem Umgang mit den Schneidewerkzeugen künstlerisch interessante Darstellungen möglich sind. Noch obiger "Hengst-Parade" hier mein schönstes Pferdchen:
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Theodosius I RIC Cyzicus 29a.jpg
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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