Ich frage mich daher immer noch: Warum trägt Constantinus einen Konsularmantel auf dieser Münze? Oder handelt sich doch um ein anderes Gewand?
Hallo Stefan,
eine sichere Antwort habe ich nicht, aber eine Vermutung:
Wir befinden uns hier ja nun schon in einer Zeit, in der römische Senat endgültig in die politische Bedeutungslosigkeit (im Hinblick auf die REICHSpolitik natürlich nur) abgesunken war. Insofern ist die Frage ob man es mit den Ämtern der senatorischen Laufbahn noch so genau nahm, oder auch: Wer diese, deren Abfolge und die Rangabzeichen überhaupt noch kannte. So finden sich z.B. auf Inschriften der zweiten Hälfte des 3. Jhdt. teilweise sehr wiedersprüchliche Titelzählungen. Da kann auch so ein Mantel mal aus versehen noch einmal "abgekupfert" werden, denke ich.
Hallo Uli,
klingt für mich plausibel, danke für Deine Einschätzung.
Übrigens habe Ich mal schnell zum Thema der/das Konsulat überflogen, was ich so im Bücherschrank oder sonstwie greifbar hatte. Sicher nicht repräsentativ, aber doch ganz interessant, wie ich finde:
DAS Konsulat:
Peter N. Schulten, "Die Münzstätte Trier"
Ursula Kampmann, "Die Münzen der röm. Kaiserzeit"
Aloys Winterling, "Caligula"
Theodor Mommsen, "Römische Geschichte"
Dr. Leo Bloch, "Römische Altertumskunde"
DER Konsulat:
Werner Eck, "Augustus und seine Zeit"
Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.
Das finde ich einen interessanten Befund, schließlich haben wir es hier mit einem hochkarätigen Althistoriker alter Schule UND einem Literaturnobelpreisträger zu tun! Wenn Mommsen konsequent DAS schreibt, ist DER vielleicht wirklich nur eine re-ethymologisierte Form...
Mommsen hat seine Arbeiten in der Mitte des 19.Jh. geschrieben. Zu dieser Zeit gab es noch keinen Kanon der deutschen Sprache, sprich Duden. Den heutigen Duden allerdings kann man gut vergessen. Er setzt nicht mehr Maßstäbe, sondern plappert nur noch nach, was die breite Masse so von sich gibt. Und das ist, wie wir wissen, oft von Modeströmungen abhängig, die gerade 'in' sind. Und mit der Etymologie hat spätestens die neue 'Rechtschreibreform' Schluß gemacht, die z.B. Tolpatsch jetzt als Tollpatsch schreibt oder Quentchen als Quäntchen (als ob es von Quantum käme!).
Und zum Zölibat: In allen kirchlichen Schriften heißt es 'der Zölibat'. Demnach gibt es bereits eine Sprachspaltung zwischen den Theologen und dem gemeinen Volk! Dieser Riß wird sich verbreitern und zu einer Kluft zwischen den Gebildeten und den Nichtgebildeten werden!
Mit freundlichem Gruß
Zuletzt geändert von Peter43 am So 08.07.07 16:33, insgesamt 1-mal geändert.
Das bedeutet, die oben erwähnten Personen sind bzw. waren ungebildet, weil sie das Konsulat statt der Konsulat sagen?
Ich denke, die werden sich das schon überlegt haben.
Wann ist denn die Regel eingeführt worden, dass Lehnwörter das Geschlecht des Ursprungswortes behalten müssen und dass es "der" heißen muss und "das" nicht erlaubt ist?
ich glaube, die Diskussion ist müßig, weil sie so alt ist wie die Zeit; die beiden Grundtopoi sind in dieser Frage immer 1. die Dekadenztheorie (alles wird schlechter), 2. die Fortschrittstheorie (alles wird besser, oder zumindest irgendwie sinnvoll).
Vertreter der Dekadenztheorie hat es immer gegeben, auch in Zeiten, die wir heute zweifellos als hochsprachlich ansehen würden. Cicero hat in den 40ern v. Chr., zu Zeiten des klassischen Lateins also, beklagt, dass keiner mehr richtig die Sprache beherrsche, wie es noch vor 100 Jahre der Fall gewesen sein soll und auch die Gebrüder Grimm (die nämlich zuerst mit der Sprachnormierung im Sinne einer Sammlung und Selektion begannen - wenn das Werk auch seeeeehr lange in Arbeit war...) beklagten zu Zeiten der Weimarer Klassik, dass einige hundert Jahre vor ihnen auch einfache Bauern die Sprache noch hervorragend beherrscht haben, damals aber nicht mehr...
Kan ich mier konkret garnich vorstelln wieso hier jemand Problem hat mit die Zölibat...
Ich erinnere mich noch, wir hatten schon mal eine lebhafte Diskussion, als es um die Frage "das As" oder "der As" ging und ich einwarf, daß es bei uns in Franken "die As" heißt. Stehe ich übrigens immer noch dazu. Also: es lebe der Vielfalt! Nee, der Vielfalt ist ja der mit den vielen Falten. Also doch die Vielfalt!
Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!
Mir scheint, daß hier das gleiche Phänomen beschrieben wird, das auch auf vielen anderen Gebieten zu beobachten ist: Wer die Regeln beherrscht, darf bei ihrer Befolgung auch schon mal etwas laxer sein. Man wird den gebildeten oder zumindest bewußten Sprecher oder Schreiber dann trotzdem erkennen, und sei es nur am umfangreichen Wortschatz und der Gewandtheit der Argumentation. Da spielt es wirklich keine entscheidende Rolle, ob man der oder das Zölibat, Prinzipat, Konsulat, Dominat, etc. sagt. Wichtig ist doch, daß man die Bedeutung der Wörter kennt und sie entsprechend korrekt verwendet.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
RIC VII, S. 39-40: "The orthodox consular busts at the Western mints in these years [318-321] are...comparatively scarce....At Trier Licinius' fifth and Constantine's sixth [consulships are celebrated]."
Anmerkung 3, Constantins sechtes Konsulat von 320 auf Trierer Münzen verewigt: Trier Nr. 280-1, 292-3, Rs. VIRTVS EXERCIT in zwei Varianten, im Text auf "320-1" datiert.
NICHT erwähnt wird unsere HÄUFIGE Münze, RIC 305-6, mit Rs. BEATA TRANQVILLITAS, auf 321 datiert. Entweder wird Constantin's 6. Konsulat von 320 noch in 321 angezeigt, oder vielleicht ist die Datierung falsch, und auch diese Münzen mit konsularischer Büste gehören doch noch ins Konsulatsjahr 320!
An einen Fehler sollte man nicht denken; das Konsulat war im 4. Jh. noch sehr wichtig und begehrt!
Hallo zusammen,
nachdem der Exkurs in die Sprachwissenschaften wieder zurück zu den Spätrömern gekommen ist, möchte ich euch nach einer Meinung zur folgenden Mini-Bronze fragen.
Typ Standarte zwischen zwei Soldaten mit Speer in der einen Hand und die Andere in der Mitte auf Schild gestützt.
Die Münze ist nur 9 Millimeter klein und wiegt nur 0,45 Gramm.
Deine Bilder sind leider etwas unscharf, aber ich vermute auf Grund des Stiles eine der zahlreichen Barbarisierungen der Zeit!
In der Sammlung de Wit, die leider meine einzige Literatur zu der Zeit darstellt, ist ein ähnlicher (nicht ganz gleicher) Typ unter der Nummer 34 verzeichnet.
Kannst Du im Abschitt Buchstaben erkennen? Ich meine zumindest ein T zu lesen. Wenn dort PTR zu lesen wäre, könnte es dem oben erwähnten Stück entsprechen.
Viele Grüße
helcaraxe
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[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer
Hallo helcaraxe,
ich hab zu dieser Zeit leider keine Literatur.
An ein T habe ich selber schon gedacht (s.o.), und da es in der Mitte liegt ist ein weiterer Buchstabe davor auch denkbar. Aber auch bei nochmaliger Betrachtung komme ich an dritter Stelle nicht vom S los.
Leider verweigert mein Scanner jeglichen Versuch diesen Winzling besser darzustellen.
Macht de Witt irgend eine Zeitangabe? Oder einen Hinweis auf dem immitierten Kaiser?
De Wit orientiert sich an der Einteilung nach Bastien (Gruppe 1). Dazu kann ich leider aber auch wenig sagen. Du kannst den Versteigerungskatalog de Wit (der fast schon ein wissenschaftliches Werk darstellt!!) aber kostenlos von der Internetseite der Firma Künker herunterladen. Auktion Nr. 121.
Viel Spaß!
Viele Grüße
helcaraxe
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[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer
Habe diese Münze aus einem Konvolut. Meine Vermutung ist Gallienus. :?
24 x 26 mm; 10,681 g.; 12h
Av.: gepanzerte und drapierte Büste mit...
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