Ja, das ist alles noch etwas undurchsichtig

.
Ich hab' mir jetzt den Artikel von Olivier Picard nochmal angeschaut, auch die ursprüngliche französische Version "Les tétradrachmes à types thasiens et les guerres thraces au début du Ier siècle avant notre ère", Comptes rendus des séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, 152-2, 2008, S. 465-493:
https://www.persee.fr/doc/crai_0065-053 ... 52_2_92011
sowie auch den Artikel von François de Callataÿ, "Les tétradrachmes hellénistiques au nom des Thasiens et la circulation monétaire en Thrace aux IIe et Ier s. av. J.-C.", RBN, 154, 2008, S. 31-54:
https://www.academia.edu/344974/Les_t%C ... r_s_av_J_C
auf den sich Picard ja auch bezieht (in der deutschen Version interessanterweise aber fast gar nicht

).
hjk hat geschrieben: ↑Sa 21.11.20 17:02
... Um 175 - 170 v. Chr. erscheinen erneut Dionysos und Herakles auf den nunmehr nach attischem Münzfuß geprägten Drachmen und Tetradrachmen ...
Callataÿ setzt das eher um etwa 160 v. Chr. an, wobei Picard das als unwesentlich betrachtet. Callataÿ verwendet für seine Argumentation vor allem die Zusammensetzungen und Datierungen von Hortfunden, in denen sich neben thasischen Tetradrachmen auch solche aus Athen befanden.
hjk hat geschrieben: ↑Sa 21.11.20 17:02
... Früh geprägte Tetradrachmen tragen auf dem Revers das als Kontrollmarke interpretierte Monogramm "ΔΙ". Spätere Prägungen zeigen dagegen das Monogramm "M" (mit einem - manchmal nicht gut sichtbaren - Querbalken in der Mitte des M - keine Ahnung, wie ich das hier darstellen könnte) . ...
Dass die Münzen mit dem Monogramm ΔΙ die frühesten sind und in Thasos selbst geprägt wurden, ist unbestritten, in der Gruppe der "Originale" befinden sich aber auch solche mit anderen Monogrammen.
Die Monogramme auf späteren Varianten (also auch auf dem "thasischen Typ") lassen sich auch nicht alle aus einem M ableiten, da gibt es noch andere:
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8588015f
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8588020r
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8588042b
und Münzen ganz ohne Monogramm:
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b85880126
hjk hat geschrieben: ↑Sa 21.11.20 17:02
Insgesamt: ich würde auf Grund des o.g. Artikels von Picard alle drei Beispiele in die "späte Periode" einordnen ... ohne Zuordnung zu Thasos oder zu "thrakischen Imitationen": offenbar gab es zu gleichen Zeit beide Prägungen mit deutlichen Überschneidungen in der Qualität der Prägungen.
Picard hat da seine eigene Sicht, die man nicht in allen Punkten teilen muss

. Bei Callataÿ sieht man z.B. einige metrologische Untersuchungen, die zeigen, dass die Durchschnittsgewichte der Münzen in der Abfolge der von Prokopov vorgeschlagenen Gruppen abnehmen, was durchaus auf eine vernünftige zeitliche Gruppierung hindeutet. Auch die Untersuchung und Datierung der gemischten Hortfunde sowie die aufgezeigten Stempelverbindungen passen einigermaßen zur vorgeschlagenen zeitlichen Abfolge.
Auf beides geht Picard nicht wirklich ein und begnügt sich damit, diese Münzen in einer großen diffusen Wolke verschwinden zu lassen

(ist vielleicht etwas hart ausgedrückt

). Mit "wenn nicht DI draufsteht ist es spät" liegt man dann halt immer richtig

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hjk hat geschrieben: ↑Sa 21.11.20 17:02
... Wobei für mich das Monogramm und die Ausprägung des Efeukranzes eher ausschlaggebend wäre als die windschiefigkeit der Prägung. ...
Das Monogramm hilft nur, die ganz frühen ΔΙ-Prägungen vom Rest zu unterscheiden, viel weiter scheint man damit nicht zu kommen. Wobei der Rest aber nicht zwangsläufig "spät" sein muss.
Ich bin auch überzeugt davon, dass der Stil (und dazu gehört auch die Windschiefigkeit) bei der Strukturierung dieses Typs irgend eine Rolle spielen muss. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Münze von kijach oben und beispielsweise diese hier:
https://www.acsearch.info/search.html?id=7202968
gleichzeitig in derselben Münzstätte geprägt wurden

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Da bleibt also forschungsmäßig noch etwas zu tun, warten wir es mal ab

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Gruß
Altamura