Zunächst einmal meine Gratulation zu diesem ausgewöhnlich gut erhaltenen Stück. Da ich selbst eine sehr umfangreiche Sammlung subaerater antiker Silbermünzen besitze, weiß ich die Qualität deines Stückes zu schätzen. Da es sich außerdem um ein wirklich interessantes Stück handelt, hier einige weiterführende Gedanken zu seiner Entstehung:
Zu den Titulaturen:
Av. GERM 83 AD – TR P XIIII 94 AD. IMP unter Büste nachträglich eingefügt, da unterschiedlicher Stil (verschiedene Graveure). Büste stilistisch in Ausführung und Gestaltung von der Norm offizieller Prägungen stark abweichend.
Rv. TR POT IIII 84 AD – IMP VIII-IX 85 AD – COS XI 85 AD.
Somit liegt der "terminus post quem" zu welchem die Vorderseite zu datieren ist bei 94 AD, die Rückseite dagegen bei 85 AD. Dazwischen liegt also ein Zeitraum von 9 – 10 Jahren, was gegen eine hybride Prägung spricht, wie shanxi bereits festgestellt hat.
Die Münze scheint nicht oder nur für kurze Zeit in Umlauf gewesen zu sein, da praktisch keinerlei Abnutzungs-/Umlaufspuren vorhanden sind. Hohlstellen an den erhabenen Stellen der Portraits und/oder Umschriften, wie ansonsten bei Subaeraten üblich, scheinen hier nicht vorhanden. Dagegen finden sich Einstiche oder Einhiebe insbesondere auf dem Revers, welche darauf hindeuten könnten, dass sie einer bewußten Entwertung dienten.
Zusammenfassend gibt es meiner Ansicht nach nur zwei Interpretationsmöglichkeiten:
1. Es handelt sich um Stempel, welche aus stilistischen Gründen, vor dem eigentlichen Prägevorgang, durch den „praepositus“ (obvers) bzw. auf Grund veralteter Titulaturen (revers) ausgemustert wurden. Ev. wurden diese dann von Münzarbeitern entwendet und zur Herstellung subaerater Fälschungen verwendet. Dem steht allerdings entgegen, dass man allgemein annimmt, dass ausgemusterte Stempel sofort vernichtet wurden.
2. Die Stempel sind nur ein Produkt antiker Falschmünzer und stammen aus einer irreguären oder besser illegalen Münzstätte.
In Erwartung einer angeregten und interessanten Diskussion.
