Die Tetrarchie auf Münzen

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

Moderator: Homer J. Simpson

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Homer J. Simpson
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Homer J. Simpson » Di 21.07.20 16:35

Lucius Aelius hat geschrieben:
Di 21.07.20 12:14
...
289 n.Chr. erhoben sich die Berberstämme der Quinquegentiani gegen Mauretania Caesariensis sowie die sich ihnen anschliessenden Bayern und Fraxinenser gegen Mauretania Stifensis. Im Jahre 297 n.Chr. ...
Bayern??? Hatten die da gerade ein Auswärtsspiel in der Liga Campionum Podoballistica, oder was machten die in Nordafrika??

Homer
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antoninus1
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von antoninus1 » Di 21.07.20 18:00

Homer J. Simpson hat geschrieben:
Di 21.07.20 16:35
Lucius Aelius hat geschrieben:
Di 21.07.20 12:14
...
289 n.Chr. erhoben sich die Berberstämme der Quinquegentiani gegen Mauretania Caesariensis sowie die sich ihnen anschliessenden Bayern und Fraxinenser gegen Mauretania Stifensis. Im Jahre 297 n.Chr. ...
Bayern??? Hatten die da gerade ein Auswärtsspiel in der Liga Campionum Podoballistica, oder was machten die in Nordafrika??

Homer
Da schaugst jetzt blöd, gell? :D
Gruß,
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Lucius Aelius
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Lucius Aelius » Di 21.07.20 19:16

"Bayern" ist die manchmal verwendete Übersetzung von "Bavaren".
Neben den Quaden hausten an der Donau einst die "Buren' - die haben mit den 1500 Jahre später in Südafrika auftretenden Siedlern natürlich auch nichts zu tun 😁
Gruss
Lucius Aelius

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Pegasvs
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Pegasvs » Di 21.07.20 22:40

Ich möchte gerne noch den typ-gleichen Follis Diocletians aus der Offizina A beisteuern:

RIC VI 31a, S. 427
Av. IMP DIOCLETIANVS P F AVG
Rv. SALVIS AVGG ET CAESS FEL KART
10,60g
28-29mm
Dateianhänge
Diocletianus RIC 31a Avers.jpg
Diocletianus RIC 31a Revers.jpg

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Lucius Aelius
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Lucius Aelius » Mi 22.07.20 12:39

Einen sehr schönen Follis zeigst du da, mit vielen klar erkennbaren Details.
Da frag ich mich wieder einmal aus Neue, ob sie in der Rechten nicht doch eher Datteln statt Ähren hält.

dattel.jpg
Gruss
Lucius Aelius

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Homer J. Simpson
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 22.07.20 13:06

Das halte ich für höchst plausibel. Auch die alten Römer konnten ja schon Ähren abbilden, und zwar ganz anders.

Homer
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von mike h » Sa 22.08.20 08:30

Diesen Maxentius muss ich auch hier einstellen..

Ich finde, der hat ne tolle Büste, eine besondere Vorderseitenlegende, und irgendwie scheint mir die Roma auch besonders sorgfältig ausgearbeitet zu sein.
Da hat sich der Stempelschneider nochmal besonders Mühe gegeben.
Kamp0129.017.1AR02.jpg
An diesem Stück hab ich fast nix gemacht... und der bleibt auch so.

Martin
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von alex456 » Sa 22.08.20 10:54

Ganz schön große Ohren hat der Gute😄 Kannst du da evtl. noch was rausholenden, oder sind die rauen Stellen Korrosion?

Gruß
Alex
P.s. Habe es ganz übersehen. Ja, denn kannst du so lassen.

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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von mike h » Sa 22.08.20 11:00

Ich denke, das ich mit weiteren Reinigungsversuchen nur noch Schaden anrichten kann.

Also lass ich es.
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Lucius Aelius
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Lucius Aelius » Mi 26.08.20 10:15

Follis des Caesars Severus II.
Mai 305 - Juli 306 n.Chr.
Prägestätte: Karthago, 3. officina monetae
RIC 40a
Gewicht: 10,0 g; Durchmesser: 28 mm


severus avers.jpg

Avers: Büste des Maximianus mit Lorbeerkranz n.r.
FLAVIVS VALERIVS SEVERVS NOBILIS CAESAR
Flavius Valerius Severus, der vornehme Caesar

severus revers.jpg

Revers: Tanit, die punische Fruchtbarkeitsgöttin und Schutzherrin der Stadt Karthago, steht frontal im langen peplos mit n.l. gewendetem Kopf, in ihrer Rechten hält sie Datteln am Zweig, in dr Linken vermutlich einen Olivenzweig. Die Römer setzten Tanit mit Juno Caelestis gleich.
In Vergils Werk „Aeneas“ wird Karthago als Lieblingsstadt der Juno dargestellt. Sie sorgt sich um ihre Stadt, weil sie deren zukünftige Zerstörung durch die Römer im Punischen Krieg vorhersieht. Folglich ist sie dem aus Troja fliehenden Aeneas, dem Ahnherrn des römischen Volkes, nicht wohlgesonnen. Ihr Groll gegen Aeneas entspringt zwei Kränkungen, die einst der Göttin von den Trojanern zugefügt wurden: das Urteil des Paris im Schönheitswettbewerb zwischen Juno, Minerva und Venus sowie dem Raub des Ganymed (den schönen Trojaner machte Zeus zum Mundschenk auf den Olymp, was vormals eine Tochter der Juno besorgt hatte).
Tanit/Juno-Folles prägte Karthago über mehrere Jahre für alle vier Tetrarchen. Die späteren Prägungen unter Maxentius zeigen Tanit/Juno in einem Tempel
(siehe Bild unten). Wir dürfen also annehmen, dass die früheren Folles der ersten Tetrarchie eine Tempelstatue zeigen und dass es einen Tempel der Tanit/Juno Caelestis in Karthago gab.
kkk.png
SALVIS AVGGVSTI ET CAESSARIBVS FELIX KARTHAGO
Das Wohlergehen der [beiden] Augusti und der [beiden] Caesaren (verspricht) ein glückliches Karthago
HERCVLII (im Feld)
[aus der Familie des] Herkules
Maximianus, Constantius Chlorus und Severus II. führten ihre Abstammung auf den tetrarchischen Schutzgott Herkules zurück. Der jeweilige Caesar wurde nicht nur in die Familien des Augustus adoptiert, sondern zugleich in dessen göttliche Familien der Herculii. Constantinus hingegen folgte dem theokratischen System nur noch halbherzig: „Hercules wurde nach 307 nicht zum bevorzugten Schutzgott Constantins, sondern blieb auf eine stark untergeordnete Rolle beschränkt. Genau gesehen formuliert auch das Panegyricus von 307 kein deutliches Bekenntnis Constantins zu Hercules als seinem neu entdeckten Schutzgott“ (Grünewald, Herrschaftspropaganda, S. 27 ff.).
Γ (im Abschnitt)
griechischer Zahlenbuchstabe „3“ als Kennzeichen der dritten officina
Das officina-System A bis Δ für behielt man in der zweiten Tetrarchie augenscheinlich bei. 305 n.Chr. Severus Caesar nahm die Stelle Constantius I. ein (bei den karthagenischen Folles prägte officina Γ für Constantius Caesar und später officina A für Constantius Augustus) und erhielt fortan dessen officina-Zeichen Γ. Hätten, rein hypothetisch, Severus und Maximinus Daia gleichzeitig die Erhebung zum Augustus erfahren, wäre somit Severus (wie Constantius I.) der ranghöhere Augustus von beiden gewesen.

Dieser Severus dürfte den ursprüngliche Silberanteil (etwa 9%) der Folles bereits durch unedlen Metalle ersetzt bekommen haben. Die bestanden nunmehr aus einer Zinn-Blei-Bronze-Legierung. Die Metallanalyse eines 10,91 g schweren Maximianus-Follis (Prägestätte Ticinum, ca. 300 - April 305 n.Chr.) ergab folgendes Ergebnis: Kupfer 90,06 %, Zinn 4,19 %, Blei 4,75 %, Silber 0,46 %, Eisen 0,30 %, Zink 0,08 % (Leschhorn, Die römischen Münzen, Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig 2006, S. 39).
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Lucius Aelius für den Beitrag (Insgesamt 3):
Amentia (Mi 26.08.20 11:26) • Numis-Student (Mi 26.08.20 19:55) • Zwerg (Mi 26.08.20 20:13)
Gruss
Lucius Aelius

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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 26.08.20 10:57

Hübsche Münzen, und Datteln scheinen wirklich am plausibelsten als Erklärung für das, was die Göttin hier in den Händen hat. Ich vermute, in beiden Händen.
Kleine Korrektur: Die Abkürzung NOB CAES steht für Nobilissimus Caesar, also überaus edler Caesar; auf einigen Folles (Maximinus Daia, Constantinssöhne) ist er ausgeschrieben.

Homer
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Lucius Aelius (Mi 26.08.20 12:19)
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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Lucius Aelius » Mi 26.08.20 11:00

Vielen Dank für deine Korrektur Homer.

Gruß
L.A.
Gruss
Lucius Aelius

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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Lucius Aelius » Mi 26.08.20 11:04

Zu deinem Vorschlag der beidhändig gehaltenen Datteln:
Optisch macht das allerdings nicht den Eindruck, siehe bspw. https://www.numisbids.com/n.php?p=lot&sid=3500&lot=533
Ich gehe allerdings mit dir, "Olivenzweig" überzeugt mich auch nicht.
Eine plausiblere Erklärung ist mir bis jetzt aber noch nicht eingefallen.
Ich hatte mir schon Weintrauben überlegt, aber da sollte eigentlich eine dreieckigere Form ersichtlich sein.
Gruss
Lucius Aelius

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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Numis-Student » Mi 26.08.20 20:06

Hallo Lucius,

vielen Dank für diesen gut lesbaren, attraktiv illustrierten Artikel.

Schöne Grüße
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Die Tetrarchie auf Münzen

Beitrag von Zwerg » Mi 26.08.20 20:35

Hat jemand Kontakt zu einem Botaniker?
Es sollte doch möglich sein, anhand guter Links (wie oben bei L.A.) Genaueres über die "Früchte" zu erfahren.

Grüße
Klaus
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