Schönheiten des Mittelalters!

Alles was von Europäern so geprägt wurde
Chippi
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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von Chippi » Mi 23.04.25 18:50

Ja, auch mit Riss im Schrötling ein absolutes Traumstück!

Gruß Chippi
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Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Atalaya
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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von Atalaya » Mi 23.04.25 19:10

Lackland hat geschrieben:
Mi 23.04.25 13:40
Heute kann ich eine weitere Schönheit vorstellen.

Frage an alle Leser: Kann eine Münze mit solch einem Riss eine Schönheit sein?
Und wie! Glückwunsch zu dem tollen Stück!
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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von Dittsche » Mi 23.04.25 20:43

Toll ausgeprägt, ohne Frage.

Ein derartiger Riss oder ein größerer Kratzer ins Porträt haben es bei mir aber sehr schwer.

Mal abgesehen davon, würde ich jedesmal beim anschauen schon zittern, dass sie bricht, weil sie sehr fragil wirkt.

BG
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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von Dittsche » Do 24.04.25 21:28

Nabend,

diesen Klever Pfennig habe ich von Herrn Knopik.

Grafschaft, später Herzogtum Kleve

Graf Dietrich VI. 1202 - 1260

Pfennig (Köpfchen)

0,45 gr., 12mm

Prägestätte unbekannt

Prägezeitraum: 1230er

Vs: Kopf von rechts, bedeckt mit einem netzförmigen Zierat als Mütze
[THEODOR]I[CUS] = (Dietrich)

Rs: Doppelfadenkreuz mit gebogenen Kugelenden
[HOLLAN]T

NOSS 1

Dies ist der erste nachgewiesene Typ für Kleve. Noss beschreibt, dass in der frühen Entwicklung von Kleve mit den Nachbargebieten entweder mit der Naturalwirtschaft ausgekommen sind oder die geldrischen und holländischen Pfennige im Umlauf waren. Durch die vielen Beziehungen von Kleve zu Holland, durch Fürstenhäuser und die Eingewanderten, lag es Nahe die holländischen Pfennige als Vorbild zu verwenden. Zum einen die Mütze, welche nach v. d. Chijs eine Besonderheit der holländischen Grafen gewesen war und zum anderen die Rückseitenumschrift HOLLANT.

Mit ein bissel Phantasie lassen sich in den Feldern des Doppelfadenkreuzes einige Zeichen/Buchstaben raten/vermuten. Es gibt unter Noss 4 diesen Typ mit einem Punkt in den Kreuzwinkeln. Im ungefähr gleichen Zeitraum gibt Noss an, dass weitere Pfennige mit Brustbild des Grafen auf der Vorderseite und Zeichen "PAX" in den Kreuzwinkeln geschlagen wurden. Auch hierzu gibt eine Variante mit einem sehr ähnlichem Doppelfadenkreuz. Ähnlich diesem Typ mit anderem, zum oben passenden Doppelfadenkreuz:

viewtopic.php?f=7&t=19391&p=610415&hili ... vi#p610415

Eine unedierte Variante aus den beiden Stempeln halte ich aber bisher aufgrund der schwach ausgeprägten Vermutungen zu weit hergeholt und belasse ihn bei dem ersten Klever Typ Noss 1. Ohne dem neuen Wissen über meinen Klever Heller (Schulten 1508), welcher auch nicht im Noss gelistet ist, wäre ich vielleicht auch nicht so kritisch.

BG Dittsche

Nebenbei: "Leider" finde ich momentan noch alles zu Interessant, um mich endlich mal für ein Gebiet zu entscheiden. Wat turnten die auch alle vor meiner Haustür rum.
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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von Numis-Student » Do 24.04.25 21:47

Dittsche hat geschrieben:
Do 24.04.25 21:28
Nebenbei: "Leider" finde ich momentan noch alles zu Interessant, um mich endlich mal für ein Gebiet zu entscheiden. Wat turnten die auch alle vor meiner Haustür rum.
Nabend,

Gegenfrage: Warum mit Zwang auf ein Gebiet beschränken, wenn man an mehreren Gebieten Freude hat ?

Am Anfang mag es einem etwas so vorkommen, dass es alles etwas zerfasert und nichts Substantielles da ist... Aber je länger man sammelt, desto leichter kommt man an einen Punkt, wo man mit einem Sammelgebiet entweder gar nicht weiterkommt (keine entsprechenden Angebote) oder kaum weiterkommt (nur noch teure "Fehlstellen" in der Sammlung)... Da ist es doch toll, wenn man dann auch auf andere Bereiche ausweichen kann.

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von Dittsche » Do 24.04.25 22:13

Mit den Fehlstellen ist natürlich ein Argument. Bei meinem ersten Sammelthema vom Franzerl merke ich das nun zu gut.

Unter Zwang natürlich nicht, kommt Zeit kommt Rat und Hauptsache Spaß in de Backen.

Einziges Problem, dass ich jetzt das nächste Regal mit Römern voll mache. Ich hatte schon erwähnt, dass ich mindestens 500 werden muss.

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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von Lackland » Do 24.04.25 22:19

Dittsche hat geschrieben:
Do 24.04.25 22:13

Einziges Problem, dass ich jetzt das nächste Regal mit Römern voll mache. Ich hatte schon erwähnt, dass ich mindestens 500 werden muss.
Ich möchte auch weitersammeln bis ich 500 bin! :D

Ganz im Ernst: Sammle das was Dir Spaß macht und Dich interessiert! Du sammelst ja in erster Linie für Dich selbst!

Viele Grüße
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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von Salier » Fr 25.04.25 16:43

Lackland hat geschrieben:
Do 24.04.25 22:19
Ganz im Ernst: Sammle das was Dir Spaß macht und Dich interessiert! Du sammelst ja in erster Linie für Dich selbst!

Viele Grüße
Ulrich
Da gebe ich Ulrich recht. Die Hauptsache ist, das Du Freude daran hast. :D

Viele Grüße
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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von züglete » Sa 03.05.25 14:20

Nicht selten
Handheller Hall in Schwaben
PXL_20250503_093439323.PORTRAIT.ORIGINAL.jpg
PXL_20250503_093505894.PORTRAIT.ORIGINAL.jpg
Mit etwas gutem Willen kann ich H A L L A lesen, scheint aber danach noch ein Buchstabe zu sein.
Rückseitig Striche und Kreuze.

Grüsse züglete
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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von QVINTVS » So 04.05.25 16:03

Auch wenn Haller Pfennige nicht selten sind, ist eine gute Erhaltung, hier in ss+, nicht sehr häufig. Nachdem sie mein zweites Spezialgebiet sind beschreibe ich einmal genauer und gebe einige Hinweise. So manche Lesenden werden sich wundern, was ich alles schreibe.

AV: Die Legende beginnt bei 7 Uhr:•H•A•L•L•A(•), unter der Hand /•\, das die Legende "trennt"; kleine breite rechte Hand, Finger parallel, Daumenspitze weist nach außen. Die Hand berührt unten den Linienkreis und es ist kein Unterarmansatz sichtbar.
RV: xI•IxI•IxI•IxI•I; Malteserkreuz mit stumpfen Gabeln, darin Kugel; Spitzen der Gabeln berühren (fast) den Linienkreis, Vierschlag. Die Kugeln in der Pseudolegende und in den Gabeln des Kreuzes korrespondieren. Es gibt auch eine Variante, bei der die Kugeln in den Gabeln mit den x korrespondieren.
Schrötling: rund, Rand: erhaben/aufgehämmert.

Die Form des Schrötlings und der aufgehämmerte Rand weise in die frühere Prägephase dieses Pfennigtyps. Von diesem Typ gibt es zahlreiche Varianten mit unterschiedlicher Anzahl von Kugeln unter der Hand, auch einem Kreis. Typisch ist der aufgehämmerte Rand, der bei jüngeren und jüngsten Stücken nicht mehr vorkommt.
Malteserkreuz, weil die "Balken" des Kreuzes nicht gerade, sondern V-förmig ausgeprägt wurden. Ein typisches Balkenkreuz weisen die ganz späten Balkenkreuztypen auf: https://www.acsearch.info/search.html?id=11896755 - Oben rechts, gut ist der Unterschied zu zügeletes Pfennig sichtbar.
Mir ist aufgefallen, dass es zahlreiche unterschiedliche Kreuzformen, einschließlich der Gabelformen, gibt.

Lit.: Raff 9.2 Variante. Raff ist hier leider ungenau, denn eigentlich ist es der identische Typ zu 9 (hier auch der Daumen parallel), aber er teilt die Buchstaben anders auf und den Typ mit /•\ gibt er nicht an. Er ist nicht so selten.
Datierung: 2. Viertel des 13. Jh. lt. Raff. Das dürfte zu früh sein. Ich gehe von einer Prägung in der zweiten Hälfte des 13. Jh. aus.
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Viele Grüße

QVINTVS

Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen,
und wer sie aufzuheben versteht,
hat ein Vermögen.

Jean Anouilh (franz. Dramatiker, 1910 - 87)

Ebay-Alternative nutzen: https://www.muenzauktion.info

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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von züglete » So 04.05.25 16:12

Vielen Dank für diese umfangreiche Beschreibung.

Grüsse züglete

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Re: Schönheiten des Mittelalters!

Beitrag von TorWil » Mo 05.05.25 08:55

Ein Penny von Aethelred II. mit der Darstellung der Hand Gottes, für mich eine der eindrucksvollsten Botschaften auf mittelalterlichen Münzen. Kurz vor der Jahrtausendwende wo viele an den Untergang der Welt glaubten, die Botschaft das Gott die seinigen beschützt, im Zeichen von Alpha und Omega.

Leider nur ein Fragment, aber immer noch gut bestimmbar.

Penny, Aethelred II., Canterbury, noch Stolze 0.93 Gramm:

VS: Büste mit Krone n.l., + ÆTHELRED REX ANG
RS: Hand Gottes zwischen Λ und ω, + ÆLFZTAN M-O CÆNT
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Jede identifizierbare Münze ist Sammelwürdig. Eine Münze ist immer soviel Wert wie man bereit ist dafür auszugeben.

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